約 3,884,163 件
https://w.atwiki.jp/zeitvertreib/pages/74.html
ルーマン関連テキスト http //erdferkel.supersized.org/archives/483-Die-Geschichte-von-dem-Mann-der-mit-Luhmann-nicht-kann.html Die Geschichte von dem Mann der mit Luhmann nicht kann Wed, Jun 17. 2009 Wie ich vorher feststellte, schrieb ich hier noch nie über den Mann, der mit Luhmann nicht kann. Das ist bedauerlich, aber leicht zu ändern. Ich hoffe, dass meine Erinnerungen mich nach dieser langen Zeit nicht allzu sehr trügen, doch bin ich zuversichtlich, dass dlg (der auch anwesend war) im Zweifelsfall korrigierend kommentieren wird1. Vor vielen Jahren besuchte ich an meiner allerersten und bislang einzigen technischen Uni ein Philosophieseminar mit dem wunderschönen Titel Der Konstruktivismus der Postmoderne (vor allem des Titels wegen, das gebe ich ehrlich zu). Wie es an technischen Unis bei philosophischen Veranstaltungen so üblich zu sein scheint, nahmen weit mehr Senioren als gewöhnliche Studenten teil, denn anscheinend gab es eine Gruppe von Seniorstudenten, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, jede angebotene Philosophieveranstaltung mindestens einmal zu besuchen2. Dabei entwickelten einige ein befremdliches Instrumentarium an Standardfragen und Kommentaren, das bei vielen vor allem auf Kant zurückzugreifen schien. Ich will hier gewiss nicht missverstanden werden — schon durch ihre weit überdurchschnittliche Motivation und das Fehlen jeglicher Scheu belebten sie das Seminar ungemein — doch mussten wir gewöhnlichen Studierenden meiner Altersklasse oft darum kämpfen, überhaupt Gehör zu finden und nicht in der Übermacht der Älteren unterzugehen. Einer von jenen, Herr M., ein pensionierter Lehrer, hatte durch pädagogische Reformen vergangener Jahrzehnte eine starke Abneigung gegen Niklas Luhmann entwickelt. All die Jahre hatten Luhmanns Thesen M.s Leben erschwert, und nun traf M. in einem Seminar unerwartet auf seinen alten Erzfeind. Nur dass M. lebte, und Luhmann nicht; M. konnte anklagen, und Luhmann hatte — da nur Papier — geduldig zu erdulden. Der Zeitpunkt für M.s Rache war gekommen. Als Professor N. die Diskussion eröffnete begannen Herrn M.s Augen zu glimmen. “Wir sprachen,” so setzte er an, “über Kant.” N. unterbrach ihn irritiert blickend “Wann war denn das?” “Vor drei Semestern. Und im letzten.” “Ach so. Und was hat das mit dem Text zu tun?” “Dazu komme ich gleich. Ein wichtiges Thema bei Kant war die Askese…” “Aber Herr M., ich bitte Sie, bleiben Sie beim Text.” “Gleich! Ich frage Sie — wo ist bei Luhmann die Askese?” Triumphierend blickte M. in die Runde. “Ich seh’ sie nicht! Wo ist… bei Luhmann… die Askese!?” N. schaffte es schließlich, M. zu überzeugen, dass es von Vorteil sei, sich erst auf Luhmanns Text zu beschränken, und dann — wenn die Zeit noch reichen sollte — einen Vergleich zu Kant anzustellen (schnell genug, bevor die anderen Senioren ebenfalls den Kant ergriffen, der um so vieles vertrauter war als die seltsame Systemtheorie), und doch wies M. in der verbleibenden guten Stunde immer wieder genüsslich auf Luhmanns Mangel an kantscher Askese hin, woraufhin N. ihn geduldig vertröstete und zu größerer Textnähe ermahnte. Doch wenn Luhmanns Werk immer noch in vielen Disziplinen hoch geschätzt, auch wenn sein Zettelkasten immer noch nicht ausgewertet ist, so hatte M. doch die entscheidende Schwachstelle der Systemtheorie entdeckt. Ich sah M. den Rest des Semesters wöchentlich, und nur einmal wirkte er ebenso zufrieden wie am Tag seines entscheidenden Siegs über Luhmann. Als nämlich ein anderer Text auf Luhmann wandte M. sich hämisch grinsend an die Runde “Ich frage Sie alle immer noch Wo ist bei Luhmann Kants Askese?” Doch diesmal konnte N. das Thema deutlich leichter wechseln. Danach begegnete ich M. nie wieder, aber ich stelle mir manchmal vor, dass er immer noch durch die Seminarräume streift und gelegentlich genüsslich “Wo ist denn nun bei Luhmann die Askese?” ruft um sich am späten Ausgleich für die von Luhmann ausgelösten Missetaten zu erfreuen. Ich würde es ihm gönnen. Luhmann hingegen begegnete ich ein weiteres Mal in einer Hausarbeit in der Soziologie. Dadurch lernte ich zwar den Unterschied zwischen Sozialisation und Erziehung kennen, fand mich aber weit weniger bereichert als bei unserer ersten Begegnung. Kants Askese habe ich dort nicht gefunden, allerdings habe ich sie auch nicht wirklich gesucht. 1 Und wenn es keine Zeugen mehr für andere Verläufe gibt, dann war es wohl eben so. So funktioniert Geschichte. 2 Dabei sei ihnen verziehen, dass sie die Vorlesungen der theoretischen Informatik gewöhnlich vollkommen ignorieren, auch wenn mir dies zutiefst unverständlich ist. Ist die Unentscheidbarkeit denn nicht der gnadenlose Schlussstrich unter der Queste nach dem Wissen über alle formalisierbaren Wahrheiten, Gödels brutales Ende einer Linie, die mindestens von Leibniz bis hin zu Hilbert verläuft? Wie kann ein philosophisch interessierter Mensch die logische Wissenexplosion des hinteren 19. Jahrhunderts ignorieren, und wo erfährt man darüber mehr als in der Informatik, wenn die Mathematik eine Logik-Professur für entbehrlichen Luxus hält und ein einziger Philosophie-Professor einen ganzen Campus versorgen muss? Und wo sonst erhält man die Gelegenheit, nicht nur eine Unendlichkeit zu erblicken, sondern derer unendlich viele, eine mächtiger als die andere? (Schon den Anblick der dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen. Wobei — “Potenzmenge der reellen Zahlen”, doch das halte ich aus und kann ich mir vorstellen. Gut, dann ist erst die vierte oder fünfte zu schrecklich.)[[ Die Geschichte von dem Mann der mit Luhmann nicht kann Wed, Jun 17. 2009 Wie ich vorher feststellte, schrieb ich hier noch nie über den Mann, der mit Luhmann nicht kann. Das ist bedauerlich, aber leicht zu ändern. Ich hoffe, dass meine Erinnerungen mich nach dieser langen Zeit nicht allzu sehr trügen, doch bin ich zuversichtlich, dass dlg (der auch anwesend war) im Zweifelsfall korrigierend kommentieren wird1. Vor vielen Jahren besuchte ich an meiner allerersten und bislang einzigen technischen Uni ein Philosophieseminar mit dem wunderschönen Titel Der Konstruktivismus der Postmoderne (vor allem des Titels wegen, das gebe ich ehrlich zu). Wie es an technischen Unis bei philosophischen Veranstaltungen so üblich zu sein scheint, nahmen weit mehr Senioren als gewöhnliche Studenten teil, denn anscheinend gab es eine Gruppe von Seniorstudenten, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, jede angebotene Philosophieveranstaltung mindestens einmal zu besuchen2. Dabei entwickelten einige ein befremdliches Instrumentarium an Standardfragen und Kommentaren, das bei vielen vor allem auf Kant zurückzugreifen schien. Ich will hier gewiss nicht missverstanden werden — schon durch ihre weit überdurchschnittliche Motivation und das Fehlen jeglicher Scheu belebten sie das Seminar ungemein — doch mussten wir gewöhnlichen Studierenden meiner Altersklasse oft darum kämpfen, überhaupt Gehör zu finden und nicht in der Übermacht der Älteren unterzugehen. Einer von jenen, Herr M., ein pensionierter Lehrer, hatte durch pädagogische Reformen vergangener Jahrzehnte eine starke Abneigung gegen Niklas Luhmann entwickelt. All die Jahre hatten Luhmanns Thesen M.s Leben erschwert, und nun traf M. in einem Seminar unerwartet auf seinen alten Erzfeind. Nur dass M. lebte, und Luhmann nicht; M. konnte anklagen, und Luhmann hatte — da nur Papier — geduldig zu erdulden. Der Zeitpunkt für M.s Rache war gekommen. Als Professor N. die Diskussion eröffnete begannen Herrn M.s Augen zu glimmen. “Wir sprachen,” so setzte er an, “über Kant.” N. unterbrach ihn irritiert blickend “Wann war denn das?” “Vor drei Semestern. Und im letzten.” “Ach so. Und was hat das mit dem Text zu tun?” “Dazu komme ich gleich. Ein wichtiges Thema bei Kant war die Askese…” “Aber Herr M., ich bitte Sie, bleiben Sie beim Text.” “Gleich! Ich frage Sie — wo ist bei Luhmann die Askese?” Triumphierend blickte M. in die Runde. “Ich seh’ sie nicht! Wo ist… bei Luhmann… die Askese!?” N. schaffte es schließlich, M. zu überzeugen, dass es von Vorteil sei, sich erst auf Luhmanns Text zu beschränken, und dann — wenn die Zeit noch reichen sollte — einen Vergleich zu Kant anzustellen (schnell genug, bevor die anderen Senioren ebenfalls den Kant ergriffen, der um so vieles vertrauter war als die seltsame Systemtheorie), und doch wies M. in der verbleibenden guten Stunde immer wieder genüsslich auf Luhmanns Mangel an kantscher Askese hin, woraufhin N. ihn geduldig vertröstete und zu größerer Textnähe ermahnte. Doch wenn Luhmanns Werk immer noch in vielen Disziplinen hoch geschätzt, auch wenn sein Zettelkasten immer noch nicht ausgewertet ist, so hatte M. doch die entscheidende Schwachstelle der Systemtheorie entdeckt. Ich sah M. den Rest des Semesters wöchentlich, und nur einmal wirkte er ebenso zufrieden wie am Tag seines entscheidenden Siegs über Luhmann. Als nämlich ein anderer Text auf Luhmann wandte M. sich hämisch grinsend an die Runde “Ich frage Sie alle immer noch Wo ist bei Luhmann Kants Askese?” Doch diesmal konnte N. das Thema deutlich leichter wechseln. Danach begegnete ich M. nie wieder, aber ich stelle mir manchmal vor, dass er immer noch durch die Seminarräume streift und gelegentlich genüsslich “Wo ist denn nun bei Luhmann die Askese?” ruft um sich am späten Ausgleich für die von Luhmann ausgelösten Missetaten zu erfreuen. Ich würde es ihm gönnen. Luhmann hingegen begegnete ich ein weiteres Mal in einer Hausarbeit in der Soziologie. Dadurch lernte ich zwar den Unterschied zwischen Sozialisation und Erziehung kennen, fand mich aber weit weniger bereichert als bei unserer ersten Begegnung. Kants Askese habe ich dort nicht gefunden, allerdings habe ich sie auch nicht wirklich gesucht. 1 Und wenn es keine Zeugen mehr für andere Verläufe gibt, dann war es wohl eben so. So funktioniert Geschichte. 2 Dabei sei ihnen verziehen, dass sie die Vorlesungen der theoretischen Informatik gewöhnlich vollkommen ignorieren, auch wenn mir dies zutiefst unverständlich ist. Ist die Unentscheidbarkeit denn nicht der gnadenlose Schlussstrich unter der Queste nach dem Wissen über alle formalisierbaren Wahrheiten, Gödels brutales Ende einer Linie, die mindestens von Leibniz bis hin zu Hilbert verläuft? Wie kann ein philosophisch interessierter Mensch die logische Wissenexplosion des hinteren 19. Jahrhunderts ignorieren, und wo erfährt man darüber mehr als in der Informatik, wenn die Mathematik eine Logik-Professur für entbehrlichen Luxus hält und ein einziger Philosophie-Professor einen ganzen Campus versorgen muss? Und wo sonst erhält man die Gelegenheit, nicht nur eine Unendlichkeit zu erblicken, sondern derer unendlich viele, eine mächtiger als die andere? (Schon den Anblick der dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen. Wobei — “Potenzmenge der reellen Zahlen”, doch das halte ich aus und kann ich mir vorstellen. Gut, dann ist erst die vierte oder fünfte zu schrecklich.)
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2038.html
第3幕 1.情景 (モーゼ登場 彼に続いてアロンが枷をはめられた囚人として引きずられ 二人の兵士に肩と腕を掴まれて現れる そのあとには70人の長老) 【モーゼ】 アロンよ もう十分だ! 【アロン】 私を殺すのか? 【モーゼ】 問題ではない そなたの命など… 【アロン】 約束の地が… 【モーゼ】 偶像だ… 【アロン】 偶像のうちに私は語らねばならなかった そなたが概念のうちに 心に そなたが脳に語りかけるものを - 【モーゼ】 そなたからは 言葉が偶像とともに 逃げ去ったが そなたは自分を閉じ込め 生きることとなったのだ 偶像のうちに そなたが偽りで 民のために作った 根源からも 想念からも疎外されて そなたには十分でなくなったのだ 言葉も偶像も… 【アロン】 (さえぎって) …目に見える奇跡を私は行う運命だったのだ 言葉も偶像もこの口の中から出てこないときには! 【モーゼ】 …それで満足なのか そなたは ただその事実に 行為に? それでそなたは仕立て この杖を先導者に わが力を解放者となし そしてナイルの水で示そうとした 全能を… そこで願ったのだ そなたは 実際に 現実に 足を踏み入れようと 現実にはない土地 乳と蜜の流れるところに それで打ったのだ そなたは岩の上を それに話しかける代わりに そなたが命じられたように 水が岩から流れ出るようにと… 剥き出しの岩から言葉が 元気づけるものを紡ぎ出すようにと… 【アロン】 決してそなたの言葉が解釈されぬことはなかったのだ 民に そこで杖を持って私は語ったのだ 岩に向かって彼の言葉で 民が理解できるように 【モーゼ】 そなたは語るのだ ずっと稚拙に そなたが理解しているよりも なぜならそなたは知っているからだ 岩が偶像だと 砂漠や茂みと同じように: この三つとも 肉体に与えてはくれぬ それが必要なものを 精神や魂に対しても 永遠の生を願うのに必要なものを十分には 岩さえも すべての偶像と同じように 言葉に従い そしてその岩は現象となったのだ ならばそなたが民を得たのは 永遠なるお方のためではなく 自らのため… 【アロン】 民の自由のためだ 一つの民となるための! 【モーゼ】 仕えること 神の想念に仕えることが 自由なのだ この民が選ばれるには そなたはしかし従わせた 民を奇異なる神々に 従わせたのだ かの子牛と 炎と-そして雲の柱とに なぜならそなたは民と同じように振舞い 同じように感じ 同じように考えるからだ そして そなたが示す神は 無力な偶像であり 自らを超える法に縛られている 約束したことを果たさなければならず 求められたことを行わねばならず 縛られているのだ 自らの言葉に 人間が行動するように - 善であれ悪であれ - その神は 彼らの悪を罰し 彼らの善に報いねばならぬ しかし 人間は独立して行動するのだ 自らが選択したことを その自由な意志で ここで偶像はすでに支配している 想念を それを表現する代わりに 全能なるお方は - 何を常に持っておられようと - 何にも義務付けられず 拘束されることはない 束縛されぬのだ 邪悪な者の行いにも 善き者の祈りにも 悔いたる者の犠牲にも 偶像は導きそして支配する そなたが解放したこの民を そして奇妙な願いこそかの民の神々 そして民を再び奴隷に戻すのだ 神のない享楽のもとへと そなたは神を裏切り 神々に売ったのだ 想念を偶像に この 選ばれた民を異国の民に 常ならぬものを平凡なるものに 【兵士】 こやつを殺しますか? 【モーゼ】 常に 汝らが諸国民の間に 交わり そして活かすとき 汝らに与えられし力 汝らが選ばれて保有することとなり 神の想念のために戦うための力を そして汝らが使うとき その贈り物を誤った そして些細な目的 競い合うことに 異国の民と その賤しき 喜びを求めて 常に 汝らが 望みなき砂漠を捨てて 汝らに贈られた力で最高位に昇りつめることあらば 常に汝らは再び 下に投げだされるであろう その成功から 濫用のため 再び砂漠へと (兵士たちに) 彼に自由を与えよ もし力があれば 彼は生きるであろう (アロンは解放され 立ち上がり倒れて死ぬ) 【モーゼ】 だが 砂漠で汝らは無敵だ いつか目的に達するであろう 神と一体となって DRITTER AKT 1. Szene (Moses tritt auf, ihm folgt Aron, gefesselt, ein Gefangener, wird hereingeschleift, von zwei Kriegern an Schultern und Armen festgehalten. Nach ihm die 70 Ältesten) MOSES Aron, nun ist es genug! ARON Willst du mich morden? MOSES Es geht nicht um dein Leben… ARON Das gelobte Land… MOSES Ein Bild… ARON In Bildern sollte ich reden, wo du in Begriffen; zum Herzen, wo du zum Hirn sprichst - MOSES Du, dem das Wort mit dem Bild davonläuft, du weilst selbst, lebst selbst in den Bildern, die du vorgibst, fürs Volk zu erzeugen. Dem Ursprung, dem Gedanken entfremdet, genügt dir dann weder das Wort noch das Bild… ARON (unterbrechend) … sichtbare Wunder sollte ich tun, wo das Wort und das Bild des Mundes versagten! MOSES … da genügte dir nur mehr die Tat, die Handlung? Da machtest du den Stab zum Führer, meine Kraft zum Befreier, und Nilwasser beglaubigte die Allmacht… Da begehrtest du leiblich, wirklich, mit Füßen zu betreten ein unwirkliches Land, wo Milch und Honig fließt. Da schlugst du auf den Felsen, statt zu ihm zu sprechen, wie dir befohlen, daß Wasser aus ihm fließe… Aus dem nackten Felsen sollte das Wort Erquickung schlagen… ARON Niemals kam dein Wort umgedeutet ans Volk. Mit dem Stab deshalb sprach ich zum Felsen in seiner Sprache, die auch das Volk versteht. MOSES Du sagst es schlechter, als du es verstehst, denn du weißt, daß der Felsen ein Bild, wie die Wüste und der Dornbusch drei, die dem Leib nicht geben, was er braucht, gegen den Geist, der Seele, was deren Wunschlosigkeit zu ewigem Leben genug ist. Auch der Felsen, wie alle Bilder, gehorcht dem Wort, daraufhin er Erscheinung geworden war. So gewannst du das Volk nicht für den Ewigen, sondern für dich… ARON Für seine Freiheit, daß es ein Volk werde! MOSES Dienen, dem Gottesgedanken zu dienen, ist die Freiheit, zu der dieses Volk auserwählt ist. Du aber unterwarfst es fremden Göttern, unterwarfst es dem Kalb und der Feuer- und der Wolkensäule. Denn du tust wie das Volk, weil du fühlst wie es und so denkst. Und der Gott, den du zeigst, ist ein Bild der Ohnmacht, ist abhängig von einem Gesetz über sich; muß erfüllen, was er versprochen hat; muß tun, um was er gebeten wird, ist gebunden an sein Wort. Wie die Menschen handeln - gut oder böse - so muß er strafen ihr Böses, belohnen ihr Gutes. Aber der Mensch ist unabhängig und tut, was ihm beliebt aus freiem Willen. Hier beherrschen die Bilder bereits den Gedanken, statt ihn auszudrücken. Ein Allmächtiger – was immer er auch halte - ist zu nichtsverpflichtet durch nichts gebunden. Ihn bindet nicht die Tat des Frevlers, nicht das Gebet des Guten, nicht das Opfer des Reuigen. Bilder führen und beherrschen dieses Volk, das du befreit hast und fremde Wünsche sind seine Götter und führen es zurück in die Sklaverei der Gottlosigkeit und der Genüsse. Verraten hast du Gott an die Götter, den Gedanken an die Bilder, dieses auserwählte Volk an die andern, das Außergewöhnliche an die Gewöhnlichkeit… DIE KRIEGER Sollen wir ihn töten? MOSES Immer, wenn ihr euch unter die Völker mischt und verwendet euere Gaben, die zu besitzen ihr auserwählt seid, um für den Gottesgedanken au kämpfen, und ihr verwendet euere Gaben zu falschen und nichtigen Zwecken, um im Wettbewerb mit fremden Völkern an ihren niedrigen Freuden teilzunehmen, immer, wenn ihr die Wunschlosigkeit der Wüste verlaßt und euere Gaben euch zur höchsten Höhe geführt haben, immer werdet ihr wieder heruntergestürzt werden vom Erfolg des Mißbrauches, zurück in die Wüste. (zu den Kriegern) Gebt ihn frei, und wenn er es vermag, so lebe er. (Aron frei, steht auf und fällt tot um) MOSES Aber in der Wüste seid ihr unüberwindlich und werdet das Ziel erreichen Vereinigt mit Gott. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ 藤井宏行 Schönberg,Arnold/Moses und Aron
https://w.atwiki.jp/oper/pages/895.html
第三幕 Nr. 8 -導入 男たち、後からバロンチェリ、遅れてチェッコ、最後にリエンツィ。 幕が上がる。古代ローマの円柱や立像の瓦礫が積み重ねられた広場。 このナンバーの初めに、遠くからカピトールの鐘が不規則にー変ニ音でー響いてくるのが聞こえる。民衆がひどく興奮しながら舞台に集まっている。 民衆 聞いたか?あのニュースのことだ! 家に鍵をかけて財産を守れ! 貴族どもが夜のうちに逃げて、 もうすぐこっちに攻めてくるんだ! リエンツィ!リエンツィ!護民官はどこだ! バロンチェリ (登場しながら) 我々は欺かれた! 平和の人質は逃げてしまったぞ。 民衆 リエンツィはどこだ? バロンチェリ 全部あいつが悪いんだ! あの時やつらはすでに裏切っていたんだから さっさと処刑しておけば済んだことなのに。 ところが護民官ときたら慈悲をかけて解放してやるんだから! もうあのばか!取り返しがつかないじゃないか! 民衆 リエンツィ!リエンツィ!護民官を捜せ! チェッコ (入ってきて) まったく、もう何て騒ぎだ!あっちもこっちも! 貴族どもが武装して 街を攻めてくるぞ! ちくしょう、赦したりしたからこんなことになるんだ! あいつらの罪を我々の血で償う羽目になるぞ。 民衆 リエンツィに訴えよう!ここに呼び出すんだ! リエンツィ!リエンツィ!リエンツィ! リエンツィ (出てきて) そなたらの叫びの意味は分かっている。私自身 そなたらと同じように激しい怒りに燃えているのだ。 あいつらめ、そなたらのおかげで自由になれたはずなのに、 誓いを破ったとは! 待っていろ、このまえの三倍もの罰を与えてくれる! バロンチェリ、チェッコ、民衆 とんだことをしてくださいましたね。 あの時釈放したのが間違いだったんですよ! リエンツィ たしかにそうだ。言い返すつもりはない。 今後はもっと気を引き締めて、 法律を決して曲げぬようにしよう。 貴族どもを根絶やしにするのでなければ 我々は多大な犠牲を払うことになる! ローマを攻めようとするやつらよ、皆呪われよ! チェッコ どうするのです? 民衆 何をなさるおつもりですか? リエンツィ ローマの自由を守り、 裏切り者を打ちのめしてやるのだ! バロンチェリ それでは我々の命を ないがしろになさろうというのですか? 民衆 我々の血を使って復讐なさるのですか? リエンツィ 我々には正当な権利がある。 慈悲心を捨てて立ち向かおう。 今こそ悪者たちをやっつけてやろうではないか。 こうした事情ならば全世界が認めてくださるだろう。 民衆 よし、あの悪党どもに我々の怒りをぶちまけ、 不実な血を流してやろう! でもリエンツィ、どうしたらよいのですか? 我々は心構えをしてあなたについてまいります! リエンツィ さあ、ローマ人たち、立ち上がれ!男なら皆 武器を取って戦いに向かうのだ! ローマを蘇らせた神は 戦うそなたらをきっと導いてくださるだろう。 そなたらの新たな旗をなびかせ、 そなたらの名誉のため、喜ばしく戦おう! そして合言葉が響き渡る: 聖霊の騎士! リエンツィ、バロンチェリ、チェッコ、民衆 さあ、ローマ人たち、立ち上がれ!男なら皆 武器を取って戦いに向かうのだ! ローマを蘇らせた神は 戦うそなたらをきっと導いてくださるだろう。 そなたらの新たな旗をなびかせ、 そなたらの名誉のため、喜ばしく戦おう! 高慢な敵は倒され、 自由なローマ人が勝利を収める。 皆はそれぞれ喧騒の中散っていく。 民衆 武器を取りに行こう! Nr. 9 - 情景とアリア アドリアーノ (出てきて) 神よ、もうすべては決まってしまった! 民衆は武器を取りに帰る。悪夢ではないのだ! ああ、大地よ、悲嘆にくれる僕を飲み込んでくれ! こんなにつらい運命があるだろうか。 誰が僕をこんな権力下に追いやったのだろう。 リエンツィ、僕を苦しめる人。あなたはこの不幸な男を さらに苦しめようとなさるのですね! 僕はどちらに足を向けたらいいんだろう? 騎士の誇りたる剣はどこに行ってしまったのだ? イレーネの兄に従うべきだろうか? 僕が父の首を取るのか? 彼はがっくりと崩れた円柱の一つを足元に下ろす。 人生が花開く時に、僕は苦しみに追いやられ、 騎士道精神も力を貸してはくれない。 あらゆる希望は失せ、 幸福や栄光が僕を包むことは決してないのだ。 青春の輝きは 暗黒におおわれる。 だが、暗い均熱を通して 美しい愛の光が心に届くのだ。 僕はどこにいたんだろう?ここはどこだ? 鐘の音だ、どうしよう、もう遅い! どうしたらいいだろう、そうだ、やるべきことは一つだ! 急いで父のところに行こう。 もしかしたら仲直りできるかもしれないぞ。 父の足にしがみついて、必死に頼めば 父だって聞かざる得ないだろう。 護民官の心も和らぐはずだ。 憎しみの渦を平和に変えなければ! (ひざまずいて) 慈悲深き神よ、切に祈ります。 皆の心が愛に満ちるようにお計らいください。 和解が聖なる務めにつながるよう、 僕に力と祝福をお与えください! 急いで退場。 Nr. 10 - フィナーレ 後方から戦争の合図が聞こえる。ローマの市民たちが武装し、武器を手にして元気よく行進してくる。彼らの行進は祭司と僧侶たちの列によっていったん中断する。ー妻や娘たちも同行している。-高位聖職者の登場。-ふたたび行進が始まる。リエンツィと元老院議員たちが甲冑に身を包み、馬に乗って現れる。-イレーネと婦人たち。 リエンツィが馬から降りる。 リエンツィ さあ、一世紀にもわたる恥辱を償う その時が近づいた! 悪人どもは倒れ、 自由なローマ人は高らかに勝利を歌うだろう! さあ、戦争賛歌を歌え。 きっと敵は怖じ気つくだろう。 聖霊の騎士! 戦争賛歌 人々 羊飼いでも聖職者でもローマ人は皆立ち上がれ! ローマの名誉を汚すやつは呪われよ! もはやこのような恥辱は許されない。 裏切り者には死を、あんなやつらに神のご加護はない! ローマ人の勝利を祝うために、 トランペットは高らかに鳴り、太鼓は連打するだろう。 馬は駆け、剣がぶつかり合って、 今日こそ勝利を収めるのだ! 旗がなびき、槍が輝く! リエンツィ、祭司たち、僧侶たち、ほかの全員 聖霊の騎士! 隊列は動き出そうとする。リエンツィが再び馬に乗ろうとした時、アドリアーノが入ってくる。 アドリアーノ (息せき切って) 待って!やめてください、護民官! 戦いを中止して、僕の話を聞いてください! リエンツィ きみもかわいそうだが、はっきり言っておこう。 きみの一族は呪われるべきなのだ! アドリアーノ 戦いはやめてください。もう一度お願いします! お心を和らげてください。 僕はあなたのご命令なしではありましたが、 何とか戦いを回避しに出かけようとしたのです。 でも、門が全部閉まっていて… だからここでお願いします! 父と話しに行かせてください、 そうすれば流血沙汰を起こすことなく解決します! リエンツィ かわいそうなやつだ。だが、きみが ローマの血を流そうとするやつらに 慈悲をかけてやったばかりにこんなことになったのだぞ。 もう何も言うな!子供の忠誠心など何の役にも立たない! アドリアーノ 何をなさろうとしておいでなのかよく考えてください! 命を大切になさってください。どうか矛先は僕に! 永遠の忠誠による、新たな同盟のために、 僕の命を担保に取ってください! リエンツィ さあ、ローマ人たちよ、急げ。彼のことは気にするな。 彼らは皆戦いを望んでいる。行くぞ。 アドリアーノ あなたのお足元で切にお願いいたします! こんなことをなさっては後悔なさいます! リエンツィ きみが私の心を動かすころには 世界が崩れているだろうね。 アドリアーノ リエンツィ、お願いです、 復讐をお望みなら僕の首を切ってください! リエンツィ きみは血迷ってしまっている。立ちなさい。 運命に任せるしかない。 リエンツィは馬に乗り、出陣の合図をする。 アドリアーノ (立ち上がりながら絶望的な怒りを込めて) 運命に任せる、だって! 戦士たちは賛歌の二番を歌いながら舞台を去っていくが 歌詞は先に歌われたものとほぼ同じ。 人々 ローマ人よ、自由と掟を守るために立ち上がれ。 大地よ、至高の宝の証人となってくれ。 神の遣わす天使たちは 戦いを見守り、危険から守ってくださるだろう。 ローマ人の勝利を祝うために、 トランペットは高らかに鳴り、太鼓は連打するだろう。 馬は駆け、剣がぶつかり合って、 今日こそ勝利を収めるのだ! 旗がなびき、槍が輝く! 聖霊の騎士! 祭司たちと僧侶たちは戦士たちに付き従っていく。イレーネとアドリアーノ、及び婦人たちが残される。 それまで放心状態で立ち尽くしていたアドリアーノはしばらく自分と戦ってから情熱を込めてイレーネを抱きしめる。 アドリアーノ イレーネ、さようなら!行かなければ! 父を助けなければならない! イレーネ (必死に引き止めて) かわいそうに、ここにいなさいな! そううまくはいかなくてよ! アドリアーノ 行かせてくれ!死が僕を呼ぶんだ! イレーネ、きみの抱擁も僕は 避けなければならないんだ。僕は死ななければ! イレーネ 不実な人ね。自分のことも私のことも もっと大事にしてちょうだい。 私は放してあげないわ。 あなたを 押さえておくのが神に命じられた私の使命なんだから! 遠くから突風が渦巻くような、激しい戦争の轟音が聞こえてくる。 アドリアーノ 聞こえる?殺し合いの音だ! リエンツィは僕の家族を皆殺してしまう! 婦人たちはひざまずく。 婦人たち 聖母様、ローマの子孫にどうかご加護を! 戦いに苦しむ彼らを見守ってください! 彼らが勝利に輝くのをお見せください。 彼らの敵にには死を! マリア様、塵にまみれて祈る私たちをご覧ください! ああ、天の高みからこちらを見下ろしてください! それまでイレーネから身を離そうとしていたアドリアーノはここで何としてでも出ていこうとする。 イレーネ あなた、もう無駄よ。遅いわ! 意味もなく死に急ぐ気? アドリアーノ 全能の神よ!そうだ、もう遅い! 気が遠くなりそうだ! イレーネ しっかりして、私があなたを抱いているわ。 あなたのためなら命だって捧げるほど愛しているのよ。 アドリアーノ 死よりも恐ろしい危機、そして恋にも苦しめられている。 ああ、天よ、僕の苦しみを終わらせてください! イレーネはアドリアーノを自分の膝に引き寄せる。 イレーネ、アドリアーノ 聖母様、どうかお慈悲を! この苦しみに救いの手を差し伸べてください! 彼を祝福で包み、 恥辱からお守りください! マリア様、塵にまみれて祈る私/僕をご覧ください! 天の高みからこちらを見下ろしてください! 婦人たち 聖母様、ローマの子孫にどうかご加護を! 戦いに苦しむ彼らを見守ってください! 彼らが勝利に輝くのをお見せください。 彼らの敵には死を! マリア様、塵にまみれて祈る私たちをご覧ください! ああ、天の高みからこちらを見下ろしてください! 嵐がやむ。戦いの賛歌が近づくのがはっきりと聞こえてくる。 男たちの合唱 (後方から) ローマの名誉を汚すやつは呪われよ! もはやこのような恥辱は許されない。 裏切り者には死を、あんなやつらに神のご加護はない! イレーネ 嵐がやんだわ。あの歌を聞いて! 婦人たち あれはローマ人の勝利の歌よ! 男たちの合唱 (後方から) ローマ人の勝利を祝うために、 トランペットは高らかに鳴り、太鼓は連打するだろう。 馬は駆け、剣がぶつかり合って、 今日こそ勝利を収めるのだ! 旗がなびき、槍が輝く! 聖霊の騎士! アドリアーノ 神よ、もう決着はついたのか! イレーネ 近づいてくるわ! 婦人たち 勝ったのね!勝ったんだわ! イレーネ お兄様が皆の先頭で誇らしそうに来るわ! ここで帰ってきた戦士たちが舞台に入ってくる。祭司たちと僧侶たちが音楽を奏でながら彼らに伴う。 婦人たち、祭司たち、僧侶たち 万歳、誇り高き勝利の軍勢よ! ようこそ、ローマの勝利者たち! あなた方とその武器に祝福あれ! さあ、花をまこう!歓声を上げよう! あなた方の功績に報いるために! 最高の英雄たちを敬い、讃えよう! 隊列は完全に舞台に姿を現す。 リエンツィ 万歳、ローマ!勝ったぞ! 敵の軍勢は打ち砕かれた。 (コロンナとオルシーニの死体が舞台に運ばれてくる。) これでもローマは自由ではないというやつがいるだろうか。 もはやコロンナもオルシーニもいないのだ! 人々 (半ば喜ばしげに、半ばおぞましそうに) コロンナもオルシーニもいない! アドリアーノは自分の父の亡骸をみとめ、一声叫んでその上にくずおれる。後方からは次々と戦死者や負傷者が静かに運ばれてくる。 バロンチェリ ああ、この処罰は何と高くついたことか! 恐ろしい喪失感は我々にまで及んだ。 かわいそうに、ご婦人たちの多くは 夫あるいは兄弟に、二度と会えなくなってしまった! アドリアーノ (死人のように青ざめて亡骸から身を起こし、噛み締めるような口調でリエンツィに) あなたは、僕の家族の血を流した! 何と残虐な護民官だ!しかとご覧ください! 見てください!この哀れなありさまを! (リエンツィの合図でコロンナの死体は運び去られる。) ひどい方だ!僕は自分の命を捨てても 平和を守ろうとしたのに、 あなたは聞いてもくださらなかった! これでもう僕たちの仲もおしまいだ! 僕たちの間に渦巻くのは復讐のみ! 待っていろ、僕を恐れるがいい。 きっとこの仕返しはしてやるから! (出ていく。) リエンツィ あんな気違いの言うことなど聞くな。 やつが大声あげて 悼んでいるのはかつてのタルキニウスよりたちの悪い 悪党だったのだから。やつは死んだ。ずっと死んでいるがいい。この聖なる地上にやつの居場所などない! だが、そなたらは喜ぶがよい!鐘を打ち鳴らすのだ! トランペットを高らかに吹き鳴らせ!我々の勝利は ブルータスの業績にも決して引けを取らないぞ。 さあ、万歳を唱えながらカピトールへ! 皆の額を月桂冠で飾るのだ! 民衆 さあ、万歳を唱えながらカピトールへ! 平和の使者たちが月桂樹の枝を手に、凱旋パレードを伴ってリエンツィの向かい側からやってくる。リエンツィは平和の使者たちから兜を外され、代わりに月桂冠を載せられると、馬を下り、パレードに加わる。アドリアーノが出て行った時に真っ青になり、婦人たちの腕に倒れこんでいたイレーネは、今彼女たちからリエンツィの方に連れていかれる。彼は妹を自分の頬に寄せるが、イレーネはふらふらしながら兄の肩につかまっているのがやっとである。貴族の甲冑や旗が戦利品として恭しくリエンツィに差し出される。戦士たちは列を組み、やがてリエンツィを凱旋パレードの輪の中へ完全に包み込む。 喜びの歌を響かせ、 勝利者たちを讃えよう! 自由が戻り、 奴隷のような生活はもう終わりだ! DRITTER AKT Nr. 8 - Introduktion Männer. Dann Baroncelli. Später Cecco. Zuletzt Rienzi. Der Vorhang geht auf. - Die Szene stellt den grossen Platz des alten Forums, mit Ruinen von Säulen und Statuen, dar. Im Beginn der Nummer hört man von fern und in unregelmässigen Pausen die grosse Kapitolsglocke - in Des - läuten. Wild aufgeregte Volkshaufen erfüllen die Szene. VOLK Vernahmt ihr all die Kunde schon? Schliesst eure Häuser, wahrt eu r Gut! Die Nobili sind nachts geflohn, bald fliesst in Rom der Bürger Blut! Rienzi, Rienzi! Sucht den Tribun! BARONCELLI auftretend Ihr Römer, hört s, wie wir betrogen! Des Friedens Geiseln sind entflohn. VOLK Wo ist Rienzi? BARONCELLI Der Rasende! Schon gibt sie ihr Verrat uns preis, mit einem Schlag sind sie vertilgt - da gibt er Gnade, lässt sie frei! O Tor, wer zählt auf ihre Treu! VOLK Rienzi, Rienzi! Sucht den Tribun! CECCO tritt auf Ha, s ist zum Rasen! Alles hin! Gerüstet sind die Nobili und nahen drohend sich der Stadt! Ha, wie zur Unzeit war die Milde! Wir büssen sie mit unserm Blut. VOLK Schreit nach Rienzi! Ruft ihn her! Rienzi! Rienzi! Rienzi! RIENZI tritt auf Ich kenne euren Ruf! Seht mich, gleich euch, von Zorn und Wut entflammt! Weh denen, die ihr mit Gnade überladen, die dennoch Eid und Treue brachen! Ha! Dreifach Wehe treffe sie! BARONCELLI, CECCO, VOLK Tribun, du sündigtest an uns, da Gnade du vor Recht geübt! RIENZI Ja, ich versteh euch, tadl euch nicht. Fortan sei mein Herz gestählt, und eisern walte das Gesetz! Blut fliesse, wenn kein Tropfen selbst Patrizierblutes übrig blieb ! Weh ihnen, wenn sie Roma nahn! CECCO Was willst du tun? VOLK Was hast du vor? RIENZI Die Freiheit Roms verteidigen und niederschmettern die Verräter. BARONCELLI Das stand bei dir, das konntest du, als unser Blut der Preis nicht war. VOLK Durch unser Blut bestrafst du sie nun! RIENZI Ein vollres Recht nun haben wir, strafbarer macht die Gnade sie, vernichten wir die Buben jetzt, nennt uns die ganze Welt gerecht. VOLK Ha, furchtbar treffe unser Grimm die Frevler, die treulose Brut! Rienzi, sprich, was hast du vor? Wir sind bereit und folgen dir! RIENZI Ihr Römer, auf! Greift zu den Waffen, zum Kampfe eile jeder Mann! Der Gott, der Roma neu erschaffen, führt euch durch seinen Streiter an! Lasst eure neuen Fahnen wallen und kämpfet froh für ihre Ehre! Den Schlachtruf lasset laut erschallen Santo spirito cavaliere! RIENZI, BARONCELLI, CECCO, VOLK Ihr Römer, auf! Greift zu den Waffen, zum Kampfe eile jeder Mann! Der Gott, der Roma neu geschaffen, führt euch durch seinen Streiter an! Lasst eure neuen Fahnen wallen und kämpfet froh für ihre Ehr ! Die stolzen Feinde seh sie fallen und siegen freier Römer Speer. Alle zerstreuen sich unter grossem Tumult nach verschiedenen Seiten. VOLK Zu den Waffen! Nr. 9 - Szene und Arie ADRIANO tritt auf Gerechter Gott, so ist s entschieden schon! Nach Waffen schreit das Volk; kein Traum ist s mehr! O Erde, nimm mich Jammervollen auf! Wo gibt s ein Schicksal, das dem meinen gleicht? Wer liess mich dir verfallen, finstre Macht? Rienzi, Unheilvoller, welch ein Los beschwurst du auf dies unglücksel ge Haupt! Wohin wend ich die irren Schritte? Wohin das Schwert, des Ritters Zier? Wend ich s auf dich, Irenens Bruder? Zieh ich s auf meines Vaters Haupt? Er lässt sich erschöpft am Fuss einer umgestürzten Säule nieder. In seiner Blüte bleicht mein Leben, dahin ist all mein Rittertum; der Taten Hoffnung ist verloren, mein Haupt krönt nimmer Glück und Ruhm. Mit trübem Flor umhüllet sich mein Stern im ersten Jugendglanz; durch düstre Gluten dringet selbst der schönsten Liebe Strahl ins Herz. Wo war ich? Ha, wo bin ich jetzt? Die Glocke, Gott, es wird zu spät! Was nun beginnen? - Ha, nur eins! Hinaus zum Vater will ich fliehn! Versöhnung glückt vielleicht dem Sohne! Er muss mich hören, denn sein Knie umfassend sterbe willig ich! Auch der Tribun wird milde sein; in Frieden wandl ich glühnden Hass! auf die Knie sinkend Du Gnadengott, zu dir fleh ich, der Lieb in jeder Brust entflammt! Mit Kraft und Segen waffne mich, Versöhnung sei mein heilig Amt! Er eilt ab. Nr. 10 - Finale Kriegerische Signale hinter der Szene. - Die waffenfähigen Bürger Roms ziehen kampfgerüstet mit kriegerischer Haltung auf. - Der Zug der Gewaffneten wird durch den Zug der Priester und Mönche unterbrochen. - Frauen und Jungfrauen geleiten den Zug. - Auftritt der hohen Geistlichkeit. - Nun beginnen wieder die Züge der Bewaffneten. - Es erscheinen Rienzi und die Senatoren, geharnischt und zu Pferde; Irene und die römischen Frauen. Rienzi steigt vom Pferde. RIENZI Der Tag ist da, die Stunde naht zur Sühne hundertjähr ger Schmach! Er schaue der Barbaren Fall und freier Römer hohen Sieg! So stimmt denn an den Schlachtgesang, er soll der Feinde Schrecken sein! Santo spirito cavaliere! Schlachthymne ALLGEMEINER CHOR Auf, Römer, auf, für Herd und für Altäre! Fluch dem Verräter an der Römer Ehre! Nie sei auf Erden ihm die Schmach verziehn, Tod seiner Seel , es lebt kein Gott für ihn! Trompeten schmettert, Trommeln wirbelt drein, es soll der Sieg der Römer Anteil sein; ihr Rosse stampfet, Schwerter klirret laut, heut ist der Tag, der eure Siege schaut! Paniere weht, blinkt hell, ihr Speere! RIENZI, PRIESTER, MÖNCHE, ALLE ANDEREN Santo spirito cavaliere! Der Zug setzt sich in Bewegung. Als Rienzi das Pferd wieder besteigen will, tritt Adriano auf. ADRIANO wie atemlos Zurück, zurück, halt ein, Tribun! Lass ab vom Kampfe, höre mich! RIENZI Du Ärmster, ich beklage dich! Verfluchen musst du dein Geschlecht! ADRIANO Lass ab, noch einmal fleh ich dich! Versuche Milde, sende mich! Schon eilt ich ohne dein Geheiss, zu tun, was hohe Pflicht gebeut. Doch ach, verschlossen jedes Tor... Drum sieh mich hier und höre mich! Zu meinem Vater lass mich sprechen, und fliessen soll dann kein Tropfen Bluts! RIENZI Unsel ger Jüngling, warst nicht du s, der mich gestimmt zu jener Milde, die römisch Blut jetzt fliessen macht? Ha, schweig! Fremd ist den Buben Treu! ADRIANO Tribun, bedenke, was du tust! Noch schone Blut, o sende mich! Zum Pfand setz ich mein Leben ein für ew ger Treue neuen Bund! RIENZI Ihr Römer, auf! Hört ihn nicht an! Sie fordern Kampf - wohlan - zum Kampf! ADRIANO Auf meinen Knien beschwör ich dich! Noch ist es Zeit, du wirst bereun! RIENZI Eh du von neuem mich bewegst, soll alle Welt zugrunde gehn! ADRIANO Rienzi, sieh, hier liege ich willst Rache du, so nimm mein Haupt! RIENZI Du rasest, Knabe! Stehe auf und lass dem Schicksal seinen Lauf! Rienzi besteigt das Pferd und gibt das Zeichen zum Aufbruch. ADRIANO sich aufrichtend, mit schmerzlichem Grimm Nun denn, nimm, Schicksal, deinen Lauf! Der ganze Kriegszug verlässt unter Absingung des zweiten Verses der Hymne die Bühne, jedoch so, dass der erste Teil derselben noch auf der Szene gesungen wird. ALLGEMEINER CHOR Auf, Römer, auf, für Freiheit und Gesetze, sei Zeug , o Erd , für unsre höchsten Schätze! Ihr Heil gen all und Gottes Engelschar, steht uns im Kampfe bei und in Gefahr! Trompeten schmettert, Trommeln wirbelt drein! Es soll der Sieg der Römer Anteil sein; ihr Rosse stampfet, Schwerter klirret laut, heut ist der Tag, der eure Siege schaut! Paniere weht, blinkt hell, ihr Speere! Santo spirito cavaliere! Die Priester und Mönche haben den Kriegszug begleitet. Irene, Adriano und die Frauen bleiben zurück. - Adriano, der wie betäubt gestanden, umfasst nach einem heftigen stummen Kampfe mit seinen Gefühlen leidenschaftlich Irene. ADRIANO Leb wohl, Irene! Ich muss hinaus. Barmherzig ist des Vaters Schwert! IRENE ihn heftig haltend Unseliger, bleib hier zurück! Nicht mächtig bist du deiner Sinne. ADRIANO Lass mich fliehn! Mich ruft der Tod! Irene, ach, dein Umarmen selbst, ich muss es fliehn, mich ruft der Tod! IRENE Treuloser, hast du kein Erbarmen mit deiner, mit Irenens Not? Ich lass dich nicht aus meinen Armen, Gott selbst gebeut mir diese Pflicht! Wie von Windstössen getragen, hört man das Kriegsgewühl aus der Ferne. ADRIANO Hörst du? Das ist das Mordgewühl! Rienzi würgt mein ganz Geschlecht. Die Frauen senken sich auf die Knie. FRAUEN Schütz, Heil ge Jungfrau, Romas Söhne! Steh ihnen bei in Kampfesnot! Lass sie uns schaun in Sieges Schöne, und ihren Feinden sende Tod! Maria, sieh im Staub uns flehn! O, blick auf uns aus Himmelshöhn! Hier macht Adriano, der sich bis jetzt von Irene loszuwinden suchte, eine heftige Bewegung zum Fliehen. IRENE Unsel ger! Sieh; es ist zu spät! Willst sinnlos du dem Tod dich weihn? ADRIANO Allmächt ger! Ja! Es wird zu spät! Ach, meine Sinne schwinden mir! IRENE Sieh, deinen Hals umschlinge ich; mit meinem Leben weich ich nur! ADRIANO Zwiefacher Tod und Liebespein! O Himmel, ende meine Qual! Irene zieht Adriano zu sich auf die Knie. IRENE, ADRIANO O heil ge Jungfrau, hab Erbarmen! Bring Hilfe mir in dieser Not! Umfange ihn mit Segensarmen, beschütze ihn vor Schmach und Tod! Maria, sieh im Staub mich flehn! O blick auf mich aus Himmelshöhn! FRAUEN Schütz, heil ge Jungfrau, Romas Söhne, steh ihnen bei in Kampfesnot! Lass sie uns schaun in Sieges Schöne, und ihren Feinden sende Tod! Maria, sieh im Staub uns flehn! O blick herab aus Himmelshöhn! Der Sturm hat sich gelegt; man hört deutlich die Musik der Schlachthymne sich nähern. MÄNNERCHOR hinter der Szene Fluch dem Verräter an der Römer Ehre! Nie sei auf Erden ihm die Schmach verziehn, Tod seiner Seel , es lebt kein Gott für ihn! IRENE Schon schweigt der Sturm hört den Gesang! FRAUEN Das ist der Römer Siegeslied! MÄNNERCHOR hinter der Szene Trompeten schmettert, Trommeln wirbelt drein! Es muss der Sieg der Römer Anteil sein! Ihr Rosse stampfet, Schwerter klirret laut! Heut ist der Tag, der eure Siege schaut! Paniere weht, blinkt hell, ihr Speere! Santo spirito cavaliere! ADRIANO Ha, grosser Gott! So ist s entschieden! IRENE Sie nahen schon! FRAUEN Sieg! Sieg! IRENE Mein Bruder hoch vor ihnen her! Hier betritt der zurückkehrende Kriegszug die Bühne, die Musik zuerst; die Priester und Mönche geleiten ihn auf die Szene. FRAUEN, PRIESTER UND MÖNCHE Heil! Heil dir, du stolzes Siegesheer! Willkommen, Romas siegreiche Söhne! Heil euch und euren Waffen Ruhm! Auf, streuet Blumen! Jubel ertöne; er gelte euch und eurem Heldentum! Ehrt, preist das schönste Heldentum! Der ganze Kriegszug ist wieder auf der Bühne. RIENZI Heil, Roma, dir! Du hast gesiegt, zerschmettert liegt der Feinde Heer. Man trägt die Leichen Colonnas und Orsinis auf die Bühne. Wer sagt nun noch, Rom sei nicht frei? Colonna und Orsini sind nicht mehr. ALLGEMEINER CHOR in halb freudiger, halb schaudernder Empfindung Ha, kein Colonna, kein Orsini mehr! Adriano hat die Leiche seines Vaters erkannt und ist mit einem Schrei über sie hingesunken. Im Hintergrunde werden in einzelnen stillen Zügen Tote und Verwundete über die Bühne getragen. BARONCELLI Ach, blutig ist die Strafe erkauft! Auch uns traf furchtbarer Verlust. Wieviele unter diesen Frauen sehn nie den Mann, den Bruder mehr! ADRIANO sich totenbleich von der Leiche aufrichtend, mit Bedeutung zu Rienzi Weh dem, der mir verwandtes Blut vergossen hat! Blut ger Tribun, blick hierher! Sieh! Das ist dein Werk! Auf Rienzis Zeichen wird die Leiche Colonnas entfernt. Fluchwürdiger, der du von dir mich stiessest, da den Frieden ich mit meinem Leben dir verbürgte! Geschieden sind wir denn fortan, nur Rache haben wir gemein! Die deine stilltest du, so zittre vor meiner, du verfielest ihr! Er geht ab. RIENZI Hört nicht den Rasenden! Den er so wild beklagt, war Romas ärgrer Feind als einst Tarquinius selbst; Tod, ewiger Tod sei ihm! Nie werd ihm Ruh in geweihter Erde! Doch ihr, freut euch! Lasst alle Glocken läuten! Trompeter blast! Der Sieg, den wir erkämpft, ist schlechter nicht als Brutus Heldentat. Auf, im Triumph zum Kapitol! Lasst uns die Stirn mit Lorbeer schmücken! VOLK Auf! Im Triumph zum Kapitol! Friedensboten mit Lorbeerzweigen treten auf und geleiten einen antiken Triumphwagen Rienzi entgegen. Rienzi steigt vom Pferd und betritt den Triumphwagen, nachdem ihm von den Friedensboten der Helm abgenommen und dafür ein Lorbeerkranz auf das Haupt gesetzt worden ist. Irene, welche bei Adrianos Abgang erblassend in die Arme der Frauen gesunken war, wird von diesen zu Rienzi geleitet, welcher sie zu sich auf den Wagen heraufzieht, wo sie, sich matt an ihres Bruders Schultern anlehnend, an seiner Seite stehenbleibt. Trophäen, bestehend aus Rüstungen und Feldzeichen der Nobili, werden im Triumph vor Rienzi vorübergetragen, die Bewaffneten ordnen sich zum Zuge, dem sich endlich auch Rienzi im Triumphwagen anschliesst. Ertönet Freudenlieder, und ehrt die Sieger hoch. Die Freiheit kehret wieder, zu Ende ist Sklavenjoch! All rights reserved © Maria Fujioka Wagner,Richard/Rienzi/IV
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2598.html
Ouvertüre ERSTER AUFZUG Säulenhalle des Königsschlosses mit einem grossen Mittelportal, zu dem einige Stufen hinaufführen. An den Säulen sind Waffen, Schilde und Lanzen befestigt. ERSTER AUFTRITT Der König. Die Herzogin von Burgund. Adolar. Lysiart. Fürsten. Fürstinnen. Grafen. Ritter und Damen. Pagen. Herolde. Trabanten. Soldaten. Tänzer und Tänzerinnen Der König sitzt rechts vorn auf dem Thron. Zu seiner Linken stehen die älteren Ehrendamen, zu seiner Rechten die Fürsten. Hinter dem Sitz des Königs stehen zwei Herolde mit goldenen Stäben. In nächster Nähe des Königs sechs Pagen; je zwei stehen zur Rechten und Linken des Thrones, zwei sitzen auf den Stufen desselben; der links Sitzende hält ein rotes Kissen, auf welchem Adolar später kniet; der rechts Sitzende trägt auf einem roten Kissen die goldene Zither, die er später Adolar überreicht. Die Herzogin von Burgund sitzt links vorn auf dem Thron. Hinter ihrem Sitz stehen die Grafen; links von ihrem Thron die Ehrendamen. Zu jeder Seite des Thrones steht ein Page der rechts Stehende hält auf rotem Kissen einen goldenen Lorbeerkranz; der links Stehende ebenso einen roten Rosenkranz. Adolar steht zur Linken des Königlichen Thrones. Lysiart ebenso zur Linken des Thrones der Herzogin von Burgund. Alle Männer mit bedecktem Haupte. Es ist Tag Nr. 1 - Introduktion und Reigen CHOR DER FRAUEN Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Dem Frieden Heil nach Sturmestagen! Heil dieser Feier reiner Lust! Des Helden Herz in starker Brust Darf nun für sanfte Freuden schlagen. Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Die Hofdamen wenden sich den hinter ihnen stehenden Rittern zu. Die Ritter überreichen mit einer Verbeugung den Damen die Blumensträusse. Die Hofdamen danken mit tiefer Verneigung. Die Herren und Damen vom Ballett verfahren in derselben Weise. Die Ehrendamen, Fürsten und Grafen, Adolar und Lysiart sind an dieser Ceremonie nicht beteiligt CHOR DER RITTER Den Frauen Heil! den Frauen Heil! Den Frauen Heil! den zarten Schönen, Den Blumen in des Lebens Kranz! Wohl ringt der Mut nach Siegesglanz, Doch Liebe muss das Leben krönen. ALLE Der Liebe Preis erfchall in süssen Tönen, Doch Treue reicht den schönsten Lebenskranz. Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Ernster Reigen Die vier Herolde in der Mitte hinten öffnen die Reihe. Die Herren und Damen vom Ballett treten in den Vordergrund, führen einen ernsten Tanz aus und treten nach dessen Beendigung in ihre frühere Stellung zurück Recitativ KÖNIG Mein Adolar, so fern dem heitern Reigen, So trübe bei des Festes Lust? ADOLAR tritt etwas nach der Mitte vor Nur Sehnsucht herrscht in meiner Brust, Ihr muss sich selbst die Freude neigen. KÖNIG Erheitre dich! LYSIART für sich O Sorg um einen Knaben! KÖNIG Beglückend Wiedersehn ist nah! Weilt deine Braut in Nevers? ADOLAR Ja, mein König. KÖNIG Heut noch soll sie Kunde haben, Bald soll ihr Anblick dich erfreun, Sie wird der Schmuck des Hofes sein. ADOLAR Liebreichster König! König winkt dem auf den Stufen des Thrones rechts sitzenden Pagen. Der vordere Königspage erhebt sich und tritt zu Adolar vor KÖNIG Treuer Adolar! Der froh zur Seite mir im Kampfe war, Sei hier auch froh, es töne diesem Kreise Ein Minnelied zu Euryanthes Preise. Adolar zieht die Handschuhe ab, legt sie auf das Kissen des Pagen und ergreift die Zither; dann nimmt er die Mitte. Der vordere Königspage setzt sich wieder auf die Stufen Nr. 2 - Romanze ADOLAR Unter blüh nden Mandelbäumen, An der Loire grünem Strand, O wie selig ist s zu träumen, Wo ich meine Liebe fand. Sie, die Reine, Eine, Meine! Keusch wie Schnee, wie Rosen mild; Unter blühn den Mandelbäumen Schwebt um mich ihr süsses Bild. Bei dem goldnen Licht der Sterne, An der Loire Blütenstrand, Gab der reinsten Liebe gerne Augenstern ein Himmelspfand. Selig, minnig, hold und innig, Aug in Auge, Mund an Mund; Bei dem Leuchten ew ger Sterne Gab sich Herz dem Herzen kund! Heil ger Treue schönste Rose An der Loire Blumenrand, Ob auch Sturm und Welle tose, Blühest du, des Lenzes Pfand! Zarte, Reine, Süsse, Meine! Du mit mir ganz Ein und Mein Heil ger Treue schönste Rose Blüht in deiner Brust allein! Der König und die Herzogin von Burgundg geben nach Beendigung der Romanze Adolar ihren Beifall zu erkennen. Die Herzogin von Burgund winkt nach hinten. Eine Solotänzerin tritt mit den drei andern aus der Mitte zu Adolar vor. Die beiden Burgunderpagen treten nach der Mitte zu Adolar. Die beiden Königspagen erheben sich und nähern sich Adolar ebenso. Die drei Tänzerinnen stehen im Halbkreis um die Mittelgruppe. Die Solotänzerin nimmt den goldenen Lorbeerkranz von dem Kissen des hintern Burgunderpagen und schmückt Adolars Zither damit, indem sie den Kranz auf den Hals des Instrumentes hängt. Der hintere Burgunderpage tritt nach links zum Thron zurück. Adolar legt die bekränzte Zither auf das Kissen des vordern Königspagen, indem er gleichzeitig von dem Kissen seine Handschuhe nimmt. Der vordere Königspage tritt nach rechts an seinen Platz zurück. Der hintere Königspage hat inzwischen sein Kissen vor Adolar niedergelegt. Adolar kniet darauf nieder und entblösst sein Haupt. Die Solotänzerin nimmt vom Kissen des vordern Burgunderpagen den Rosenkranz, setzt ihn Adolar auf und tritt nach einer Verbeugung gegen die Herzogin von Burgund mit den drei Tänzerinnen an ihren Platz Mitte hinten zurück. Der vordere Burgunderpage tritt nach links zum Thron zurück. Adolar erhebt sich. Der hintere Königspage nimmt das Kissen, auf welchem Adolar kniete, auf. Adolar verneigt sich ehrfurchtsvoll zuerst vor der Herzogin von Burgund, dann vor dem König, nimmt den Kranz von seinem Haupt und legt ihn auf das Kissen des hintern Königspagen. Der hintere Königspage tritt nach rechts an seinen Platz zurück. Adolar bedeckt sich wieder und nimmt seinen frühern Platz in der Nähe des Königlichen Thrones wieder ein. Lysiart verfolgt den Vorgang mit neidischen Blicken Nr. 3 - Chor und Recitativ Heil Euryanth ! der Lieblichsten der Schönen, Der Liebe Heil, in reiner Unschuld Glanz! Dich, Held und Sänger, müsse Ruhm bekrönen, Doch Treue reicht den schönsten Lebenskranz. Recitativ LYSIART für sich Ich trag es nicht! Laut, indem er nach der Mitte etwas vor tritt Hör an, Graf Adolar, Du hast uns hoch ergötzt mit dem Gesang, Wo alle danken, nimm auch meinen Dank! Kein Sänger ringt den Preis dir ab, fürwahr, Vergeuden könntest du getrost dein Erbe, Die Zither sorgt, dass nicht ihr Held verderbe! ADOLAR Gern, Lysiart, üb ich mich in sanften Weisen, Für Misslaut taugt mein gut gestimmtes Eisen. Der König und die Herzogin von Burgund erheben sich LYSIART Was zürnst du gleich? Die Weise tadl ich nicht, Doch wohl die Worte vom Gedicht! Hör auf, der Frauen Treu so hoch zu preisen; Des Meeres Grund hegt Perlen, makelrein, Des Weibes Brust schliesst keine Treue ein. Die Herzogin, die Ehrendamen, die Hofdamen, die Burgunderpagen, die Tänzer und die Tänzerinnen, die Figurantenpaare verlassen erzürnt durch das Mittelportal den Saal. Die Königsherolde nehmen hinten Mitte Aufstellung. Die Königspagen verharren in ihrer Stellung. Die Fürsten, Grafen und Ritter füllen in erregten Gruppen den Mittelgrund ZWEITER AUFTRITT Die Vorigen ohne die Frauen und ihre Begleitung LYSIART für sich Schon atm ich freier! Laut Was entgegnest du? ADOLAR zu seiner Rechten Dies acht ich keiner Antwort wert. Komm in den Wald, dort schliesset dir mein Schwert, Mit Gott! die gift gen Lippen zu. LYSIART Um schnöden Anlass kämpfen? Nie! Die Warnung gab ich, nütze sie! Mein junger Freund, wärst du der Preis der Ritter, Wär ich der Niedrigste, ich schwör es dir, Die Liebe deiner Braut gewänn ich mir Trotz deiner Rosenwang und goldnen Zither! ADOLAR wirft Lysiart seinen Handschuh vor die Füsse Erbärmlich eitler Prahler nenn ich dich, Den Handschuh nimm! dich lehr ich Frauen ehren! LYSIART Ich nehm ihn nicht. Besiegtest du gleich mich, Doch unbesiegt noch meine Gründe wären. Wag es getrost, bekämpfe die! Du prüftest wohl die Teure nie? ADOLAR Für Euryanthe bürgt der Glaube In meiner Brust! LYSIART Du fromme Turteltaube, Dein Glück zu stören trüg ich Scheu! KÖNIG Mein Adolar, lass ab von diesem Streite! LYSIART Du hörst, die Weisheit ist auf meiner Seite! ADOLAR Mein Gut und Blut an Euryanthes Treu ! Nr. 4 - Terzett mit Chor LYSIART Wohlan, du kennst mein herrlich Eigentum? Das Erbteil meiner Väter, reich an Ruhm! Zum Pfande setz ich s, es sei dein, Nenn ich nicht die Gepries ne mein! ADOLAR Es gilt! Es gilt! KÖNIG UND CHOR Vermessenes Beginnen! ADOLAR Kannst Euryanthes Liebe du gewinnen, So nimm mein Gold, mein Gut, mein Land! Zerrissen sei dann jedes süsse Band, Die Heimat meid ich! LYSIART Alles nach Gefallen! Wie schön wirst du mit Kranz und Zither wallen! ADOLAR Vermessener! Frohlocke nicht! Schlägt es dir fehl, ruf ich zum Gottgericht, Dich Frevler, alsobald - LYSIART Wohl! des sind alle Zeugen! BEIDE Es gilt, wohlan! CHOR Vermessenes Beginnen! Kann nichts den starren Sinn euch beugen? O geht zurück! Zu viel habt ihr gewagt! KÖNIG O geh zurück! LYSIART Kehrst du zurück? ADOLAR Ich gab mein Wort! CHOR O geht zurück! KÖNIG Ich mach es ungesagt. LYSIART Du gabst dein Wort! CHOR Zu viel habt ihr gewagt! ADOLAR Des Edlen Wort kann nicht Gewalt vernichten! CHOR O geht zurück! zu viel habt ihr gewagt! KÖNIG Mein Adolar! CHOR O geht zurück! ADOLAR Ich gab mein Wort! CHOR O geht zurück! KÖNIG steigt vom Thron herab und nimmt zwischen Adolar und Lysiart die Mitte Du trotzest kühn der schleichenden Gefahr. ADOLAR Mein König, Frauenehre schirmen, war Die höchste stets von allen Ritterpflichten! In Demut fleh ich, nimm der Wette Pfand. Er überreicht dem König seinen Ring LYSIART überreicht dem König ebenso den seinigen Hier diesen Ring in deine Königshand! - Jetzt schleunig rüst ich mich zur Reise, Und siegreich kehr ich heim! KÖNIG steckt beide Ringe an seinen Finger Doch die Beweise? LYSIART Ein Zeugnis ihrer Huld dir darzubringen, Verpflicht ich mich. CHOR Mög es ihm nie gelingen! König giebt nach rechts dem einen der Pagen einen Wink. Page tritt vor, hebt den Handschuh Adolars auf und geht auf seinen Platz zurück ADOLAR Ich bau auf Gott und meine Euryanth ! Ich bau auf Gott und meine Euryanth ! LYSIART Ich bringe dir ein sich res Unterpfand. KÖNIG, CHOR Die Unschuld schütz , o Gott, mit starker Hand! Alle wenden sich zum Abgang nach dem Mittelportal Verwandlung Burggarten zu Revers; Umfriedung mit Mittelthor. Aus dem Wäldchen im Hintergrund sieht man die Turmspitzen der alten Burg hervorragen. Rechts vorn eine Rasenbank. Links hinten ein Gruftgewölbe, aus dessen Fenstern die ewige Lampe dämmert. Es ist Abend DRITTER AUFTRITT Euryanthe allein Nr. 5a - Kavatine EURYANTHE tritt von rechts vorn auf Glöcklein im Thale, Rieseln im Bach, Säuseln in Lüften, schmelzendes Ach! Sterne in Wipfeln äugelnd durch Laub, Ach, und die Seele der Sehnsucht Raub. Weilst du so ferne? Bangst wohl nach mir? Bringen die Sterne Grüsse von dir? Alle so golden, selig und klar, Ach, doch dein Blick nicht, mein Adolar! Eglantine nähert sich von rechts vorn VIERTER AUFTRITT Eglantine. Euryanthe zu ihrer Linken Nr. 5b - Recitativ EGLANTINE So einsam bangend find ich dich? EURYANTHE O nenne Bangen nicht mein einzig Glück Dies Sehnen ist der Himmel unter Klagen. EGLANTINE Dein Hoffen und dein Sehnen Zeigt dir als höchstes Glück nur Thränen - EURYANTHE Mir bot das Leben Leid und Liebe nur. Verwaiset lebt ich in des Klosters Stille, wie Veilchen blühn. Da drang der Liebe Blick, ein Pfeil, in meine unbewehrte Brust, Und mein ward Adolar! EGLANTINE für sich Weh ihm! Weh dir! EURYANTHE Nach Nevers führt er mich, zog in den Kampf; Hier blieb ich einsam, sehnsuchtsvoll zurück. Da fand ich dich, dein schmeichelnd holdes Kosen Gab Lind rung mir. EGLANTINE Du wandeltest den Kerker Zur Freistatt um, warst mild der Heimatlosen, Die ihrer Ahnen Burg in Staub gesehn, Den Vater als Rebell geächtet, flüchten! Mich tötet die Erinnerung! EURYANTHE O Geliebte! Getrost blick in die Zukunft! Mir vertraue! EGLANTINE Dir? Nimmer hast du mir Vertraun gewährt! Dich drückt ein bang Geheimnis - Leg es nieder in diese Brust, Dann kann ich ruhig sein, Nur dann, sonst nie! EURYANTHE Verschone, lass mich schweigen! EGLANTINE Des Unglücks Blick ist scharf! Um Mitternacht In dunkler Gruft, wo du dich einsam wähnst, Wacht Liebe dir zur Seite. EURYANTHE O verschweig es dir selbst, was du gesehn. EGLANTINE. Nichts sagst du mir? Nr. 6a - Arie O mein Leid ist unermessen, Du kannst mir dein Herz entziehn! Lass mich einsam und vergessen In die fernste Wildnis fliehn! Lass mich fort, vom Sturm getrieben, Irren, schwanken, untergehn! Nein, dein Mitleid ist kein Lieben, Nie sollst du mich wiedersehn. Doch wie könnt ich je dich meiden? O verstoss mich nicht von hier! Dulden will ich, lächelnd leiden, Sterben süss am Busen dir! Nr. 6b - Recitativ EURYANTHE Freundin! Geliebte! an meine Brust! Wie konnt ich solche Lieb ermessen! Vergieb! Sie umarmen EGLANTINE Du liebst mich? Alles ist vergessen! EURYANTHE So treu hast du mit mir gewacht, In dunkler Gruft, in stiller Nacht? EGLANTINE Was störest du der Toten Ruh ? EURYANTHE O nein! Ich flehe dort für Emmas Frieden. Die Schwester Adolars, durch schnellen Tod Entrissen seiner Brudertreu ; ihr Leid Trug sie verschwiegen in die Gruft hinab. EGLANTINE Wer that es kund? EURYANTHE Ihr Geist! EGLANTINE Entsetzen! Wie?! EURYANTHE schauernd in Erinnerung vor sich hinstarrend Am letzten Mai, in banger Trennung Stunde, Bei Mondenlicht sah n wir von Duft umwallt Der holden Emma Luftgestalt, Und säuselnd tönt s von ihrem bleichen Munde ªDie ihr der Liebe Thränen Herz an Herz so selig weinet, Hört mich an! Auch mir Strahlt einst dies goldne Licht, mein Udo Liebte mich zart und treu! Er fiel in blut ger Schlacht! Da war mein Leben mir kein Leben mehr, Aus gifterfülltem Ring sog ich den Tod! Weh dieser That, die mich vom Heil geschieden! Getrennt von Udo irr ich durch die Nächte! O weint um mich! Nicht eh kann Ruh mir werden, Bis diesen Ring, aus dem ich Tod getrunken, Der Unschuld Thräne netzt im höchsten Leid Und Treu dem Mörder Rettung beut für Mord!´ EGLANTINE triumphierend Gewicht ge Kunde! EURYANTH entsetzt auffahrend Was hab ich gethan? Verraten Adolars Geheimnis! Gott! Gebrochen meinen Eid! EGLANTINE Befürchte nichts! Nr. 7 - Duett EURYANTHE Unter ist mein Stern gegangen, Bange Ahnung sagt es laut! EGLANTINE Kannst du zagen, kannst du bangen, Holde, da du mir vertraut? EURYANTHE Weh! ich brach des Schweigens Treue! EURYANTHE Unter ist mein Stern gegangen, Bange Ahnung sagt es laut! EGLANTINE Kannst du zagen, kannst du bangen, Holde, da du mir vertraut? - Such an meinem Busen Ruh! BEIDE Trost der Liebe, süss bist (findest) du! EURYANTHE Ja, es wallt mein Herz aufs neue Selig deinem Herzen zu; Nie bezweifl ich deine Treue, Du nur bist mein alles, du! EGLANTINE Ja, es wallt dein Herz aufs neue Selig meinem Herzen zu; Zweifle nie an meiner Treue, Du nur bist mein alles, du! Euryanthe ab in das Gruftgewölbe links hinten. Eglantine begleitet sie FÜNFTER AUFTRITT Eglantine zurückkehrend; allein Nr. 8 - Recitativ und Arie EGLANTINE mit ausbrechender Heftigkeit Bethörte, die an meine Liebe glaubt, Du bist umgarnt, nicht entrinnst du mehr! Vor allem nun durchsuch ich Emmas Gruft, Für meinen Plan soll die Entdeckung nützen. Vielleicht sinkt Adolar Noch reuevoll an diese glüh nde Brust. O der Gedanke löst mich auf in Wonne Und vor Entzücken ist die Seele trunken. Fänd ich den Tod, an seine Brust gesunken Nur einen, einen Augenblick, Ich wollt ihn mit Vernichtung zahlen. Nur einen Augenblick an seiner Brust! Hinweg, wahnsinn ge Hoffnung! Gauklerin! Erwecke nicht dies Herz zu neuen Qualen, Ich weiss, dass ich ganz elend bin! Arie Er konnte mich um sie verschmähn, Und ich sollt es ertragen? In herbem Leid soll ich vergehn In meinen Blütentagen! Er hörte kalt der Liebe Flehn, Mein Herz, so bang, so todeswund. Weh ! weh ! Drum stürz auch all sein Glück zu Grund! Er konnte mich um sie verschmähn, Und ich sollt es ertragen? Verschmähen konnt er mich um sie, ja! Drum stürz auch all sein Glück zu Grund! Im Abgehen nach rechts hört sie von links Lysiarts Trompete, sie sieht erwartend nach dort, wendet sich und eilt in das Grabgewölbe links hinten ab SECHSTER AUFTRITT Bauern und Bäuerinnen von rechts hinten, um Lysiart und die Ritter zu begrüssen. Gleichzeitig von links vorn acht Trompeter, die sich auf der linken Seite aufstellen; ihnen folgen achtzehn Ritter, die vor ihnen Aufstellung nehmen; endlich Lysiart und Rudolf, die Mitte nehmend Nr. 9 - Finale CHOR DER LANDLEUTE Jubeltöne, Heldensöhne, Fröhlich jauchzend euch empfangen; Kühlt von Streites Glut die Wangen Mit den Rosen dieser Flur. CHOR DER RITTER Mut erfrischt das Herz des Kriegers, Kühnes Wagen ist ihm Wonne; Selig, wen des Friedens Sonne Unter diesen Blüten grüsst. CHOR DER LANDLEUTE Seht, entgegen lacht euch Segen! Schöner blühen die Gefilde, Sel gen Friedens Himmelsmilde Gabt, ihr Tapfern, uns zurück! Hirtenweisen froh euch preisen, Berg und Thal von Lust ertönen, Lasst euch Dank und Liebe krönen In der Treue Heiligtum. SIEBENTER AUFTRITT Die Vorigen. Eglantine, Euryanthe aus dem Gruftgewölbe Lysiart eilt Euryanthe entgegen. Alle begrüssen Euryanthe CHOR DER LANDLEUTE Hirtenweisen froh euch preisen, Berg und Thal von Lust ertönen In der Treue Heiligtum! CHOR DER RITTER Heil der lieblichsten der Schönen, Euryanthe Preis und Ruhm! EURYANTHE Graf Lysiart, edle Ritter, seid willkommen. EGLANTINE für sich O möchte meiner Schmach ein Rächer kommen. CHOR DER RITTER leise untereinander Wie schön ist sie! wie schön! LYSIART Erhab ne Euryanth , Reicht mir zum Dank die zarte Hand, Ich bringe Freude! EURYANTHE für sich Wie bin ich beklommen! Laut Mein tapfrer Graf, wer hat Euch hergesandt? LYSIART Mich hat des Königs Huld erwählt, Dass ich Euch zum Begleiter diene, Da noch dem Fest die Krone fehlt. EURYANTHE Mit Wonnebeben ehr ich dies Gebot - O Wiedersehen! Eglantine! EGLANTINE Willkomm ne Kunde! Für sich Meinem Herzen Tod! EURYANTHE verbindlich zu Lysiart Verschmähet nicht die ländlich stille Zelle In Nevers Burg zu kurzer Rast. LYSIART freudig Wo du erscheinst, da wird die Wildnis helle, Wie selig wäre deines Herzens Gast. Beneidenswerter Freund! CHOR DER RITTER unter sich O schwarzer Plan! EURYANTHE unbefangen Wie sagt Ihr? LYSIART mit ritterlicher Courtoisie Ehrfurcht Euch nur stammelnd nannte Die süsseste der Erde, Euryanthe! EURYANTHE in heiterer Geschäftigkeit Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen Euch den Tag, wo Ihr hoch uns erfreut! Bauerntanz Lysiart stellt Euryanthe den Rittern vor. Die Ritter begrüssen sie ehrfurchtsvoll. Rudolf macht sich mit Eglantine bekannt CHOR Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! EURYANTHE Sehnen, Verlangen, schmachten und Bangen Wandelt nun Hoffnung in himmlische Lust! Wieder ihn sehen! Wonnen und Wehen Schwellen die Seele, durchwogen die Brust! RUDOLF Sehnen, Verlangen, Schmachten und Bangen Wandelt ihr Hoffen in himmlische Lust! Sie wird ihn sehen! Wonnen und Wehen Schwellen die Seele, durchwogen die Brust! LYSIART Stillt dies Verlangen süsses Umfangen, Schwelg ich in Wonnen an Lippe und Brust! Werd ich ihn sehen wütend vergehen, Marter des Feindes ist Krone der Lust! EGLANTINE Nun nicht mehr bangen! Was sie begangen, Stürzet zu Trümmern ihr Glück, ihre Lust! Nicht mehr verschmähen wird er mein Flehen, Trunken vom Siege schon klopft meine Brust! CHOR Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! EURYANTHE Sehnend Verlangen durchwogt die Brust, Wieder ihn sehen, Wonnen und Wehen Durchwogen die Brust! CHOR Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge Feiern den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! EURYANTHE Sehnend Verlangen durchwogt die Brust! Sehnend Verlangen, Schmachten und Bangen Durchwoget die Brust. Wieder ihn sehen, o himmlische Lust! Sehnend Verlangen durchwoget die Brust, Wieder ihn sehen, o himmlische Lust! Euryanthe reicht Lysiart freundlich die Hand. Lysiart führt sie nach rechts hinten ab. Eglantine von Rudolf geführt, folgt. Die Ritter und Trompeter schliessen sich an. Die Bauern geben den Abgehenden Raum Ouvertüre ERSTER AUFZUG Säulenhalle des Königsschlosses mit einem grossen Mittelportal, zu dem einige Stufen hinaufführen. An den Säulen sind Waffen, Schilde und Lanzen befestigt. ERSTER AUFTRITT Der König. Die Herzogin von Burgund. Adolar. Lysiart. Fürsten. Fürstinnen. Grafen. Ritter und Damen. Pagen. Herolde. Trabanten. Soldaten. Tänzer und Tänzerinnen Der König sitzt rechts vorn auf dem Thron. Zu seiner Linken stehen die älteren Ehrendamen, zu seiner Rechten die Fürsten. Hinter dem Sitz des Königs stehen zwei Herolde mit goldenen Stäben. In nächster Nähe des Königs sechs Pagen; je zwei stehen zur Rechten und Linken des Thrones, zwei sitzen auf den Stufen desselben; der links Sitzende hält ein rotes Kissen, auf welchem Adolar später kniet; der rechts Sitzende trägt auf einem roten Kissen die goldene Zither, die er später Adolar überreicht. Die Herzogin von Burgund sitzt links vorn auf dem Thron. Hinter ihrem Sitz stehen die Grafen; links von ihrem Thron die Ehrendamen. Zu jeder Seite des Thrones steht ein Page der rechts Stehende hält auf rotem Kissen einen goldenen Lorbeerkranz; der links Stehende ebenso einen roten Rosenkranz. Adolar steht zur Linken des Königlichen Thrones. Lysiart ebenso zur Linken des Thrones der Herzogin von Burgund. Alle Männer mit bedecktem Haupte. Es ist Tag Nr. 1 - Introduktion und Reigen CHOR DER FRAUEN Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Dem Frieden Heil nach Sturmestagen! Heil dieser Feier reiner Lust! Des Helden Herz in starker Brust Darf nun für sanfte Freuden schlagen. Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Die Hofdamen wenden sich den hinter ihnen stehenden Rittern zu. Die Ritter überreichen mit einer Verbeugung den Damen die Blumensträusse. Die Hofdamen danken mit tiefer Verneigung. Die Herren und Damen vom Ballett verfahren in derselben Weise. Die Ehrendamen, Fürsten und Grafen, Adolar und Lysiart sind an dieser Ceremonie nicht beteiligt CHOR DER RITTER Den Frauen Heil! den Frauen Heil! Den Frauen Heil! den zarten Schönen, Den Blumen in des Lebens Kranz! Wohl ringt der Mut nach Siegesglanz, Doch Liebe muss das Leben krönen. ALLE Der Liebe Preis erfchall in süssen Tönen, Doch Treue reicht den schönsten Lebenskranz. Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Ernster Reigen Die vier Herolde in der Mitte hinten öffnen die Reihe. Die Herren und Damen vom Ballett treten in den Vordergrund, führen einen ernsten Tanz aus und treten nach dessen Beendigung in ihre frühere Stellung zurück Recitativ KÖNIG Mein Adolar, so fern dem heitern Reigen, So trübe bei des Festes Lust? ADOLAR tritt etwas nach der Mitte vor Nur Sehnsucht herrscht in meiner Brust, Ihr muss sich selbst die Freude neigen. KÖNIG Erheitre dich! LYSIART für sich O Sorg um einen Knaben! KÖNIG Beglückend Wiedersehn ist nah! Weilt deine Braut in Nevers? ADOLAR Ja, mein König. KÖNIG Heut noch soll sie Kunde haben, Bald soll ihr Anblick dich erfreun, Sie wird der Schmuck des Hofes sein. ADOLAR Liebreichster König! König winkt dem auf den Stufen des Thrones rechts sitzenden Pagen. Der vordere Königspage erhebt sich und tritt zu Adolar vor KÖNIG Treuer Adolar! Der froh zur Seite mir im Kampfe war, Sei hier auch froh, es töne diesem Kreise Ein Minnelied zu Euryanthes Preise. Adolar zieht die Handschuhe ab, legt sie auf das Kissen des Pagen und ergreift die Zither; dann nimmt er die Mitte. Der vordere Königspage setzt sich wieder auf die Stufen Nr. 2 - Romanze ADOLAR Unter blüh nden Mandelbäumen, An der Loire grünem Strand, O wie selig ist s zu träumen, Wo ich meine Liebe fand. Sie, die Reine, Eine, Meine! Keusch wie Schnee, wie Rosen mild; Unter blühn den Mandelbäumen Schwebt um mich ihr süsses Bild. Bei dem goldnen Licht der Sterne, An der Loire Blütenstrand, Gab der reinsten Liebe gerne Augenstern ein Himmelspfand. Selig, minnig, hold und innig, Aug in Auge, Mund an Mund; Bei dem Leuchten ew ger Sterne Gab sich Herz dem Herzen kund! Heil ger Treue schönste Rose An der Loire Blumenrand, Ob auch Sturm und Welle tose, Blühest du, des Lenzes Pfand! Zarte, Reine, Süsse, Meine! Du mit mir ganz Ein und Mein Heil ger Treue schönste Rose Blüht in deiner Brust allein! Der König und die Herzogin von Burgundg geben nach Beendigung der Romanze Adolar ihren Beifall zu erkennen. Die Herzogin von Burgund winkt nach hinten. Eine Solotänzerin tritt mit den drei andern aus der Mitte zu Adolar vor. Die beiden Burgunderpagen treten nach der Mitte zu Adolar. Die beiden Königspagen erheben sich und nähern sich Adolar ebenso. Die drei Tänzerinnen stehen im Halbkreis um die Mittelgruppe. Die Solotänzerin nimmt den goldenen Lorbeerkranz von dem Kissen des hintern Burgunderpagen und schmückt Adolars Zither damit, indem sie den Kranz auf den Hals des Instrumentes hängt. Der hintere Burgunderpage tritt nach links zum Thron zurück. Adolar legt die bekränzte Zither auf das Kissen des vordern Königspagen, indem er gleichzeitig von dem Kissen seine Handschuhe nimmt. Der vordere Königspage tritt nach rechts an seinen Platz zurück. Der hintere Königspage hat inzwischen sein Kissen vor Adolar niedergelegt. Adolar kniet darauf nieder und entblösst sein Haupt. Die Solotänzerin nimmt vom Kissen des vordern Burgunderpagen den Rosenkranz, setzt ihn Adolar auf und tritt nach einer Verbeugung gegen die Herzogin von Burgund mit den drei Tänzerinnen an ihren Platz Mitte hinten zurück. Der vordere Burgunderpage tritt nach links zum Thron zurück. Adolar erhebt sich. Der hintere Königspage nimmt das Kissen, auf welchem Adolar kniete, auf. Adolar verneigt sich ehrfurchtsvoll zuerst vor der Herzogin von Burgund, dann vor dem König, nimmt den Kranz von seinem Haupt und legt ihn auf das Kissen des hintern Königspagen. Der hintere Königspage tritt nach rechts an seinen Platz zurück. Adolar bedeckt sich wieder und nimmt seinen frühern Platz in der Nähe des Königlichen Thrones wieder ein. Lysiart verfolgt den Vorgang mit neidischen Blicken Nr. 3 - Chor und Recitativ Heil Euryanth ! der Lieblichsten der Schönen, Der Liebe Heil, in reiner Unschuld Glanz! Dich, Held und Sänger, müsse Ruhm bekrönen, Doch Treue reicht den schönsten Lebenskranz. Recitativ LYSIART für sich Ich trag es nicht! Laut, indem er nach der Mitte etwas vor tritt Hör an, Graf Adolar, Du hast uns hoch ergötzt mit dem Gesang, Wo alle danken, nimm auch meinen Dank! Kein Sänger ringt den Preis dir ab, fürwahr, Vergeuden könntest du getrost dein Erbe, Die Zither sorgt, dass nicht ihr Held verderbe! ADOLAR Gern, Lysiart, üb ich mich in sanften Weisen, Für Misslaut taugt mein gut gestimmtes Eisen. Der König und die Herzogin von Burgund erheben sich LYSIART Was zürnst du gleich? Die Weise tadl ich nicht, Doch wohl die Worte vom Gedicht! Hör auf, der Frauen Treu so hoch zu preisen; Des Meeres Grund hegt Perlen, makelrein, Des Weibes Brust schliesst keine Treue ein. Die Herzogin, die Ehrendamen, die Hofdamen, die Burgunderpagen, die Tänzer und die Tänzerinnen, die Figurantenpaare verlassen erzürnt durch das Mittelportal den Saal. Die Königsherolde nehmen hinten Mitte Aufstellung. Die Königspagen verharren in ihrer Stellung. Die Fürsten, Grafen und Ritter füllen in erregten Gruppen den Mittelgrund ZWEITER AUFTRITT Die Vorigen ohne die Frauen und ihre Begleitung LYSIART für sich Schon atm ich freier! Laut Was entgegnest du? ADOLAR zu seiner Rechten Dies acht ich keiner Antwort wert. Komm in den Wald, dort schliesset dir mein Schwert, Mit Gott! die gift gen Lippen zu. LYSIART Um schnöden Anlass kämpfen? Nie! Die Warnung gab ich, nütze sie! Mein junger Freund, wärst du der Preis der Ritter, Wär ich der Niedrigste, ich schwör es dir, Die Liebe deiner Braut gewänn ich mir Trotz deiner Rosenwang und goldnen Zither! ADOLAR wirft Lysiart seinen Handschuh vor die Füsse Erbärmlich eitler Prahler nenn ich dich, Den Handschuh nimm! dich lehr ich Frauen ehren! LYSIART Ich nehm ihn nicht. Besiegtest du gleich mich, Doch unbesiegt noch meine Gründe wären. Wag es getrost, bekämpfe die! Du prüftest wohl die Teure nie? ADOLAR Für Euryanthe bürgt der Glaube In meiner Brust! LYSIART Du fromme Turteltaube, Dein Glück zu stören trüg ich Scheu! KÖNIG Mein Adolar, lass ab von diesem Streite! LYSIART Du hörst, die Weisheit ist auf meiner Seite! ADOLAR Mein Gut und Blut an Euryanthes Treu ! Nr. 4 - Terzett mit Chor LYSIART Wohlan, du kennst mein herrlich Eigentum? Das Erbteil meiner Väter, reich an Ruhm! Zum Pfande setz ich s, es sei dein, Nenn ich nicht die Gepries ne mein! ADOLAR Es gilt! Es gilt! KÖNIG UND CHOR Vermessenes Beginnen! ADOLAR Kannst Euryanthes Liebe du gewinnen, So nimm mein Gold, mein Gut, mein Land! Zerrissen sei dann jedes süsse Band, Die Heimat meid ich! LYSIART Alles nach Gefallen! Wie schön wirst du mit Kranz und Zither wallen! ADOLAR Vermessener! Frohlocke nicht! Schlägt es dir fehl, ruf ich zum Gottgericht, Dich Frevler, alsobald - LYSIART Wohl! des sind alle Zeugen! BEIDE Es gilt, wohlan! CHOR Vermessenes Beginnen! Kann nichts den starren Sinn euch beugen? O geht zurück! Zu viel habt ihr gewagt! KÖNIG O geh zurück! LYSIART Kehrst du zurück? ADOLAR Ich gab mein Wort! CHOR O geht zurück! KÖNIG Ich mach es ungesagt. LYSIART Du gabst dein Wort! CHOR Zu viel habt ihr gewagt! ADOLAR Des Edlen Wort kann nicht Gewalt vernichten! CHOR O geht zurück! zu viel habt ihr gewagt! KÖNIG Mein Adolar! CHOR O geht zurück! ADOLAR Ich gab mein Wort! CHOR O geht zurück! KÖNIG steigt vom Thron herab und nimmt zwischen Adolar und Lysiart die Mitte Du trotzest kühn der schleichenden Gefahr. ADOLAR Mein König, Frauenehre schirmen, war Die höchste stets von allen Ritterpflichten! In Demut fleh ich, nimm der Wette Pfand. Er überreicht dem König seinen Ring LYSIART überreicht dem König ebenso den seinigen Hier diesen Ring in deine Königshand! - Jetzt schleunig rüst ich mich zur Reise, Und siegreich kehr ich heim! KÖNIG steckt beide Ringe an seinen Finger Doch die Beweise? LYSIART Ein Zeugnis ihrer Huld dir darzubringen, Verpflicht ich mich. CHOR Mög es ihm nie gelingen! König giebt nach rechts dem einen der Pagen einen Wink. Page tritt vor, hebt den Handschuh Adolars auf und geht auf seinen Platz zurück ADOLAR Ich bau auf Gott und meine Euryanth ! Ich bau auf Gott und meine Euryanth ! LYSIART Ich bringe dir ein sich res Unterpfand. KÖNIG, CHOR Die Unschuld schütz , o Gott, mit starker Hand! Alle wenden sich zum Abgang nach dem Mittelportal Verwandlung Burggarten zu Revers; Umfriedung mit Mittelthor. Aus dem Wäldchen im Hintergrund sieht man die Turmspitzen der alten Burg hervorragen. Rechts vorn eine Rasenbank. Links hinten ein Gruftgewölbe, aus dessen Fenstern die ewige Lampe dämmert. Es ist Abend DRITTER AUFTRITT Euryanthe allein Nr. 5a - Kavatine EURYANTHE tritt von rechts vorn auf Glöcklein im Thale, Rieseln im Bach, Säuseln in Lüften, schmelzendes Ach! Sterne in Wipfeln äugelnd durch Laub, Ach, und die Seele der Sehnsucht Raub. Weilst du so ferne? Bangst wohl nach mir? Bringen die Sterne Grüsse von dir? Alle so golden, selig und klar, Ach, doch dein Blick nicht, mein Adolar! Eglantine nähert sich von rechts vorn VIERTER AUFTRITT Eglantine. Euryanthe zu ihrer Linken Nr. 5b - Recitativ EGLANTINE So einsam bangend find ich dich? EURYANTHE O nenne Bangen nicht mein einzig Glück Dies Sehnen ist der Himmel unter Klagen. EGLANTINE Dein Hoffen und dein Sehnen Zeigt dir als höchstes Glück nur Thränen - EURYANTHE Mir bot das Leben Leid und Liebe nur. Verwaiset lebt ich in des Klosters Stille, wie Veilchen blühn. Da drang der Liebe Blick, ein Pfeil, in meine unbewehrte Brust, Und mein ward Adolar! EGLANTINE für sich Weh ihm! Weh dir! EURYANTHE Nach Nevers führt er mich, zog in den Kampf; Hier blieb ich einsam, sehnsuchtsvoll zurück. Da fand ich dich, dein schmeichelnd holdes Kosen Gab Lind rung mir. EGLANTINE Du wandeltest den Kerker Zur Freistatt um, warst mild der Heimatlosen, Die ihrer Ahnen Burg in Staub gesehn, Den Vater als Rebell geächtet, flüchten! Mich tötet die Erinnerung! EURYANTHE O Geliebte! Getrost blick in die Zukunft! Mir vertraue! EGLANTINE Dir? Nimmer hast du mir Vertraun gewährt! Dich drückt ein bang Geheimnis - Leg es nieder in diese Brust, Dann kann ich ruhig sein, Nur dann, sonst nie! EURYANTHE Verschone, lass mich schweigen! EGLANTINE Des Unglücks Blick ist scharf! Um Mitternacht In dunkler Gruft, wo du dich einsam wähnst, Wacht Liebe dir zur Seite. EURYANTHE O verschweig es dir selbst, was du gesehn. EGLANTINE. Nichts sagst du mir? Nr. 6a - Arie O mein Leid ist unermessen, Du kannst mir dein Herz entziehn! Lass mich einsam und vergessen In die fernste Wildnis fliehn! Lass mich fort, vom Sturm getrieben, Irren, schwanken, untergehn! Nein, dein Mitleid ist kein Lieben, Nie sollst du mich wiedersehn. Doch wie könnt ich je dich meiden? O verstoss mich nicht von hier! Dulden will ich, lächelnd leiden, Sterben süss am Busen dir! Nr. 6b - Recitativ EURYANTHE Freundin! Geliebte! an meine Brust! Wie konnt ich solche Lieb ermessen! Vergieb! Sie umarmen EGLANTINE Du liebst mich? Alles ist vergessen! EURYANTHE So treu hast du mit mir gewacht, In dunkler Gruft, in stiller Nacht? EGLANTINE Was störest du der Toten Ruh ? EURYANTHE O nein! Ich flehe dort für Emmas Frieden. Die Schwester Adolars, durch schnellen Tod Entrissen seiner Brudertreu ; ihr Leid Trug sie verschwiegen in die Gruft hinab. EGLANTINE Wer that es kund? EURYANTHE Ihr Geist! EGLANTINE Entsetzen! Wie?! EURYANTHE schauernd in Erinnerung vor sich hinstarrend Am letzten Mai, in banger Trennung Stunde, Bei Mondenlicht sah n wir von Duft umwallt Der holden Emma Luftgestalt, Und säuselnd tönt s von ihrem bleichen Munde ªDie ihr der Liebe Thränen Herz an Herz so selig weinet, Hört mich an! Auch mir Strahlt einst dies goldne Licht, mein Udo Liebte mich zart und treu! Er fiel in blut ger Schlacht! Da war mein Leben mir kein Leben mehr, Aus gifterfülltem Ring sog ich den Tod! Weh dieser That, die mich vom Heil geschieden! Getrennt von Udo irr ich durch die Nächte! O weint um mich! Nicht eh kann Ruh mir werden, Bis diesen Ring, aus dem ich Tod getrunken, Der Unschuld Thräne netzt im höchsten Leid Und Treu dem Mörder Rettung beut für Mord!´ EGLANTINE triumphierend Gewicht ge Kunde! EURYANTH entsetzt auffahrend Was hab ich gethan? Verraten Adolars Geheimnis! Gott! Gebrochen meinen Eid! EGLANTINE Befürchte nichts! Nr. 7 - Duett EURYANTHE Unter ist mein Stern gegangen, Bange Ahnung sagt es laut! EGLANTINE Kannst du zagen, kannst du bangen, Holde, da du mir vertraut? EURYANTHE Weh! ich brach des Schweigens Treue! EURYANTHE Unter ist mein Stern gegangen, Bange Ahnung sagt es laut! EGLANTINE Kannst du zagen, kannst du bangen, Holde, da du mir vertraut? - Such an meinem Busen Ruh! BEIDE Trost der Liebe, süss bist (findest) du! EURYANTHE Ja, es wallt mein Herz aufs neue Selig deinem Herzen zu; Nie bezweifl ich deine Treue, Du nur bist mein alles, du! EGLANTINE Ja, es wallt dein Herz aufs neue Selig meinem Herzen zu; Zweifle nie an meiner Treue, Du nur bist mein alles, du! Euryanthe ab in das Gruftgewölbe links hinten. Eglantine begleitet sie FÜNFTER AUFTRITT Eglantine zurückkehrend; allein Nr. 8 - Recitativ und Arie EGLANTINE mit ausbrechender Heftigkeit Bethörte, die an meine Liebe glaubt, Du bist umgarnt, nicht entrinnst du mehr! Vor allem nun durchsuch ich Emmas Gruft, Für meinen Plan soll die Entdeckung nützen. Vielleicht sinkt Adolar Noch reuevoll an diese glüh nde Brust. O der Gedanke löst mich auf in Wonne Und vor Entzücken ist die Seele trunken. Fänd ich den Tod, an seine Brust gesunken Nur einen, einen Augenblick, Ich wollt ihn mit Vernichtung zahlen. Nur einen Augenblick an seiner Brust! Hinweg, wahnsinn ge Hoffnung! Gauklerin! Erwecke nicht dies Herz zu neuen Qualen, Ich weiss, dass ich ganz elend bin! Arie Er konnte mich um sie verschmähn, Und ich sollt es ertragen? In herbem Leid soll ich vergehn In meinen Blütentagen! Er hörte kalt der Liebe Flehn, Mein Herz, so bang, so todeswund. Weh ! weh ! Drum stürz auch all sein Glück zu Grund! Er konnte mich um sie verschmähn, Und ich sollt es ertragen? Verschmähen konnt er mich um sie, ja! Drum stürz auch all sein Glück zu Grund! Im Abgehen nach rechts hört sie von links Lysiarts Trompete, sie sieht erwartend nach dort, wendet sich und eilt in das Grabgewölbe links hinten ab SECHSTER AUFTRITT Bauern und Bäuerinnen von rechts hinten, um Lysiart und die Ritter zu begrüssen. Gleichzeitig von links vorn acht Trompeter, die sich auf der linken Seite aufstellen; ihnen folgen achtzehn Ritter, die vor ihnen Aufstellung nehmen; endlich Lysiart und Rudolf, die Mitte nehmend Nr. 9 - Finale CHOR DER LANDLEUTE Jubeltöne, Heldensöhne, Fröhlich jauchzend euch empfangen; Kühlt von Streites Glut die Wangen Mit den Rosen dieser Flur. CHOR DER RITTER Mut erfrischt das Herz des Kriegers, Kühnes Wagen ist ihm Wonne; Selig, wen des Friedens Sonne Unter diesen Blüten grüsst. CHOR DER LANDLEUTE Seht, entgegen lacht euch Segen! Schöner blühen die Gefilde, Sel gen Friedens Himmelsmilde Gabt, ihr Tapfern, uns zurück! Hirtenweisen froh euch preisen, Berg und Thal von Lust ertönen, Lasst euch Dank und Liebe krönen In der Treue Heiligtum. SIEBENTER AUFTRITT Die Vorigen. Eglantine, Euryanthe aus dem Gruftgewölbe Lysiart eilt Euryanthe entgegen. Alle begrüssen Euryanthe CHOR DER LANDLEUTE Hirtenweisen froh euch preisen, Berg und Thal von Lust ertönen In der Treue Heiligtum! CHOR DER RITTER Heil der lieblichsten der Schönen, Euryanthe Preis und Ruhm! EURYANTHE Graf Lysiart, edle Ritter, seid willkommen. EGLANTINE für sich O möchte meiner Schmach ein Rächer kommen. CHOR DER RITTER leise untereinander Wie schön ist sie! wie schön! LYSIART Erhab ne Euryanth , Reicht mir zum Dank die zarte Hand, Ich bringe Freude! EURYANTHE für sich Wie bin ich beklommen! Laut Mein tapfrer Graf, wer hat Euch hergesandt? LYSIART Mich hat des Königs Huld erwählt, Dass ich Euch zum Begleiter diene, Da noch dem Fest die Krone fehlt. EURYANTHE Mit Wonnebeben ehr ich dies Gebot - O Wiedersehen! Eglantine! EGLANTINE Willkomm ne Kunde! Für sich Meinem Herzen Tod! EURYANTHE verbindlich zu Lysiart Verschmähet nicht die ländlich stille Zelle In Nevers Burg zu kurzer Rast. LYSIART freudig Wo du erscheinst, da wird die Wildnis helle, Wie selig wäre deines Herzens Gast. Beneidenswerter Freund! CHOR DER RITTER unter sich O schwarzer Plan! EURYANTHE unbefangen Wie sagt Ihr? LYSIART mit ritterlicher Courtoisie Ehrfurcht Euch nur stammelnd nannte Die süsseste der Erde, Euryanthe! EURYANTHE in heiterer Geschäftigkeit Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen Euch den Tag, wo Ihr hoch uns erfreut! Bauerntanz Lysiart stellt Euryanthe den Rittern vor. Die Ritter begrüssen sie ehrfurchtsvoll. Rudolf macht sich mit Eglantine bekannt CHOR Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! EURYANTHE Sehnen, Verlangen, schmachten und Bangen Wandelt nun Hoffnung in himmlische Lust! Wieder ihn sehen! Wonnen und Wehen Schwellen die Seele, durchwogen die Brust! RUDOLF Sehnen, Verlangen, Schmachten und Bangen Wandelt ihr Hoffen in himmlische Lust! Sie wird ihn sehen! Wonnen und Wehen Schwellen die Seele, durchwogen die Brust! LYSIART Stillt dies Verlangen süsses Umfangen, Schwelg ich in Wonnen an Lippe und Brust! Werd ich ihn sehen wütend vergehen, Marter des Feindes ist Krone der Lust! EGLANTINE Nun nicht mehr bangen! Was sie begangen, Stürzet zu Trümmern ihr Glück, ihre Lust! Nicht mehr verschmähen wird er mein Flehen, Trunken vom Siege schon klopft meine Brust! CHOR Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! EURYANTHE Sehnend Verlangen durchwogt die Brust, Wieder ihn sehen, Wonnen und Wehen Durchwogen die Brust! CHOR Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge Feiern den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! EURYANTHE Sehnend Verlangen durchwogt die Brust! Sehnend Verlangen, Schmachten und Bangen Durchwoget die Brust. Wieder ihn sehen, o himmlische Lust! Sehnend Verlangen durchwoget die Brust, Wieder ihn sehen, o himmlische Lust! Euryanthe reicht Lysiart freundlich die Hand. Lysiart führt sie nach rechts hinten ab. Eglantine von Rudolf geführt, folgt. Die Ritter und Trompeter schliessen sich an. Die Bauern geben den Abgehenden Raum Weber,Carl Maria von/Euryanthe/II
https://w.atwiki.jp/bakiss/pages/928.html
霞がかかったような意識がゆっくりと覚醒していく。 「ここは…どこだ?」 海馬はゆっくりと身体を起こし、周囲を見回す。どうやら自分はどこかの民家で寝かされていたようだった。 「オレは…どうなった?」 脳裏にあの瞬間が蘇る。 絶対にして無敵、最強の白龍をも呆気なく葬り去った<死神>。 「くっ…!」 踏み躙られた誇りと傷ついた魂が、海馬の心を苛んだ。 「ほっほっほ…気が付いたようじゃな、少年」 そんな憂鬱を吹き払うように軽妙な声が響き、海馬は胡乱げに顔を向けた。 そこにいたのは白髪の老人。長く伸びた白い髭を三つ編みにした、見るからに胡散臭い容姿ではあるが、どことなく 知性と慈悲を感じさせる、不思議な雰囲気の持ち主だった。 例えるなら穏やかな春の日、黄昏に佇む賢者――― しかし海馬はこう思った。 (なんという胡散臭さだ…あのズヴォリンスキーとかいうジジイに似ている…!) まことに失礼ではあるが、とにかく悪人ではなさそうだった。 「…どうやら、貴様に助けられたようだな。それについては礼を言おう」 「ほっほ…ワシは何もしとらんよ。感謝ならその子らにするがよいぞ」 老人が海馬のすぐ横を指し示す。膝を抱えて眠る、二人の子供。 「フラーテル…ソロル…」 「お主を抱えて彷徨っていた所をワシが見つけての。この村まで一緒に運んだのじゃ」 ほっほ、と老人は笑う。 「お主は三日ほど寝込んでいたが、その間この子らは片時も傍を離れようとせんかった。余程慕われておるようじゃ な、少年。ほっほっほ…」 「ちっ…こいつら、結局あの場に戻ってきたのか」 そう言うものの、そのおかげで助かったのだ。そうでなければ、あのまま野垂れ死んでいてもおかしくなかった。 「ところで、少年」 「…海馬だ。少年などという名ではない」 「ほっほっほ、そうか。ワシはミロス。見ての通り旅の詩人じゃ」 どこが見ての通りだ貴様などただの胡散臭いジジイだ路地裏で背中を刺されて死ね変態と海馬は思ったが、口に 出すのは流石に慎んだ。彼とて世話になった相手に対してそんな暴言は吐かない程度の社会性はあるのだ。 「愚かな提案があるのじゃが、どうじゃろう…ワシでよければ、お主の話し相手になりたい」 「オレには貴様と話すことなどない」 それはすまんのお、とミロスは微笑んだ。 「お主を見ていると、不肖の弟子を思い出してしまっての…少し、話してみたかったのじゃが」 「貴様の弟子のことなど知るか」 「エレウセウス」 彼が口にしたその名に、海馬は目を見開いた。 「もう十年近く前になるかの…出会った時のあの子は、見ていられないほど酷いものじゃった。世界を憎み、運命を 憎み、何より自分を憎んでおった」 「…………」 「一度は掴んだ妹の手を離してしまったと、自分を責めておった。自分の無力さを、呪ってさえいた」 ミロスは静かに語り続ける。 「だからこそワシは、そんなあの子の話し相手になりたかった」 「…そうか」 「最初の内は随分と嫌われたがのぉ…ほっほっほ。丁度今のお主のような態度じゃったよ」 「だからオレとも話したいと?ふざけるな。いい迷惑だ」 「詳しい事情は訊かぬが、お主もまた無力に苛まれておる。そして、無力な自分が赦せんのじゃろう」 海馬の言葉を無視して、ミロスは言う。 「されど、どうにもならぬことは世界にはいくらでもある。運命はどこまでも無慈悲じゃ」 「…………」 「それに膝を屈したとしても、誰もお主を責めたりはせぬよ…」 しばしの沈黙。そして。 「く…くくっ…」 すすり泣くような声が、海馬から漏れる。だが、違う。 「く…く…ククク…ハァーッハッハッハッハッハッ!」 海馬は笑っていた。無力感と絶望からくる笑いではない――― どこまでも不敵で自信に満ち溢れた、いつもの彼の高笑いだった。 「少しは賢いかと思ったがとんだ耄碌ジジイだったな―――貴様はオレという人間を何一つとして理解していない! オレは奪われたまま泣き寝入りなどしない…踏み躙られたなら、今度はオレがそいつの頭を踏み付けて笑ってやる!」 「…運命とは云わば決して越えられぬ壁じゃ。神の摂理を識って、尚それに挑むか?」 神に比して余りにもか弱き、人間の身で。ミロスはそう問うた。 「越えられぬ壁なら、砕いて進む。それだけだ」 運命(かみ)如きが、人間を侮辱(なめ)るな。海馬の瞳はそう言っていた。 「どうやらワシの言葉など、本当に蛇足じゃったな…」 ミロスは呆れと感嘆が入り混じったように笑う。 「既に心が決まっておるのならば、胸を張ってお往きなさい―――お主はお主の地平線を目指して!」 「貴様に言われるまでもない―――オレが見据えるは、未来のみ」 海馬は立ち上がり、コートを翻らせる。そして、寝息を立てている兄妹を見下ろした。 「…こいつらは、歌と竪琴が上手いんだ。吟遊詩人として生きていく道があるだろう」 海馬はそう呟く。 「それまではどうか面倒を見てやってくれないか。オレはもう…こいつらと共にいることはできんだろう」 「よかろう。この子らのことは任せなさい」 その言葉に頷いて、海馬はしゃがみ込み、眠る二人にそっと顔を近づけた。 「オレはこれから最後の闘いへと往く。そして、お前達の世界からは消えるだろう」 だから、オレのことなど忘れて生きていけ。 「これから手にするものを愛するために、お前達は生きていくんだ―――生き延びるんだ」 海馬はそう言い残し、二人に背を向ける。 「そしてどんな困難があろうと、決して諦めるな…それがオレの、唯一の望みだ」 扉を開けて、外へ出る。降り注ぐ太陽の光を全身に浴び、海馬は顔を引き締めた。 「来い―――ブルーアイズ!」 彼の力の象徴たる、蒼き瞳の白龍。それは烈風を纏いながら大地に降り立つ。突如出現した幻獣の姿に慌てふためく 村人達を意に介さず、海馬はその背に飛び乗った。 「オレは、己の信じる道を往くのみ…ブルーアイズと共に!全速前進だ!」 翼を羽撃(はばた)かせ、白龍は大空へと舞い上がる。その姿には、激しい怒りすら感じられた。 だがその怒りに、澱みはない。どこまでも突き抜ける閃光のように、真っすぐな怒りだ。 空を、雲を、世界を貫き、白龍は主を乗せて駆け抜けていく――― 白き翼を見送りながら、兄妹は互いの手を強く握り締めていた。 「よいのか?別れの言葉くらいあってもバチは当たるまいに」 ミロスの言葉に、フラーテルは首を振った。 「いいんです。あの方の重荷になるようなことは、したくない」 「既にこれ以上ないほどの恩が、皇帝様にはあります…これ以上は望みません」 ソロルもそう言って、悲しそうに笑った。 「…どこから起きておった?」 「皇帝様が高笑いしたところからです」 何せあんな笑い方、皇帝様以外はやりませんから。二人揃ってそう言った。 「ほっほっほ…そうかそうか。しかしまあ、とんでもない大器の持ち主じゃった。ありゃあ本当に運命の一つや二つ ぶっ潰してしまうかもしれんのぉ。ワシのような凡人の想像の斜め上を往くぞ、奴は」 ミロスは楽しげな口調で語る。 「さて…ワシもそろそろ旅に戻るとしよう。お主らのことも彼から頼まれておるが、ワシのような妙なジジイでもいい なら一緒に来るか?ワシも詩人の端くれじゃ。少しはお主らのためになることを学ばせてやれよう。何ならばもっと いい詩人も紹介するぞ。レスボス島にいる旧知の友じゃが、聖なる詩人と呼ばれていての…」 「は、はあ…」 「これがまた、賢く美しいという女性の鑑とも言うべき女でな。ほっほっほ、お嬢ちゃんも大人になったらああいう 女になれという見本になるぞ」 「そ、そうですか…」 「思えば彼女との付き合いは、まだワシが渋い中年の魅力を発しておった頃から始まる。幼くして既に聡明であった 彼女の目に、ワシというナイスミドルはどのように映ったのか…」 口を挟む間もなく繰り広げられるミロストーク。何と言うべきか、すでに一緒に行く以外の選択肢はないような気が した。それはそれとして、二人は白龍が去っていった空を見上げる。 「皇帝様…たった一つだけ、あなたの言葉に背きます」 「私もお兄様も、あなたのことを忘れません」 そう。あの力強い翼を、僕達は忘れない。誰よりも誇り高き彼の姿を、僕達は忘れない。 そして、世界中に語り継ごう。白龍の詩を。 奈落という名の楽園に堕ちることなく、兄妹で憎み合い、殺し合うことなく。 「あなたのいる世界にまで、届かせる。白龍の詩を…あなたの詩を―――」 「死すべき者達よ…我は詠おうぞ。<エレフセイア>愛すべき友の、闘いの詩を―――」 ―――こうして<死せる英雄達の戦い>と称されし戦乱は幕を閉じた。 <紫眼の狼><白龍皇帝>についてはそれ以降の足取りは完全に途絶え、歴史の表舞台からは姿を消すこととなる。 詩人が紡ぐ叙事詩にのみその姿を現す二人は、後世においてはその実在そのものを疑問視され、最後には架空の英雄 に過ぎないと片付けられた。 だが―――<奴隷達の英雄>は、確かに存在していた。 残酷な運命に屈することなく真っ向から闘った英雄達。その誇り高き生き様は、消えはしない。 老賢人が詠うは狼の詩。兄妹が詠うは白龍の詩。 それは遥かな時代を越えて、遠く未来にまで語り継がれることとなるのだった。
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2660.html
DRITTER AUFZUG Nr. 10 - Introduktion Der Vorhang hebt sich im dreizehnten Takt. Garten und Schloss ERSTER AUFTRITT Die Landleute Robert Green und Toms Blunt sitzen unter Bauern am Tische rechts vorn; die Landleute Richard Scrop und James Gadshill ebenso am Tische links vorn. Bauern auf Stühlen und auf den Bänken an allen Tischen vorn und hinten. John Perth geht von einem Tisch zum andern, die Gäste zum Trinken nötigend. Einige Aufwärter und Schenkmädchen bedienen. Frau Suse Blunt bewegt sich unter den Gästen. Vier spielende Musikanten auf dem kleinen Orchester im Hintergrunde. Junges Volk tanzt und singt im Vordergrunde und hinten auf der Terrasse. Fröhliches munteres Durcheinander. CHOR DER TRINKER Männer allein Munter, edle Zecher, munter, Köstlich ist der Wein! Seht, die Sonne geht schon unter, Lasst uns fleissig, fleissig sein! Ach, der Tag find t bald sein Ziel Und des Weins ist noch so viel, Darum frisch getrunken, frisch, frisch! Munter, edle Zecher, munter, Köstlich ist der Wein! Seht, die Sonne geht schon unter, Lasst uns fleissig, fleissig sein! Ach, der Tag find t bald sein Ziel, Und des Weins ist noch so viel! Darum frisch getrunken, frisch! Getrunken frisch! - Der Tanz oben auf der Terrasse endet. Die Tänzer gehen nach unten. Es wird unten getanzt. CHOR DER TÄNZER alle Hört ihr die Geigen, Seht ihr den Reigen Fröhlich ertönen und munter ergehn? Eilet zum Tanze Froh in dem Kranze Munterer Jugend euch rascher zu drehn! Bannet die Sorgen! Heute und morgen Lächelt die Freude und droht nicht Gefahr. Nützet die Stunden, Eh sie entschwunden, Dass eure Jugend nicht freudenlos war. Der Tanz unten endet Seid ihr erst älter, Steifer und kälter, Drücket das Leben euch sorgvoll und schwer Dann, ach, ihr Leute, Schickt sich s, wie heute, Leider nicht mehr, ach nein, leider nicht mehr. Immer behende, Nimmer aus Ende Drehe der Kreis sich bald hin und bald her. Munter, nur munter, Krauser und bunter, Hinüber, hinüber der Kreuz und die Quer. Die Tänzer gehen nach oben, Der Tanz oben auf der Terrasse beginnt wieder. Allmählich steckt der Tanz auch die Übrigen an, doch machen sie anfangs nur die Tanzbewegungen mit. Die Trinker werden lebhafter und stehen zum Teil auf. CHOR DER TRINKER Männer allein Mag das junge Volk sich wiegen Dort im raschen Tanz, rinken auch ist ein Vergnügen Hier im Abendglanz! Sind wir gleich zum Tanz zu alt, Trinket nur, so wird sich bald Alles um uns drehn! Die Lustigkeit hat sich derart gesteigert, dass sich nun alles in grösster Ausgelassenheit zeigt. Bunte Gruppierung und bewegtes Leben, allgemeine tolle Fröhlichkeit. Aufwärter bringen Windlichter, obwohl es noch nicht besonders dunkel ist, und stellen sie auf die Tische. Scrop und Gadshill gehen mit ihren Krügen nach rechts zu Green und Blunt ALLGEMEINER CHOR Juch! - Juch! - Das ist ne Fröhlichkeit, Alles schwimmt in Seligkeit, Alles jauchzt und alles schwärmt, Alles tobt und alles lärmt, Alles bricht in Jubel aus So ist s recht beim Hochzeitsschmaus! - - Juch! Allgemeiner ungeheuerer Jubel oben und unten. Alle tanzen bunt durcheinander und gruppieren sich zum Schlusse. Es wird dunkel. Die Bauern und Bäuerinnen setzen sich und stehen fröhlich umher GADSHILL spricht, nachdem es ruhig geworden ist Aber wo sind denn Braut und Bräutigam? BLUNT schon etwas betrunken Ja, wo sind sie, Braut und Bräutigam? SCROP Sollen wir denn die Hochzeit feiern ohne Braut und Bräutigam? BLUNT Ich habe noch nie eine Hochzeit gefeiert ohne Braut und Bräutigam. PERTH Der Bräutigam kam noch nicht an; er wird sich auf Davenaut verspätet haben, meine Tochter ist ihm entgegen gegangen. FRAU BLUNT sieht nach links Da kommt sie eben her. BLUNT ergreift ein Glas vom Tisch Dies volle Glas will ich ihr zu Ehren Bis auf den letzten Tropfen leeren. Er trinkt FRAU BLUNT Na, Tom, nimm dich in acht und trink mir nicht wieder zu viel! BLUNT Suse, du hast recht, zu viel hab ich schon oft getrunken, aber noch nie genug, noch nie genug! Perth geht Emmy entgegen. Emmy Perth kommt von links hinten vor der Terrasse ZWEITER AUFTRITT Die Vorigen. Emmy tritt ihrem Vater zur Linken ALLE. Es lebe die Braut! Emmy Perth lebe hoch! PERTH Was ist das, du siehst ja so traurig aus, Emmy? Eine Braut muss fröhlich sein. Er spricht leise mit ihr weiter BLUNT Ja, eine Braut muss ein fröhliches Gesicht haben! Weisst du noch, Suse, wie du Braut warst - FRAU BLUNT I, so schweig doch still! BLUNT Damals hatt st du ein ganz andres Gesicht, ein ganz andres Gesicht! FRAU BLUNT Musst du denn immer reden! BLUNT Ja, wenn ich nicht reden soll, da muss ich trinken. Er ergreift ein Glas und trinkt. Frau Blunt macht eine abwehrende Bewegung. Alle setzen sich, teils erzählen sie sich leise, teils verhalten sie sich ruhig. Ein Teil der Bauern, Bäuerinnen, Tänzer und Tänzerinnen verliert sich unauffällig nach rechts und links. Aufwärter räumen während des Liedes die Tische und Stühle hinten lautlos und wenig bemerkt weg PERTH Nun, Emmy, was fehlt dir denn? Er tritt mit ihr vor Nr. 11 - Lied EMMY Dort an jenem Felsenhang Lauschte ich den Weg entlang, Georgen zu erspähen; In der Abendsonne Strahl Glüht und zittert Berg und Tal, Er lässt sich nicht sehen! Wenn beim frohen Hochzeitsfest Mich der Bräut gam warten lässt Soll mich das nicht traurig machen? Dort im Strauch mit süssem Schall Lockt und girrt die Nachtigall, Und er ist noch ferne; Durch der Bäume grünes Reis Lauscht der Vollmond; still und leis Flimmern schon die Sterne! Alles zeigt, der Abend kam, Und noch fehlt der Bräutigam Soll mich das nicht traurig machen? PERTH spricht Ei nun, er wird schon kommen! Du weisst, dass heute des Fräuleins Geburtstag war, und da konnte der arme Junge gewiss nicht so zeitig fortkommen. EMMY So ein vornehmes Fräulein möchte ich sein, Vater; da liess mich George gewiss nicht warten. Sie geht mit Perth zurück und beobachtet nach links, ob George kommt BLUNT der mit Gadshill, Green und Scrop am Tisch rechts sitzt Er wird schon kommen, sag ich euch. Eine Braut ist wie eine volle Flasche Wein, die vergisst man nicht. GREEN der leise mit Scrop gesprochen hat Ja, ja, wie ich Euch sage, Nachbar Scrop, in der vergangenen Nacht! Er steht auf SCROP ebenso, auffällig laut Das wäre ja entsetzlich! Alle Sitzenden stehen neugierig auf. Aufwärter räumen unauffällig auch den Tisch und die Stühle links weg; nur der Tisch und die Stühle rechts bleiben stehen PERT kommt vor Nun, was gibt s denn hier? SCROP Green erzählt eben, die Tochter des reichen Berkley, drei Stunden hinter Davenaut, sei vergangene Nacht durch einen Vampyr umgebracht worden. Green tritt in die Mitte ALLE versammeln sich um Green Wie? Was sagt Ihr? Ein Vampyr? GREEN Nicht anders; ich war heute Morgen dort. Die Tochter war Braut, heute sollte die Hochzeit sein. In der Nacht, Glock zwölf Uhr, vermisst der Vater die Tochter, alles wird gleich aufgeboten, sie zu suchen! Endlich findet man sie tot in der Vampyrhöhle. EMMY Das arme Mädchen! FRAU BLUNT Hat man denn den Vampyr auch gefunden? GREEN Freilich, der Vater hat ihn totgestochen. FRAU BLUNT Gott sei Dank! GREEN Ja, was hilft das, so ein Geschöpf ist ja nicht umzubringen! Sticht man s heute tot, so steht es morgen wieder lebendig auf! SCROP zu Green Habt Ihr schon einmal einen Vampyr gesehen? GREEN tritt an Emmy vorüber zwischen Perth und Scrop Nein, Gott sei Dank! Aber ich habe mir sagen lassen, sie sollen totenblass aussehen, und ihre Opfer am liebsten im Mondenschein aufsuchen, weil dieser eine heilbringende Kraft für sie hat und sie unter seinem besonderen Schutze stehen. EMMY Meine selige Grossmutter hat mir oft ein altes Märchen von einem Vampyr erzählt. Die Mädchen umgeben Emmy im Halbkreis. Die Männer stellen sich hinter ihnen auf DIE MÄDCHEN Ach, lasst hören, lasst hören. EMMY Aber es ist schon ganz dunkel! SCROP Desto besser! Im Dunkeln hören sich solche Geschichten am besten an. Nr. 12 - Romanze EMMY Sieh, Mutter, dort den bleichen Mann Mit seelenlosem Blick. Kind, sieh den bleichen Mann nicht an, Sonst ist es bald um dich getan, Weich schnell von ihm zurück! Schon manches Mägdlein, jung und schön, Tat ihm zu tief ins Auge sehn, Musst es mit bittern Qualen Und seinem Blut bezahlen! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! EMMY Was, Mutter, tat der bleiche Mann? Mir graust vor seinem Blick! Kind, sieh den bleichen Mann nicht an, Viel Böses hat er schon gethan, Drum traf ihn solch Geschick! Und ob er längst gestorben nun, Kann er im Grabe doch nicht ruhn, Er geht herum als bleiche, Lebend ge grause Leiche! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! Mondschein verbreitet sich allmählich EMMY Wie dauert mich der bleiche Mann, Wie traurig ist sein Blick! Kind, sieh den bleichen Mann nicht an, Sonst ist es bald um dich getan, Weich schnell von ihm zurück! Er geht herum von Haus zu Haus, Sucht sich die schönsten Bräute aus, Zeigt eine sich gewogen, So wird sie ausgesogen! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! EMMY Es lacht mich an der bleiche Mann Und heitrer wird sein Blick. Kind, siehst du ihn noch immer an? Weh mir, es ist um dich getan, Weich schnell von ihm zurück! Sein erster Blick, mit Todesschmerz Durchzuckte er dein frommes Herz, Ach, lass dadurch dich warnen, Sonst wird er dich umgarnen! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! EMMY Das Mägdlein folgt dem bleichen Mann, Es lockte sie sein Blick; Hört nicht der Mutter Warnen an, Und bald war es um sie getan, Nie kehrte sie zurück! Ein Opfer ward sie seiner Lust, Mit blut ger Spur an Hals und Brust Fand man den Leichnam wieder; Sie fuhr zur Hölle nieder! Nun geht sie selber, glaubt es mir, Umher als grausiger Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihr jemals gleich zu werden! CHOR Nun geht sie selber, glaubt es mir, Umher als grausiger Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihr jemals gleich zu werden! Lord Ruthwen kommt in einen grossen Mantel gehüllt, langsam und unbemerkt während der letzten Takte von links hinten vor der Terrasse und tritt unter die Leute DRITTER AUFTRITT Die Vorigen. Ruthwen zwischen Emmy und Perth RUTHWEN spricht Guten Abend, ihr schönen Kinder! DIE MÄDCHEN fahren mit einem Ausruf des Schreckens auseinander Ha! EMMY im höchsten Entsetzen, gleichzeitig Allmächtiger! RUTHWEN. Ist John Perth nicht hier? PERTH Hier bin ich. Was ist zu Euren Diensten? RUTHWEN Du kennst mich wohl nicht mehr? PERTH Ach, seid Ihr es, Mylord? Freilich kenne ich Euch. Ihr seid der Bruder unsers verstorbenen Herrn, und jetzt Graf von Marsden. Seid herzlich willkommen auf Euerem Grund und Boden; wir glaubten Euch noch auf der Reise. RUTHWEN Auch kann ich nur wenige Stunden hier verweilen, ein Geschäft führte mich nach Davenaut. Ich hörte dort von deiner Tochter Hochzeit, und komme, die Feier durch meine Gegenwart zu verschönern. Die treuen Dienste, welche du meinem Hause geleistet, erfordern meine Dankbarkeit. Ich will, dass die Hochzeit auf meine Kosten gefeiert werde, und so glänzend als möglich. Betrachte den herrschaftlichen Keller heute als den deinigen. BLUNT ausrufend Das ist ein edler Herr! Bringt ihm ein Vivat! Hoch lebe unser gnädiger Herr! Hoch! ALLE Hoch lebe unser gnädiger Herr! Hoch! RUTHWEN zu Perth Lass sogleich den grossen Saal erleuchten, dort will ich selbst Zeuge der heiligen Handlung sein, und der Braut den Myrtenkranz ins Haar flechten. Alle ausser Emmy, Ruthwen und Perth ziehen sich beobachtend und leise miteinander sprechend, nach hinten zurück EMMY ohne Pause fortfahrend Also meinetwegen seid Ihr gekommen, gnädiger Herr? RUTHWEN Ist das deine Tochter, John? PERTH Ja, gnäd ger Herr, meine Tochter Emmy. RUTHWEN Freilich bin ich deinetwegen gekommen, schöne Emmy. EMMY Ach, so verzeiht, gnäd ger Herr, dass ich vorhin bei Eurem Anblick so erschrocken bin, aber wir hatten gerade ein schauerliches Märchen erzählt, als Ihr so unvermutet zu uns kamt. RUTHWEN zieht einen Ring vom Finger Hier, schöne Braut, nimm diesen Ring zur Vergütung des Schrecks, den ich dir verursacht habe. Er steckt ihr den Ring an EMMY. Wie, gnäd ger Herr, den kostbaren Ring, den schenkt Ihr mir? RUTHWEN. Als Hochzeitsgast muss ich dir doch wohl ein Geschenk machen! Ich werde überdies für eine Ausstattung für dich Sorge tragen, und wenn du willst, deinen künftigen Mann auf meinen Gütern anstellen. EMMY Gnäd ger Herr, soviel Güte - RUTHWEN. Geht, liebe Leute, bringt den Saal in Ordnung. Das Landvolk wendet sich zum Abgang nach rechts RUTHWEN Hier, John, nimm meinen Mantel mit. Perth nimmt den Mantel RUTHWEN Ich werde mich indes mit der Braut über die künftige Versorgung beraten. Wenn alles in Ordnung ist, lass mich rufen, dass ich den Tanz mit der schönen Emmy eröffne. Alle gehen bis auf Emmy und Lord Ruthwen ab nach rechts VIERTER AUFTRITT Emmy, Ruthwen zu ihrer Linken Es tritt heller Mondschein ein EMMY Ach, gnäd ger Herr, wodurch habe ich soviel Güte verdient? RUTHWEN Durch deine Schönheit, liebe Emmy, die mich bei dem ersten Anblick so sehr für dich einnahm, durch deine Liebenswürdigkeit, die mich immer mehr und mehr zu dir hinzieht. Die Fenster des Schlosses im Hintergrunde erleuchten sich Nr. 13 - Terzett EMMY Ihr wollt mich nur beschämen, So eitel bin ich nicht, Um für Ernst es anzunehmen, Was Euer Mund nur spricht. RUTHWEN Nein, liebe süsse Kleine, Glaub mir, ich scherze nicht; Deine Schönheit ist s alleine, Die so mein Herz besticht. Der Diener George Dibdin kommt unbemerkt, den Hut auf dem Kopf, Pistolen im Gürtel, von links hinten vor der Terrasse FÜNFTER AUFTRITT Die Vorigen. George ungesehen zurückstehend GEORGE für sich Potz Blitz! was muss ich schauen! Die sind ja sehr vertraut! Darf ich meinen Augen trauen, Ist denn das nicht meine Braut? RUTHWEN Welche Wonne sondergleichen, Sanft die Wange dir zu streichen, Dir die weiche Hand zu drücken, Liebend dir ins Aug zu blicken, So den Arm um dich zu schlingen, Dich zu drücken an die Brust! Ach, welch ein Opfer wollt ich bringen, Gönntest du mir diese Lust! Er umfasst sie EMMY ihn sanft abwehrend Ihr wollt mich nur beschämen, So eitel bin ich nicht, Um für Ernst es anzunehmen, Was Euer Mund nur spricht. GEORGE für sich Ei, ei, was muss ich sehen, Jetzt drückt er ihr die Hand, Und sie lässt es auch geschehen, Das ist ja ganz charmant. RUTHWEN Ich sollte dich fast schelten, Ich tat so viel für dich, Und du willst mir nicht vergelten, Ist das nicht grausam, sprich? GEORGE für sich Jetzt drückt er ihr die Hand, Und sie lässt es auch geschehen! Das ist ja ganz charmant! EMMY Ihr sucht mein Glück zu gründen, Das sehe ich wohl ein! Ach, ich kann nicht Worte finden, Euch meinen Dank zu weihn! Ach, ich kann nicht Worte finden, Euch meinen Dank zu weihn! RUTHWEN Du kannst für mein Bestreben Den schönsten Lohn mir geben! Ein einz ger Kuss von dir Gilt mehr als Kronen mir! GEORGE erstaunt und empört Ein Kuss! EMMY verschämt Wie? GEORGE wie oben Was muss ich hören? EMMY wie oben Ein Kuss? GEORGE wie oben Er will sie küssen? EMMY Wie? GEORGE Was? EMMY Ein Kuss? Ein Kuss? Ein Kuss? Ein Kuss? Ruthwen will sie küssen EMMY entwindet sich ihm Ihr wollt mich nur beschämen, So eitel bin ich nicht, Um für Ernst es anzunehmen, Was Euer Mund nur spricht. RUTHWEN Nein, liebe süsse Kleine, Glaub mir, ich scherze nicht, Deine Schönheit ist s alleine, Die so mein Herz besticht. - Er küsst Emmy. Emmy entwindet sich ihm und läuft an ihm vorüber nach links RUTHWEN für sich So, jetzt ist sie mir verfallen, Und das Ziel ist nicht mehr weit, Er lacht. Haha! EMMY für sich Solchem Herrn zu gefallen, Ist doch keine Kleinigkeit! Soll mich das nicht eitel machen? RUTHWEN für sich Jetzt ist sie mir verfallen! Ha, die Hölle hör ich lachen! Ha, jetzt ist sie mir verfallen, Und das Ziel ist nicht mehr weit! Ha, die Hölle hör ich lachen! GEORGE für sich Wie, sie lässt sich das gefallen? Ha, bei Gott, das geht zu weit! Soll mich das nicht rasend machen? Ha, bei Gott, das geht zu weit! Ha, das geht zu weit! Ruthwen und Emmy sprechen zusammen GEORGE für sich Soll mich das nicht rasend machen? Er tritt im vierten Takte vor, Emmy zur Linken Guten Abend - RUTHWEN beiseite Ei, sieh da, der Bräutigam! GEORGE Meine Beste! EMMY verlegen Kommst du endlich auch zum Feste? GEORGE Ja, Zeit war es, dass ich kam. EMMY blickt fortwährend nach Ruthwen Unser neuer Herr will dich Hier zum Gutsverwalter machen. GEORGE a, das merk ich, schöne Sachen, und zum Eigentümer sich. RUTHWEN beiseite Eifersucht? Das ist zum Lachen! Guter Tropf, du dauerst mich! EMMY beiseite Eifersucht am ersten Tage! - Nun fürwahr, nun fürwahr, Das kommt zu früh! GEORGE beiseite Ja, sie hat recht, die alte Sage Weibern trau und Katzen nie! Ja, ja, sie hat recht, die alte Sage Weibern trau und Katzen nie! EMMY beiseite Eifersucht am ersten Tage, Nun fürwahr, das kommt zu früh! GEORGE beiseite Ja, sie hat recht, die alte Sage Weibern trau und Katzen nie! RUTHWEN zu Emmy Nun, ich gehe, Liebesleute Sind am liebsten doch allein! Nur vergiss nicht, dass du heute Meine Tänzerin willst sein. - George geht grollend nach hinten. Emmy folgt dem Eifersüchtigen und sucht ihn mit leisen Worten zu beruhigen RUTHWEN beiseite, mit einigen Schritten nach rechts Ha, wie mein Herz vor Freude bebet, Nun ist das zweite Opfer mein! Die ihr mich unsichtbar umschwebet, Jubelt! jubelt! Bald wird sie euer sein! Er blickt Emmy finster an, sich ihr mit einigen Schritten nähernd. George tritt Ruthwen zur Rechten vor EMMY ebenso Ruthwen zur Linken, für sich Mein Herz schwankt zwischen Furcht und Liebe, Und mir wird wohl und weh zu Sinn; Mit süss geheimnisvollem Triebe Zieht es mich zu dem Fremdling hin! GEORGE für sich Wie bei böser Geister Hausen, So unheimlich wird mir zu Mut! Mich überläuft s mit kaltem Grausen, Weh mir! das endet nimmer gut! RUTHWEN für sich Ha! wie mein Herz vor Freude bebet! Nun ist das dritte Opfer mein! Die ihr mich unsichtbar umschwebet, Jubelt, bald wird sie euer sein! Er geht ab nach rechts vor der Terrasse. George geht ihm drohend einige Schritte nach. Emmy wendet sich nachdenklich nach links SECHSTER AUFTRITT George, Emmy zu seiner Linken GEORGE für sich Er geht! Nun ist mir wieder wohl! EMMY verlegen, das Gespräch zu eröffnen Weisst du wohl, George, dass es gar nicht schön von dir ist, dass du heute so spät kommst. GEORGE So ist s recht, mach du mir noch Vorwürfe! Aber das ist schön, dass du hier im Mondenschein mit fremden jungen gnäd gen Herrn charmierst, dir die Hand drücken, dich um den Leib fassen und am Ende gar küssen lässt? Nicht wahr, das ist schön? EMMY Ach, das war ja unser neuer gnäd ger Herr! Und er will uns versorgen! Sie zeigt den Ring an ihrem Finger Sieh nur den kostbaren Ring, den er mir schenkte. Er ist so gut, so liebreich, so herablassend, so - GEORGE. Nun? Nur heraus damit so schön, so liebenswürdig, dass ich nur ein Klotz gegen ihn bin. EMMY Wie du nun wieder bist. Ich bin ja bloss deinetwegen freundlich gegen ihn, damit er dich recht vorteilhaft anstellt. GEORGE ironisch So? abweisend Meinetwegen! Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie du ihn immer angesehen hast? So freundlich, so zärtlich, so wie du niemand ansehen solltest als mich. Selbst wie ich vortrat, konntest du keinen Blick von ihm verwenden. Er zeigt auf seine Pistolen Siehst du die Pistolen hier? Ich habe sie mitgenommen, weil man mir sagte, der Weg sei nicht sicher. Mit denen schiess ich mich tot, wenn du ihn noch einmal so ansiehst. EMMY Sei doch nicht so wild, lieber George, er geht ja noch heute wieder fort – mit einem unwillkürlichen Seufzer und wer weiss, ob ich ihn jemals wiedersehe. Sie geht an ihm vorüber nach rechts GEORGE Ja, er muss noch heute zurück nach Davenaut, er soll unser Fräulein heiraten. Aber die ist nicht so wie du. Sie liebt den jungen Herrn Aubry und war nicht so freundlich gegen den Grafen. Mit Tränen hat sie ihren Vater gebeten, den gnäd gen Herrn wieder wegreisen zu lassen. EMMY Also dein Fräulein wird er heiraten? GEORGE. Ja. Dir ist s wohl nicht recht? Du könntest vielleicht selber noch eine gnäd ge Frau werden, nicht wahr? Das ist doch dein höchster Wunsch! O ich Dummkopf! Um dir eine Freude zu machen, weil ich wusste, dass du es gern hast, wenn es recht vornehm bei unsrer Hochzeit hergeht, bitte ich den gnäd gen Herrn, hierher zu kommen. Deine Freundlichkeit gegen ihn muss er aber schon geahnt haben; kaum sage ich ihm, dass es hier eine Hochzeit gibt, so springt er auf, lässt ein Pferd satteln, nimmt kaum Abschied von unserm alten Herrn und sprengt im Galopp hierher. Ich Esel keuche hinterdrein, um die Freude zu haben, zuzusehen, wie er meine Braut küsst. Edgar Aubry kommt von links hinten vor der Terrasse SIEBENTER AUFTRITT Emmy rechts. George in der Mitte. Aubry links AUBRY Guten Abend, George. Ist der Graf hier? Meinen Glückwunsch, schöne Emmy. GEORGE. Ja, der gnäd ge Herr ist im Tanzsaal. AUBRY Bitte ihn sogleich, zu mir zu kommen. GEORGE. Ich gehe. leise zu Emmy Willst du nicht hierbleiben? Es ist ja auch ein junger gnäd ger Herr. EMMY leise Pfui, George, du wirst mich böse machen. Ich gehe mit dir in den Tanzsaal. GEORGE leise Freilich, da ist der andere, und der ist noch freundlicher. Beide gehen schmollend ab nach rechts vor der Terrasse DRITTER AUFZUG Nr. 10 - Introduktion Der Vorhang hebt sich im dreizehnten Takt. Garten und Schloss ERSTER AUFTRITT Die Landleute Robert Green und Toms Blunt sitzen unter Bauern am Tische rechts vorn; die Landleute Richard Scrop und James Gadshill ebenso am Tische links vorn. Bauern auf Stühlen und auf den Bänken an allen Tischen vorn und hinten. John Perth geht von einem Tisch zum andern, die Gäste zum Trinken nötigend. Einige Aufwärter und Schenkmädchen bedienen. Frau Suse Blunt bewegt sich unter den Gästen. Vier spielende Musikanten auf dem kleinen Orchester im Hintergrunde. Junges Volk tanzt und singt im Vordergrunde und hinten auf der Terrasse. Fröhliches munteres Durcheinander. CHOR DER TRINKER Männer allein Munter, edle Zecher, munter, Köstlich ist der Wein! Seht, die Sonne geht schon unter, Lasst uns fleissig, fleissig sein! Ach, der Tag find t bald sein Ziel Und des Weins ist noch so viel, Darum frisch getrunken, frisch, frisch! Munter, edle Zecher, munter, Köstlich ist der Wein! Seht, die Sonne geht schon unter, Lasst uns fleissig, fleissig sein! Ach, der Tag find t bald sein Ziel, Und des Weins ist noch so viel! Darum frisch getrunken, frisch! Getrunken frisch! - Der Tanz oben auf der Terrasse endet. Die Tänzer gehen nach unten. Es wird unten getanzt. CHOR DER TÄNZER alle Hört ihr die Geigen, Seht ihr den Reigen Fröhlich ertönen und munter ergehn? Eilet zum Tanze Froh in dem Kranze Munterer Jugend euch rascher zu drehn! Bannet die Sorgen! Heute und morgen Lächelt die Freude und droht nicht Gefahr. Nützet die Stunden, Eh sie entschwunden, Dass eure Jugend nicht freudenlos war. Der Tanz unten endet Seid ihr erst älter, Steifer und kälter, Drücket das Leben euch sorgvoll und schwer Dann, ach, ihr Leute, Schickt sich s, wie heute, Leider nicht mehr, ach nein, leider nicht mehr. Immer behende, Nimmer aus Ende Drehe der Kreis sich bald hin und bald her. Munter, nur munter, Krauser und bunter, Hinüber, hinüber der Kreuz und die Quer. Die Tänzer gehen nach oben, Der Tanz oben auf der Terrasse beginnt wieder. Allmählich steckt der Tanz auch die Übrigen an, doch machen sie anfangs nur die Tanzbewegungen mit. Die Trinker werden lebhafter und stehen zum Teil auf. CHOR DER TRINKER Männer allein Mag das junge Volk sich wiegen Dort im raschen Tanz, rinken auch ist ein Vergnügen Hier im Abendglanz! Sind wir gleich zum Tanz zu alt, Trinket nur, so wird sich bald Alles um uns drehn! Die Lustigkeit hat sich derart gesteigert, dass sich nun alles in grösster Ausgelassenheit zeigt. Bunte Gruppierung und bewegtes Leben, allgemeine tolle Fröhlichkeit. Aufwärter bringen Windlichter, obwohl es noch nicht besonders dunkel ist, und stellen sie auf die Tische. Scrop und Gadshill gehen mit ihren Krügen nach rechts zu Green und Blunt ALLGEMEINER CHOR Juch! - Juch! - Das ist ne Fröhlichkeit, Alles schwimmt in Seligkeit, Alles jauchzt und alles schwärmt, Alles tobt und alles lärmt, Alles bricht in Jubel aus So ist s recht beim Hochzeitsschmaus! - - Juch! Allgemeiner ungeheuerer Jubel oben und unten. Alle tanzen bunt durcheinander und gruppieren sich zum Schlusse. Es wird dunkel. Die Bauern und Bäuerinnen setzen sich und stehen fröhlich umher GADSHILL spricht, nachdem es ruhig geworden ist Aber wo sind denn Braut und Bräutigam? BLUNT schon etwas betrunken Ja, wo sind sie, Braut und Bräutigam? SCROP Sollen wir denn die Hochzeit feiern ohne Braut und Bräutigam? BLUNT Ich habe noch nie eine Hochzeit gefeiert ohne Braut und Bräutigam. PERTH Der Bräutigam kam noch nicht an; er wird sich auf Davenaut verspätet haben, meine Tochter ist ihm entgegen gegangen. FRAU BLUNT sieht nach links Da kommt sie eben her. BLUNT ergreift ein Glas vom Tisch Dies volle Glas will ich ihr zu Ehren Bis auf den letzten Tropfen leeren. Er trinkt FRAU BLUNT Na, Tom, nimm dich in acht und trink mir nicht wieder zu viel! BLUNT Suse, du hast recht, zu viel hab ich schon oft getrunken, aber noch nie genug, noch nie genug! Perth geht Emmy entgegen. Emmy Perth kommt von links hinten vor der Terrasse ZWEITER AUFTRITT Die Vorigen. Emmy tritt ihrem Vater zur Linken ALLE. Es lebe die Braut! Emmy Perth lebe hoch! PERTH Was ist das, du siehst ja so traurig aus, Emmy? Eine Braut muss fröhlich sein. Er spricht leise mit ihr weiter BLUNT Ja, eine Braut muss ein fröhliches Gesicht haben! Weisst du noch, Suse, wie du Braut warst - FRAU BLUNT I, so schweig doch still! BLUNT Damals hatt st du ein ganz andres Gesicht, ein ganz andres Gesicht! FRAU BLUNT Musst du denn immer reden! BLUNT Ja, wenn ich nicht reden soll, da muss ich trinken. Er ergreift ein Glas und trinkt. Frau Blunt macht eine abwehrende Bewegung. Alle setzen sich, teils erzählen sie sich leise, teils verhalten sie sich ruhig. Ein Teil der Bauern, Bäuerinnen, Tänzer und Tänzerinnen verliert sich unauffällig nach rechts und links. Aufwärter räumen während des Liedes die Tische und Stühle hinten lautlos und wenig bemerkt weg PERTH Nun, Emmy, was fehlt dir denn? Er tritt mit ihr vor Nr. 11 - Lied EMMY Dort an jenem Felsenhang Lauschte ich den Weg entlang, Georgen zu erspähen; In der Abendsonne Strahl Glüht und zittert Berg und Tal, Er lässt sich nicht sehen! Wenn beim frohen Hochzeitsfest Mich der Bräut gam warten lässt Soll mich das nicht traurig machen? Dort im Strauch mit süssem Schall Lockt und girrt die Nachtigall, Und er ist noch ferne; Durch der Bäume grünes Reis Lauscht der Vollmond; still und leis Flimmern schon die Sterne! Alles zeigt, der Abend kam, Und noch fehlt der Bräutigam Soll mich das nicht traurig machen? PERTH spricht Ei nun, er wird schon kommen! Du weisst, dass heute des Fräuleins Geburtstag war, und da konnte der arme Junge gewiss nicht so zeitig fortkommen. EMMY So ein vornehmes Fräulein möchte ich sein, Vater; da liess mich George gewiss nicht warten. Sie geht mit Perth zurück und beobachtet nach links, ob George kommt BLUNT der mit Gadshill, Green und Scrop am Tisch rechts sitzt Er wird schon kommen, sag ich euch. Eine Braut ist wie eine volle Flasche Wein, die vergisst man nicht. GREEN der leise mit Scrop gesprochen hat Ja, ja, wie ich Euch sage, Nachbar Scrop, in der vergangenen Nacht! Er steht auf SCROP ebenso, auffällig laut Das wäre ja entsetzlich! Alle Sitzenden stehen neugierig auf. Aufwärter räumen unauffällig auch den Tisch und die Stühle links weg; nur der Tisch und die Stühle rechts bleiben stehen PERT kommt vor Nun, was gibt s denn hier? SCROP Green erzählt eben, die Tochter des reichen Berkley, drei Stunden hinter Davenaut, sei vergangene Nacht durch einen Vampyr umgebracht worden. Green tritt in die Mitte ALLE versammeln sich um Green Wie? Was sagt Ihr? Ein Vampyr? GREEN Nicht anders; ich war heute Morgen dort. Die Tochter war Braut, heute sollte die Hochzeit sein. In der Nacht, Glock zwölf Uhr, vermisst der Vater die Tochter, alles wird gleich aufgeboten, sie zu suchen! Endlich findet man sie tot in der Vampyrhöhle. EMMY Das arme Mädchen! FRAU BLUNT Hat man denn den Vampyr auch gefunden? GREEN Freilich, der Vater hat ihn totgestochen. FRAU BLUNT Gott sei Dank! GREEN Ja, was hilft das, so ein Geschöpf ist ja nicht umzubringen! Sticht man s heute tot, so steht es morgen wieder lebendig auf! SCROP zu Green Habt Ihr schon einmal einen Vampyr gesehen? GREEN tritt an Emmy vorüber zwischen Perth und Scrop Nein, Gott sei Dank! Aber ich habe mir sagen lassen, sie sollen totenblass aussehen, und ihre Opfer am liebsten im Mondenschein aufsuchen, weil dieser eine heilbringende Kraft für sie hat und sie unter seinem besonderen Schutze stehen. EMMY Meine selige Grossmutter hat mir oft ein altes Märchen von einem Vampyr erzählt. Die Mädchen umgeben Emmy im Halbkreis. Die Männer stellen sich hinter ihnen auf DIE MÄDCHEN Ach, lasst hören, lasst hören. EMMY Aber es ist schon ganz dunkel! SCROP Desto besser! Im Dunkeln hören sich solche Geschichten am besten an. Nr. 12 - Romanze EMMY Sieh, Mutter, dort den bleichen Mann Mit seelenlosem Blick. Kind, sieh den bleichen Mann nicht an, Sonst ist es bald um dich getan, Weich schnell von ihm zurück! Schon manches Mägdlein, jung und schön, Tat ihm zu tief ins Auge sehn, Musst es mit bittern Qualen Und seinem Blut bezahlen! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! EMMY Was, Mutter, tat der bleiche Mann? Mir graust vor seinem Blick! Kind, sieh den bleichen Mann nicht an, Viel Böses hat er schon gethan, Drum traf ihn solch Geschick! Und ob er längst gestorben nun, Kann er im Grabe doch nicht ruhn, Er geht herum als bleiche, Lebend ge grause Leiche! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! Mondschein verbreitet sich allmählich EMMY Wie dauert mich der bleiche Mann, Wie traurig ist sein Blick! Kind, sieh den bleichen Mann nicht an, Sonst ist es bald um dich getan, Weich schnell von ihm zurück! Er geht herum von Haus zu Haus, Sucht sich die schönsten Bräute aus, Zeigt eine sich gewogen, So wird sie ausgesogen! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! EMMY Es lacht mich an der bleiche Mann Und heitrer wird sein Blick. Kind, siehst du ihn noch immer an? Weh mir, es ist um dich getan, Weich schnell von ihm zurück! Sein erster Blick, mit Todesschmerz Durchzuckte er dein frommes Herz, Ach, lass dadurch dich warnen, Sonst wird er dich umgarnen! Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! CHOR Denn still und heimlich sag ich s dir Der bleiche Mann ist ein Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihm jemals gleich zu werden! EMMY Das Mägdlein folgt dem bleichen Mann, Es lockte sie sein Blick; Hört nicht der Mutter Warnen an, Und bald war es um sie getan, Nie kehrte sie zurück! Ein Opfer ward sie seiner Lust, Mit blut ger Spur an Hals und Brust Fand man den Leichnam wieder; Sie fuhr zur Hölle nieder! Nun geht sie selber, glaubt es mir, Umher als grausiger Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihr jemals gleich zu werden! CHOR Nun geht sie selber, glaubt es mir, Umher als grausiger Vampyr! Bewahr uns Gott auf Erden, Ihr jemals gleich zu werden! Lord Ruthwen kommt in einen grossen Mantel gehüllt, langsam und unbemerkt während der letzten Takte von links hinten vor der Terrasse und tritt unter die Leute DRITTER AUFTRITT Die Vorigen. Ruthwen zwischen Emmy und Perth RUTHWEN spricht Guten Abend, ihr schönen Kinder! DIE MÄDCHEN fahren mit einem Ausruf des Schreckens auseinander Ha! EMMY im höchsten Entsetzen, gleichzeitig Allmächtiger! RUTHWEN. Ist John Perth nicht hier? PERTH Hier bin ich. Was ist zu Euren Diensten? RUTHWEN Du kennst mich wohl nicht mehr? PERTH Ach, seid Ihr es, Mylord? Freilich kenne ich Euch. Ihr seid der Bruder unsers verstorbenen Herrn, und jetzt Graf von Marsden. Seid herzlich willkommen auf Euerem Grund und Boden; wir glaubten Euch noch auf der Reise. RUTHWEN Auch kann ich nur wenige Stunden hier verweilen, ein Geschäft führte mich nach Davenaut. Ich hörte dort von deiner Tochter Hochzeit, und komme, die Feier durch meine Gegenwart zu verschönern. Die treuen Dienste, welche du meinem Hause geleistet, erfordern meine Dankbarkeit. Ich will, dass die Hochzeit auf meine Kosten gefeiert werde, und so glänzend als möglich. Betrachte den herrschaftlichen Keller heute als den deinigen. BLUNT ausrufend Das ist ein edler Herr! Bringt ihm ein Vivat! Hoch lebe unser gnädiger Herr! Hoch! ALLE Hoch lebe unser gnädiger Herr! Hoch! RUTHWEN zu Perth Lass sogleich den grossen Saal erleuchten, dort will ich selbst Zeuge der heiligen Handlung sein, und der Braut den Myrtenkranz ins Haar flechten. Alle ausser Emmy, Ruthwen und Perth ziehen sich beobachtend und leise miteinander sprechend, nach hinten zurück EMMY ohne Pause fortfahrend Also meinetwegen seid Ihr gekommen, gnädiger Herr? RUTHWEN Ist das deine Tochter, John? PERTH Ja, gnäd ger Herr, meine Tochter Emmy. RUTHWEN Freilich bin ich deinetwegen gekommen, schöne Emmy. EMMY Ach, so verzeiht, gnäd ger Herr, dass ich vorhin bei Eurem Anblick so erschrocken bin, aber wir hatten gerade ein schauerliches Märchen erzählt, als Ihr so unvermutet zu uns kamt. RUTHWEN zieht einen Ring vom Finger Hier, schöne Braut, nimm diesen Ring zur Vergütung des Schrecks, den ich dir verursacht habe. Er steckt ihr den Ring an EMMY. Wie, gnäd ger Herr, den kostbaren Ring, den schenkt Ihr mir? RUTHWEN. Als Hochzeitsgast muss ich dir doch wohl ein Geschenk machen! Ich werde überdies für eine Ausstattung für dich Sorge tragen, und wenn du willst, deinen künftigen Mann auf meinen Gütern anstellen. EMMY Gnäd ger Herr, soviel Güte - RUTHWEN. Geht, liebe Leute, bringt den Saal in Ordnung. Das Landvolk wendet sich zum Abgang nach rechts RUTHWEN Hier, John, nimm meinen Mantel mit. Perth nimmt den Mantel RUTHWEN Ich werde mich indes mit der Braut über die künftige Versorgung beraten. Wenn alles in Ordnung ist, lass mich rufen, dass ich den Tanz mit der schönen Emmy eröffne. Alle gehen bis auf Emmy und Lord Ruthwen ab nach rechts VIERTER AUFTRITT Emmy, Ruthwen zu ihrer Linken Es tritt heller Mondschein ein EMMY Ach, gnäd ger Herr, wodurch habe ich soviel Güte verdient? RUTHWEN Durch deine Schönheit, liebe Emmy, die mich bei dem ersten Anblick so sehr für dich einnahm, durch deine Liebenswürdigkeit, die mich immer mehr und mehr zu dir hinzieht. Die Fenster des Schlosses im Hintergrunde erleuchten sich Nr. 13 - Terzett EMMY Ihr wollt mich nur beschämen, So eitel bin ich nicht, Um für Ernst es anzunehmen, Was Euer Mund nur spricht. RUTHWEN Nein, liebe süsse Kleine, Glaub mir, ich scherze nicht; Deine Schönheit ist s alleine, Die so mein Herz besticht. Der Diener George Dibdin kommt unbemerkt, den Hut auf dem Kopf, Pistolen im Gürtel, von links hinten vor der Terrasse FÜNFTER AUFTRITT Die Vorigen. George ungesehen zurückstehend GEORGE für sich Potz Blitz! was muss ich schauen! Die sind ja sehr vertraut! Darf ich meinen Augen trauen, Ist denn das nicht meine Braut? RUTHWEN Welche Wonne sondergleichen, Sanft die Wange dir zu streichen, Dir die weiche Hand zu drücken, Liebend dir ins Aug zu blicken, So den Arm um dich zu schlingen, Dich zu drücken an die Brust! Ach, welch ein Opfer wollt ich bringen, Gönntest du mir diese Lust! Er umfasst sie EMMY ihn sanft abwehrend Ihr wollt mich nur beschämen, So eitel bin ich nicht, Um für Ernst es anzunehmen, Was Euer Mund nur spricht. GEORGE für sich Ei, ei, was muss ich sehen, Jetzt drückt er ihr die Hand, Und sie lässt es auch geschehen, Das ist ja ganz charmant. RUTHWEN Ich sollte dich fast schelten, Ich tat so viel für dich, Und du willst mir nicht vergelten, Ist das nicht grausam, sprich? GEORGE für sich Jetzt drückt er ihr die Hand, Und sie lässt es auch geschehen! Das ist ja ganz charmant! EMMY Ihr sucht mein Glück zu gründen, Das sehe ich wohl ein! Ach, ich kann nicht Worte finden, Euch meinen Dank zu weihn! Ach, ich kann nicht Worte finden, Euch meinen Dank zu weihn! RUTHWEN Du kannst für mein Bestreben Den schönsten Lohn mir geben! Ein einz ger Kuss von dir Gilt mehr als Kronen mir! GEORGE erstaunt und empört Ein Kuss! EMMY verschämt Wie? GEORGE wie oben Was muss ich hören? EMMY wie oben Ein Kuss? GEORGE wie oben Er will sie küssen? EMMY Wie? GEORGE Was? EMMY Ein Kuss? Ein Kuss? Ein Kuss? Ein Kuss? Ruthwen will sie küssen EMMY entwindet sich ihm Ihr wollt mich nur beschämen, So eitel bin ich nicht, Um für Ernst es anzunehmen, Was Euer Mund nur spricht. RUTHWEN Nein, liebe süsse Kleine, Glaub mir, ich scherze nicht, Deine Schönheit ist s alleine, Die so mein Herz besticht. - Er küsst Emmy. Emmy entwindet sich ihm und läuft an ihm vorüber nach links RUTHWEN für sich So, jetzt ist sie mir verfallen, Und das Ziel ist nicht mehr weit, Er lacht. Haha! EMMY für sich Solchem Herrn zu gefallen, Ist doch keine Kleinigkeit! Soll mich das nicht eitel machen? RUTHWEN für sich Jetzt ist sie mir verfallen! Ha, die Hölle hör ich lachen! Ha, jetzt ist sie mir verfallen, Und das Ziel ist nicht mehr weit! Ha, die Hölle hör ich lachen! GEORGE für sich Wie, sie lässt sich das gefallen? Ha, bei Gott, das geht zu weit! Soll mich das nicht rasend machen? Ha, bei Gott, das geht zu weit! Ha, das geht zu weit! Ruthwen und Emmy sprechen zusammen GEORGE für sich Soll mich das nicht rasend machen? Er tritt im vierten Takte vor, Emmy zur Linken Guten Abend - RUTHWEN beiseite Ei, sieh da, der Bräutigam! GEORGE Meine Beste! EMMY verlegen Kommst du endlich auch zum Feste? GEORGE Ja, Zeit war es, dass ich kam. EMMY blickt fortwährend nach Ruthwen Unser neuer Herr will dich Hier zum Gutsverwalter machen. GEORGE a, das merk ich, schöne Sachen, und zum Eigentümer sich. RUTHWEN beiseite Eifersucht? Das ist zum Lachen! Guter Tropf, du dauerst mich! EMMY beiseite Eifersucht am ersten Tage! - Nun fürwahr, nun fürwahr, Das kommt zu früh! GEORGE beiseite Ja, sie hat recht, die alte Sage Weibern trau und Katzen nie! Ja, ja, sie hat recht, die alte Sage Weibern trau und Katzen nie! EMMY beiseite Eifersucht am ersten Tage, Nun fürwahr, das kommt zu früh! GEORGE beiseite Ja, sie hat recht, die alte Sage Weibern trau und Katzen nie! RUTHWEN zu Emmy Nun, ich gehe, Liebesleute Sind am liebsten doch allein! Nur vergiss nicht, dass du heute Meine Tänzerin willst sein. - George geht grollend nach hinten. Emmy folgt dem Eifersüchtigen und sucht ihn mit leisen Worten zu beruhigen RUTHWEN beiseite, mit einigen Schritten nach rechts Ha, wie mein Herz vor Freude bebet, Nun ist das zweite Opfer mein! Die ihr mich unsichtbar umschwebet, Jubelt! jubelt! Bald wird sie euer sein! Er blickt Emmy finster an, sich ihr mit einigen Schritten nähernd. George tritt Ruthwen zur Rechten vor EMMY ebenso Ruthwen zur Linken, für sich Mein Herz schwankt zwischen Furcht und Liebe, Und mir wird wohl und weh zu Sinn; Mit süss geheimnisvollem Triebe Zieht es mich zu dem Fremdling hin! GEORGE für sich Wie bei böser Geister Hausen, So unheimlich wird mir zu Mut! Mich überläuft s mit kaltem Grausen, Weh mir! das endet nimmer gut! RUTHWEN für sich Ha! wie mein Herz vor Freude bebet! Nun ist das dritte Opfer mein! Die ihr mich unsichtbar umschwebet, Jubelt, bald wird sie euer sein! Er geht ab nach rechts vor der Terrasse. George geht ihm drohend einige Schritte nach. Emmy wendet sich nachdenklich nach links SECHSTER AUFTRITT George, Emmy zu seiner Linken GEORGE für sich Er geht! Nun ist mir wieder wohl! EMMY verlegen, das Gespräch zu eröffnen Weisst du wohl, George, dass es gar nicht schön von dir ist, dass du heute so spät kommst. GEORGE So ist s recht, mach du mir noch Vorwürfe! Aber das ist schön, dass du hier im Mondenschein mit fremden jungen gnäd gen Herrn charmierst, dir die Hand drücken, dich um den Leib fassen und am Ende gar küssen lässt? Nicht wahr, das ist schön? EMMY Ach, das war ja unser neuer gnäd ger Herr! Und er will uns versorgen! Sie zeigt den Ring an ihrem Finger Sieh nur den kostbaren Ring, den er mir schenkte. Er ist so gut, so liebreich, so herablassend, so - GEORGE. Nun? Nur heraus damit so schön, so liebenswürdig, dass ich nur ein Klotz gegen ihn bin. EMMY Wie du nun wieder bist. Ich bin ja bloss deinetwegen freundlich gegen ihn, damit er dich recht vorteilhaft anstellt. GEORGE ironisch So? abweisend Meinetwegen! Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie du ihn immer angesehen hast? So freundlich, so zärtlich, so wie du niemand ansehen solltest als mich. Selbst wie ich vortrat, konntest du keinen Blick von ihm verwenden. Er zeigt auf seine Pistolen Siehst du die Pistolen hier? Ich habe sie mitgenommen, weil man mir sagte, der Weg sei nicht sicher. Mit denen schiess ich mich tot, wenn du ihn noch einmal so ansiehst. EMMY Sei doch nicht so wild, lieber George, er geht ja noch heute wieder fort – mit einem unwillkürlichen Seufzer und wer weiss, ob ich ihn jemals wiedersehe. Sie geht an ihm vorüber nach rechts GEORGE Ja, er muss noch heute zurück nach Davenaut, er soll unser Fräulein heiraten. Aber die ist nicht so wie du. Sie liebt den jungen Herrn Aubry und war nicht so freundlich gegen den Grafen. Mit Tränen hat sie ihren Vater gebeten, den gnäd gen Herrn wieder wegreisen zu lassen. EMMY Also dein Fräulein wird er heiraten? GEORGE. Ja. Dir ist s wohl nicht recht? Du könntest vielleicht selber noch eine gnäd ge Frau werden, nicht wahr? Das ist doch dein höchster Wunsch! O ich Dummkopf! Um dir eine Freude zu machen, weil ich wusste, dass du es gern hast, wenn es recht vornehm bei unsrer Hochzeit hergeht, bitte ich den gnäd gen Herrn, hierher zu kommen. Deine Freundlichkeit gegen ihn muss er aber schon geahnt haben; kaum sage ich ihm, dass es hier eine Hochzeit gibt, so springt er auf, lässt ein Pferd satteln, nimmt kaum Abschied von unserm alten Herrn und sprengt im Galopp hierher. Ich Esel keuche hinterdrein, um die Freude zu haben, zuzusehen, wie er meine Braut küsst. Edgar Aubry kommt von links hinten vor der Terrasse SIEBENTER AUFTRITT Emmy rechts. George in der Mitte. Aubry links AUBRY Guten Abend, George. Ist der Graf hier? Meinen Glückwunsch, schöne Emmy. GEORGE. Ja, der gnäd ge Herr ist im Tanzsaal. AUBRY Bitte ihn sogleich, zu mir zu kommen. GEORGE. Ich gehe. leise zu Emmy Willst du nicht hierbleiben? Es ist ja auch ein junger gnäd ger Herr. EMMY leise Pfui, George, du wirst mich böse machen. Ich gehe mit dir in den Tanzsaal. GEORGE leise Freilich, da ist der andere, und der ist noch freundlicher. Beide gehen schmollend ab nach rechts vor der Terrasse Marschner,Heinrich/Der Vampyr/III-2
https://w.atwiki.jp/undeerl/pages/103.html
Und Newsでは最近起こっている世界情勢をまとめてお伝えする。 世界情勢は何時も忙しく変わり続けているのだ Und News 前月 2021年12月 翌月 日 月 火 水 木 金 土 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 ニュース トリック・オア・トリート! 2014/10/31 Undeerl、人工言語フォント導入へ 2016/06/10
https://w.atwiki.jp/oper/pages/143.html
DRITTER AUFZUG ERSTE SZENE In Sachs Werkstatt. Kurzer Raum. Im Hintergrund die halb geöffnete Ladentür, nach der Strasse führend. Rechts zur Seite eine Kammertür. Links das nach der Gasse gehende Fenster, mit Blumenstöcken davor, zur Seite ein Werktisch. Sachs sitzt auf einem grossen Lehnstuhle an diesem Fenster, durch welches die Morgensonne hell auf ihn hereinscheint Er hat vor sich auf dem Schosse einen grossen Folianten und ist im Lesen vertieft. David zeigt sich, von der Strasse kommend, unter der Ladentür, er lugt herein, und da er Sachs gewahrt, fährt er zurück. Er versichert sich aber, dass Sachs ihn nicht bemerkt, schlüpft herein, stellt seinen mitgebrachten Korb auf den hinteren Werktisch beim Laden und untersucht seinen Inhalt Er holt Blumen und Bänder und kramt sie auf dem Tische aus, endlich findet er auf dem Grunde eine Wurst und einen Kuchen und lässt sich sogleich an, diese zu verzehren, als Sachs, der ihn fortwährend nicht beachtet, mit starkem Geräusch eines der grossen Blätter des Folianten umwendet DAVID fährt zusammen, verbirgt das Essen und wendet sich zurückGleich, Meister! Hier! Die Schuh sind abgegeben in Herrn Beckmessers Quartier. Mir war s, als rieft Ihr mich eben? beiseite Er tut, als säh er mich nicht? Da ist er bös , wenn er nicht spricht! - Er nähert sich sehr demütig langsam Sachs Ach, Meister, wollt mir verzeih n! Kann ein Lehrbub vollkommen sein? Kenntet Ihr die Lene wie ich, dann vergäbt Ihr mir sicherlich. Sie ist so gut, so sanft für mich und blickt mich oft an so innerlich. Wenn Ihr mich schlagt, streichelt sie mich und lächelt dabei holdseliglich. Muss ich karieren, füttert sie mich und ist in allem gar liebelich. Nur gestern, weil der Junker versungen, hab ich den Korb ihr nicht abgerungen. Das schmerzte mich; und da ich fand, dass nachts einer vor dem Fenster stand und sang zu ihr und schrie wie toll, da hieb ich ihm den Buckel voll. Wie käm nun da was Grosses drauf an? Auch hat s uns rer Liebe gar wohl getan. Die Lene hat mir eben alles erklärt und zum Fest Blumen und Bänder beschert. Er bricht in grössere Angst aus Ach, Meister, sprecht doch nur ein Wort! beiseite Hätt ich nur die Wurst und den Kuchen erst fort! SACHS hat unbeirrt immer weitergelesen. Jetzt schlägt er den Folianten zu. Von dem Geräusch erschrickt David so, dass er strauchelt und unwillkürlich vor Sachs auf die Knie fällt. Sachs sieht über das Buch, das er noch auf dem Schosse behält, hinweg, über David, welcher immer auf den Knien furchtsam nach ihm aufblickt, hin und heftet seinen Blick unwillkürlich auf den hinteren Werktisch. Sehr leise Blumen und Bänder seh ich dort! Schaut hold und jugendlich aus! Wie kamen mir die ins Haus? DAVID verwundert über Sachs Freundlichkeit Ei, Meister! ‘s ist heut festlicher Tag; da putzt sich jeder, so schön er mag. SACHS immer leise, wie für sich Wär heut Hochzeitsfest? DAVID Ja, käm s erst so weit, dass David die Lene freit! SACHS immer wie zuvor ‘s war Polterabend, dünkt mich doch? DAVID für sich Polterabend? - Da krieg ich s wohl noch? laut Verzeiht das, Meister! Ich bitt , vergesst! Wir feiern ja heut Johannisfest. SACHS Johannisfest? DAVID beiseite Hört er heut schwer? SACHS Kannst du dein Sprüchlein? Sag es her! DAVID ist allmählich zu stehen gekommen Mein Sprüchlein? Denk , ich kann es gut. beiseite ‘s setzt nichts! Der Meister ist wohlgemut! - stark und grob »Am Jordan Sankt Johannes stand« - SACHS Wa - was? DAVID lächelnd Verzeiht, das Gewirr! Mich machte der Polterabend irr. Er sammelt sich und stellt sich gehörig auf »Am Jordan Sankt Johannes stand, all Volk der Welt zu taufen; kam auch ein Weib aus fernem Land, von Nürnberg gar gelaufen; sein Söhnlein trug s zum Uferrand, empfing da Tauf und Namen; doch als sie dann sich heimgewandt, nach Nürnberg wieder kamen, in deutschem Land gar bald sich fand s, dass wer am Ufer des Jordans Johannes war genannt, an der Pegnitz hiess der Hans.« sich besinnend Hans? Hans! Herr! Meister! feurig s ist heut Eu r Namenstag! Nein! Wie man so was vergessen mag! Hier! Hier, die Blumen sind für Euch, die Bänder - und was nur alles noch gleich? Ja, hier schaut! Meister, herrlicher Kuchen! Möchtet Ihr nicht auch die Wurst versuchen? SACHS immer ruhig, ohne seine Stellung zu verändern Schön Dank, mein Jung , behalt s für dich! Doch heut auf die Wiese begleitest du mich. Mit Blumen und Bändern putz dich fein; sollst mein stattlicher Herold sein. DAVID Sollt ich nicht lieber Brautführer sein? Meister, ach Meister! Ihr müsst wieder frein! SACHS Hätt st wohl gern eine Meist rin im Haus? DAVID Ich mein , es säh doch viel stattlicher aus. SACHS Wer weiss! Kommt Zeit, kommt Rat. DAVID ‘s ist Zeit! SACHS Dann wär der Rat wohl auch nicht weit? DAVID Gewiss! Gehn schon Reden hin und wieder, den Beckmesser, denk ich, sängt Ihr doch nieder? Ich mein , dass der heut sich nicht wichtig macht. SACHS Wohl möglich! Hab mir s auch schon bedacht. - Jetzt geh und stör mir den Junker nicht! Komm wieder, wenn du schön gericht t. DAVID küsst Sachs gerührt die Hand So war er noch nie, wenn sonst auch gut! Kann mir gar nicht mehr denken, wie der Knieriemen tut! Er packt alles zusammen und geht in die Kammer ab ザックス (相変わらず大きな本を膝に乗せたまま、腕を肘掛けにもたせて椅子に寄り掛かりながら、物思いにふけっている。その様子からは、先ほどのダーヴィトとの会話が、何一つ考えを妨げなかったようにうかがえる。) 狂気だ!狂気!どこもかしこも狂気だ! 私は書物を紐解いてみる。 街の年代誌を調べたり、世界の歴史を紐解いて、 その理由を見つけようとする。 どうして人は流血の惨事に至ってまでも、 互いに苦しめ合おうとするのだろう・・・ どうして無意味な熱狂に駆られるのだろう!? どんな報いがある?誰が感謝する? 敗けているくせに、勝ったとうぬぼれている者どもには、 自分の苦痛の叫びさえ耳に入らない。 自分の肉を掘り返して、 それをまるで楽しいことのように思っているのだ。 なんとも名状しがたいことだ・・・。 (力強く) だが、しかたがあるまい。昔からの狂気なのだ・・・。 それがなければ、何もはじまらない。 去っていくにせよ、街にとどまるにせよ! どうやら狂気は、まだこの街にとどまり、 眠って新たな力を蓄えているようだ。 しかし、目覚めたときには、気づくだろう! ここに狂気を制御しうる男がいることを! ああ・・・なんと平和に、美風にあふれ、 日々の勤めを平穏に果たしながら、 ドイツの中心に、佇んでいることか。 我が愛するニュルンベルク市は! (ザックスは心を喜びに満たし、おだやかな視線を前に向ける) だが、あんな夜遅くでは、 災いを避けようとしても、 血気にはやる若者達の心に、 どう忠告していいのか分かろうはずもない。 一介の靴屋が、店の中で、 狂気の糸を通そうとした。 ところがすぐに、大通りにも、路地にも、 狂気の嵐が吹き荒れだした! 男も女も、若者も子供も、 むやみやたらに殴り合い、 狂気に魅入られたかのように、 殴り合いの雨あられが降ってきた。 ぶったり、蹴ったり、どついたり、 ああでもせねば、怒りの炎が鎮まらないかのように。 神よ・・・どうしてあんなことに? いたずらな妖精の仕業でしょうか!? オスのホタルが、連れ合いを見つけられなかったので、 あんな災厄を引き起こしたのでしょうか? 思い出されるのは・・・ニワトコの香り・・・ 聖ヨハネの前夜祭・・・。 だが今日こそは聖ヨハネの祝祭! さあ、ご覧いただこう。 このハンス・ザックスが、狂気を巧みに操って、 気高い仕事を果たすさまを。 なぜならば、ここニュルンベルクですら 狂気が我らを捉えて離さぬのなら、 いかに、みごとな仕事を果たすにも、 世俗のことはいささか離れて、 狂気の助けを借りる必要もあるのだから。 ZWEITE SZENE Walther tritt unter der Kammertür ein. Er bleibt einen Augenblick dort stehen und blickt auf Sachs. Dieser wendet sich und lässt den Folianten auf den Boden gleiten SACHS Grüss Gott, mein Junker! Ruhtet Ihr noch? Ihr wachtet lang nun schlieft Ihr doch? WALTHER sehr ruhig Ein wenig, aber fest und gut. SACHS So ist Euch nun wohl bass zumut? WALTHER immer sehr ruhig Ich hatt einen wunderschönen Traum. SACHS Das deutet Gut s! Erzählt mir den. WALTHER Ihn selbst zu denken wag ich kaum; ich fürcht ihn mir vergeh n zu sehn. SACHS Mein Freund, das grad ist Dichters Werk, dass er sein Träumen deut und merk . Glaubt mir, des Menschen wahrster Wahn wird ihm im Traume aufgetan all Dichtkunst und Poeterei ist nichts als Wahrtraumdeuterei. Was gilt s, es gab der Traum Euch ein, wie heut Ihr sollet Meister sein? WALTHER sehr ruhig Nein, von der Zunft und ihren Meistern wollt sich mein Traumbild nicht begeistern. SACHS Doch lehrt es wohl den Zauberspruch, mit dem Ihr sie gewännet? WALTHER etwas lebhafter Wie wähnt Ihr doch nach solchem Bruch, wenn Ihr noch Hoffnung kennet! SACHS Die Hoffnung lass ich mir nicht mindern, nichts stiess sie noch über n Haufen. Wär s nicht, glaubt, statt Eure Flucht zu hindern, wär ich selbst mit Euch fortgelaufen! Drum bitt ich, lasst den Groll jetzt ruh n; Ihr habt s mit Ehrenmännern zu tun, die irren sich und sind bequem, dass man auf ihre Weise sie nähm . Wer Preise erkennt und Preise stellt, der will am End auch, dass man ihm gefällt. Eu r Lied, das hat ihnen bang gemacht; und das mit Recht denn wohlbedacht, mit solchem Dicht - und Liebesfeuer verführt man wohl Töchter zum Abenteuer; doch für liebseligen Ehestand man andre Wort und Weisen fand. WALTHER lächelnd Die kenn ich nun auch seit dieser Nacht es hat viel Lärm auf der Gasse gemacht. SACHS lachend Ja, ja! Schon gut! Den Takt dazu hörtet Ihr auch! - Doch, lasst dem Ruh und folgt meinem Rate, kurz und gut, fasst zu einem Meisterliede Mut. WALTHER Ein schönes Lied, ein Meisterlied, wie fass ich da den Unterschied? SACHS zart Mein Freund! In holder Jugendzeit, wenn uns von mächt gen Trieben zum sel gen ersten Lieben die Brust sich schwellet hoch und weit, ein schönes Lied zu singen mocht vielen da gelingen der Lenz, der sang für sie. Kam Sommer, Herbst und Winterzeit, viel Not und Sorg im Leben, manch ehlich Glück daneben, Kindtauf , Geschäfte, Zwist und Streit denen s dann noch will gelingen, ein schönes Lied zu singen, seht, Meister nennt man die. WALTHER Ich lieb ein Weib und will es frein, mein dauernd Ehgemahl zu sein. SACHS Die Meisterregeln lernt beizeiten, dass sie getreulich Euch geleiten und helfen wohl bewahren, was in der Jugend Jahren mit holdem Triebe Lenz und Liebe Euch unbewusst ins Herz gelegt, dass Ihr das unverloren hegt. WALTHER Stehn sie nun in so hohem Ruf, wer war es, der die Regeln schuf? SACHS Das waren hochbedürft ge Meister, von Lebensmüh bedrängte Geister; in ihrer Nöten Wildnis sie schufen sich ein Bildnis, dass ihnen bliebe der Jugendliebe ein Angedenken klar und fest, dran sich der Lenz erkennen lässt. WALTHER Doch, wem der Lenz schon lang entronnen, wie wird er dem im Bild gewonnen? SACHS Er frischt es an, so oft er kann! Drum möcht ich, als bedürft ger Mann, will ich die Regeln Euch lehren, sollt Ihr sie mir neu erklären. Seht, hier ist Tinte, Feder, Papier ich schreib s Euch auf, diktiert Ihr mir! WALTHER Wie ich s begänne, wüsst ich kaum. SACHS Erzählt mir Euren Morgentraum! WALTHER Durch Eurer Regeln gute Lehr ist mir s, als ob verwischt er wär . SACHS Grad nehmt die Dichtkunst jetzt zur Hand; mancher durch sie das Verlorene fand. WALTHER So wär s nicht Traum, doch Dichterei? SACHS ‘s sind Freunde beid , steh n gern sich bei. WALTHER Wie fang ich nach der Regel an? SACHS Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann. Gedenkt des schönen Traums am Morgen; fürs and re lasst Hans Sachs nur sorgen! WALTHER hat sich zu Sachs am Werktisch gesetzt, wo dieser das Gedicht Walthers nachschreibt. Er beginnt sehr leise, wie heimlich »Morgenlich leuchtend in rosigem Schein, von Blüt und Duft geschwellt die Luft, voll aller Wonnen, nie ersonnen, ein Garten lud mich ein, Gast ihm zu sein.« SACHS Das war ein Stollen nun achtet wohl, dass ganz ein gleicher ihm folgen soll. WALTHER Warum ganz gleich? SACHS Damit man seh , Ihr wähltet Euch gleich ein Weib zur Eh . WALTHER »Wonnig entragend dem seligen Raum bot goldner Frucht heilsaft ge Wucht mit holdem Prangen dem Verlangen an duft ger Zweige Saum herrlich ein Baum.« SACHS Ihr schlosset nicht im gleichen Ton. Das macht den Meistern Pein; doch nimmt Hans Sachs die Lehr davon, im Lenz wohl müss es so sein. - Nun stellt mir einen Abgesang. WALTHER Was soll nun der? SACHS Ob Euch gelang, ein rechtes Paar zu finden, das zeigt sich jetzt an den Kinden. Den Stollen ähnlich, doch nicht gleich, an eig nen Reim und Tönen reich; dass man s recht schlank und selbstig find , das freut die Eltern an dem Kind, und Euren Stollen gibt s den Schluss, dass nichts davon abfallen muss. WALTHER »Sei Euch vertraut, welch hehres Wunder mir gescheh n an meiner Seite stand ein Weib, so hold und schön ich nie geseh n; gleich einer Braut umfasste sie sanft meinen Leib; mit Augen winkend, die Hand wies blinkend, was ich verlangend begehrt, die Frucht so hold und wert vom Lebensbaum.« SACHS gerührt Das nenn ich mir einen Abgesang! Seht, wie der ganze Bar gelang. Nur mit der Melodei seid Ihr ein wenig frei; doch sag ich nicht, dass das ein Fehler sei; nur ist s nicht leicht zu behalten, und das ärgert uns re Alten! - Jetzt richtet mir noch einen zweiten Bar, damit man merk , welch der erste war. Auch weiss ich noch nicht, so gut Ihr s gereimt, was Ihr gedichtet, was Ihr geträumt. WALTHER »Abendlich glühend in himmlischer Pracht verschied der Tag, wie dort ich lag; aus ihren Augen Wonne zu saugen, Verlangen einz ger Macht in mir nur wacht . Nächtlich umdämmert der Blick mir sich bricht! Wie weit so nah beschienen da zwei lichte Sterne aus der Ferne durch schlanker Zweige Licht hehr mein Gesicht. Lieblich ein Quell auf stiller Höhe dort mir rauscht; jetzt schwellt er an sein hold Getön , so stark und süss ich s nie erlauscht leuchtend und hell, wie strahlten die Sterne da schön; zu Tanz und Reigen in Laub und Zweigen der gold nen sammeln sich mehr, statt Frucht ein Sternenheer im Lorbeerbaum.« - SACHS sehr gerührt Freund! Euer Traumbild wies Euch wahr; gelungen ist auch der zweite Bar. Wolltet Ihr noch einen dritten dichten? Des Traumes Deutung würd er berichten. WALTHER steht schnell auf Wo fänd ich die? Genug der Wort ! SACHS erhebt sich gleichfalls und tritt mit freundlicher Entschiedenheit zu Walther Dann Tat und Wort am rechten Ort! Drum bitt ich, merkt mir wohl die Weise gar lieblich drin sich s dichten lässt und singt Ihr sie im weit ren Kreise, so haltet mir auch das Traumbild fest. WALTHER Was habt Ihr vor? SACHS Eu r treuer Knecht fand sich mit Sack und Tasch zurecht; die Kleider, drin am Hochzeitfest daheim Ihr wolltet prangen, die liess er her zu mir gelangen. Ein Täubchen zeigt ihm wohl das Nest, darin sein Junker träumt! Drum folgt mir jetzt ins Kämmerlein! Mit Kleiden, wohlgesäumt, sollen beide wir gezieret sein, wenn s Stattliches zu wagen gilt. Drum kommt, seid Ihr gleich mir gesinnt. Walther schlägt in Sachsens Hand ein; so geleitet ihn dieser ruhig festen Schrittes zur Kammer, deren Tür er ihm ehrerbietig öffnet und dann ihm folgt DRITTER AUFZUG ERSTE SZENE In Sachs Werkstatt. Kurzer Raum. Im Hintergrund die halb geöffnete Ladentür, nach der Strasse führend. Rechts zur Seite eine Kammertür. Links das nach der Gasse gehende Fenster, mit Blumenstöcken davor, zur Seite ein Werktisch. Sachs sitzt auf einem grossen Lehnstuhle an diesem Fenster, durch welches die Morgensonne hell auf ihn hereinscheint Er hat vor sich auf dem Schosse einen grossen Folianten und ist im Lesen vertieft. David zeigt sich, von der Strasse kommend, unter der Ladentür, er lugt herein, und da er Sachs gewahrt, fährt er zurück. Er versichert sich aber, dass Sachs ihn nicht bemerkt, schlüpft herein, stellt seinen mitgebrachten Korb auf den hinteren Werktisch beim Laden und untersucht seinen Inhalt Er holt Blumen und Bänder und kramt sie auf dem Tische aus, endlich findet er auf dem Grunde eine Wurst und einen Kuchen und lässt sich sogleich an, diese zu verzehren, als Sachs, der ihn fortwährend nicht beachtet, mit starkem Geräusch eines der grossen Blätter des Folianten umwendet DAVID fährt zusammen, verbirgt das Essen und wendet sich zurückGleich, Meister! Hier! Die Schuh sind abgegeben in Herrn Beckmessers Quartier. Mir war s, als rieft Ihr mich eben? beiseite Er tut, als säh er mich nicht? Da ist er bös , wenn er nicht spricht! - Er nähert sich sehr demütig langsam Sachs Ach, Meister, wollt mir verzeih n! Kann ein Lehrbub vollkommen sein? Kenntet Ihr die Lene wie ich, dann vergäbt Ihr mir sicherlich. Sie ist so gut, so sanft für mich und blickt mich oft an so innerlich. Wenn Ihr mich schlagt, streichelt sie mich und lächelt dabei holdseliglich. Muss ich karieren, füttert sie mich und ist in allem gar liebelich. Nur gestern, weil der Junker versungen, hab ich den Korb ihr nicht abgerungen. Das schmerzte mich; und da ich fand, dass nachts einer vor dem Fenster stand und sang zu ihr und schrie wie toll, da hieb ich ihm den Buckel voll. Wie käm nun da was Grosses drauf an? Auch hat s uns rer Liebe gar wohl getan. Die Lene hat mir eben alles erklärt und zum Fest Blumen und Bänder beschert. Er bricht in grössere Angst aus Ach, Meister, sprecht doch nur ein Wort! beiseite Hätt ich nur die Wurst und den Kuchen erst fort! SACHS hat unbeirrt immer weitergelesen. Jetzt schlägt er den Folianten zu. Von dem Geräusch erschrickt David so, dass er strauchelt und unwillkürlich vor Sachs auf die Knie fällt. Sachs sieht über das Buch, das er noch auf dem Schosse behält, hinweg, über David, welcher immer auf den Knien furchtsam nach ihm aufblickt, hin und heftet seinen Blick unwillkürlich auf den hinteren Werktisch. Sehr leise Blumen und Bänder seh ich dort! Schaut hold und jugendlich aus! Wie kamen mir die ins Haus? DAVID verwundert über Sachs Freundlichkeit Ei, Meister! ‘s ist heut festlicher Tag; da putzt sich jeder, so schön er mag. SACHS immer leise, wie für sich Wär heut Hochzeitsfest? DAVID Ja, käm s erst so weit, dass David die Lene freit! SACHS immer wie zuvor ‘s war Polterabend, dünkt mich doch? DAVID für sich Polterabend? - Da krieg ich s wohl noch? laut Verzeiht das, Meister! Ich bitt , vergesst! Wir feiern ja heut Johannisfest. SACHS Johannisfest? DAVID beiseite Hört er heut schwer? SACHS Kannst du dein Sprüchlein? Sag es her! DAVID ist allmählich zu stehen gekommen Mein Sprüchlein? Denk , ich kann es gut. beiseite ‘s setzt nichts! Der Meister ist wohlgemut! - stark und grob »Am Jordan Sankt Johannes stand« - SACHS Wa - was? DAVID lächelnd Verzeiht, das Gewirr! Mich machte der Polterabend irr. Er sammelt sich und stellt sich gehörig auf »Am Jordan Sankt Johannes stand, all Volk der Welt zu taufen; kam auch ein Weib aus fernem Land, von Nürnberg gar gelaufen; sein Söhnlein trug s zum Uferrand, empfing da Tauf und Namen; doch als sie dann sich heimgewandt, nach Nürnberg wieder kamen, in deutschem Land gar bald sich fand s, dass wer am Ufer des Jordans Johannes war genannt, an der Pegnitz hiess der Hans.« sich besinnend Hans? Hans! Herr! Meister! feurig s ist heut Eu r Namenstag! Nein! Wie man so was vergessen mag! Hier! Hier, die Blumen sind für Euch, die Bänder - und was nur alles noch gleich? Ja, hier schaut! Meister, herrlicher Kuchen! Möchtet Ihr nicht auch die Wurst versuchen? SACHS immer ruhig, ohne seine Stellung zu verändern Schön Dank, mein Jung , behalt s für dich! Doch heut auf die Wiese begleitest du mich. Mit Blumen und Bändern putz dich fein; sollst mein stattlicher Herold sein. DAVID Sollt ich nicht lieber Brautführer sein? Meister, ach Meister! Ihr müsst wieder frein! SACHS Hätt st wohl gern eine Meist rin im Haus? DAVID Ich mein , es säh doch viel stattlicher aus. SACHS Wer weiss! Kommt Zeit, kommt Rat. DAVID ‘s ist Zeit! SACHS Dann wär der Rat wohl auch nicht weit? DAVID Gewiss! Gehn schon Reden hin und wieder, den Beckmesser, denk ich, sängt Ihr doch nieder? Ich mein , dass der heut sich nicht wichtig macht. SACHS Wohl möglich! Hab mir s auch schon bedacht. - Jetzt geh und stör mir den Junker nicht! Komm wieder, wenn du schön gericht t. DAVID küsst Sachs gerührt die Hand So war er noch nie, wenn sonst auch gut! Kann mir gar nicht mehr denken, wie der Knieriemen tut! Er packt alles zusammen und geht in die Kammer ab SACHS immer noch den Folianten auf dem Schosse, lehnt sich, mit untergestütztem Arme, sinnend darauf; es scheint, dass ihn das Gespräch mit David gar nicht aus seinem Nachdenken gestört hat Wahn! Wahn! Überall Wahn! Wohin ich forschend blick in Stadt- und Weltchronik, den Grund mir aufzufinden, warum gar bis aufs Blut die Leut sich quälen und schinden in unnütz toller Wut! Hat keiner Lohn noch Dank davon in Flucht geschlagen, wähnt er zu jagen. Hört nicht sein eigen Schmerzgekreisch, wenn er sich wühlt ins eig ne Fleisch, wähnt Lust sich zu erzeigen. Wer gibt den Namen an? kräftig ‘s ist halt der alte Wahn, ohn den nichts mag geschehen, ‘s mag gehen oder stehen! Steht s wo im Lauf, er schläft nur neue Kraft sich an; gleich wacht er auf, dann schaut, wer ihn bemeistern kann! Wie friedsam treuer Sitten getrost in Tat und Werk, liegt nicht in Deutschlands Mitten mein liebes Nürenberg! Er blickt mit freudiger Begeisterung ruhig vor sich hin Doch eines Abends spat, ein Unglück zu verhüten, bei jugendheissen Gemüten, ein Mann weiss sich nicht Rat; ein Schuster in seinem Laden zieht an des Wahnes Faden. Wie bald auf Gassen und Strassen fängt der da an zu rasen! Mann, Weib, Gesell und Kind fällt sich da an wie toll und blind; und will s der Wahn gesegnen, nun muss es Prügel regnen, mit Hieben, Stoss und Dreschen den Wutesbrand zu löschen. Gott weiss, wie das geschah? - Ein Kobold half wohl da! Ein Glühwurm fand sein Weibchen nicht; der hat den Schaden angericht t. Der Flieder war s Johannisnacht. - Nun aber kam Johannistag! - Jetzt schau n wir, wie Hans Sachs es macht, dass er den Wahn fein lenken kann, ein edler Werk zu tun. Denn lässt er uns nicht ruh n selbst hier in Nürenberg, so sei s um solche Werk , die selten vor gemeinen Dingen und nie ohn ein gen Wahn gelingen. ZWEITE SZENE Walther tritt unter der Kammertür ein. Er bleibt einen Augenblick dort stehen und blickt auf Sachs. Dieser wendet sich und lässt den Folianten auf den Boden gleiten SACHS Grüss Gott, mein Junker! Ruhtet Ihr noch? Ihr wachtet lang nun schlieft Ihr doch? WALTHER sehr ruhig Ein wenig, aber fest und gut. SACHS So ist Euch nun wohl bass zumut? WALTHER immer sehr ruhig Ich hatt einen wunderschönen Traum. SACHS Das deutet Gut s! Erzählt mir den. WALTHER Ihn selbst zu denken wag ich kaum; ich fürcht ihn mir vergeh n zu sehn. SACHS Mein Freund, das grad ist Dichters Werk, dass er sein Träumen deut und merk . Glaubt mir, des Menschen wahrster Wahn wird ihm im Traume aufgetan all Dichtkunst und Poeterei ist nichts als Wahrtraumdeuterei. Was gilt s, es gab der Traum Euch ein, wie heut Ihr sollet Meister sein? WALTHER sehr ruhig Nein, von der Zunft und ihren Meistern wollt sich mein Traumbild nicht begeistern. SACHS Doch lehrt es wohl den Zauberspruch, mit dem Ihr sie gewännet? WALTHER etwas lebhafter Wie wähnt Ihr doch nach solchem Bruch, wenn Ihr noch Hoffnung kennet! SACHS Die Hoffnung lass ich mir nicht mindern, nichts stiess sie noch über n Haufen. Wär s nicht, glaubt, statt Eure Flucht zu hindern, wär ich selbst mit Euch fortgelaufen! Drum bitt ich, lasst den Groll jetzt ruh n; Ihr habt s mit Ehrenmännern zu tun, die irren sich und sind bequem, dass man auf ihre Weise sie nähm . Wer Preise erkennt und Preise stellt, der will am End auch, dass man ihm gefällt. Eu r Lied, das hat ihnen bang gemacht; und das mit Recht denn wohlbedacht, mit solchem Dicht - und Liebesfeuer verführt man wohl Töchter zum Abenteuer; doch für liebseligen Ehestand man andre Wort und Weisen fand. WALTHER lächelnd Die kenn ich nun auch seit dieser Nacht es hat viel Lärm auf der Gasse gemacht. SACHS lachend Ja, ja! Schon gut! Den Takt dazu hörtet Ihr auch! - Doch, lasst dem Ruh und folgt meinem Rate, kurz und gut, fasst zu einem Meisterliede Mut. WALTHER Ein schönes Lied, ein Meisterlied, wie fass ich da den Unterschied? SACHS zart Mein Freund! In holder Jugendzeit, wenn uns von mächt gen Trieben zum sel gen ersten Lieben die Brust sich schwellet hoch und weit, ein schönes Lied zu singen mocht vielen da gelingen der Lenz, der sang für sie. Kam Sommer, Herbst und Winterzeit, viel Not und Sorg im Leben, manch ehlich Glück daneben, Kindtauf , Geschäfte, Zwist und Streit denen s dann noch will gelingen, ein schönes Lied zu singen, seht, Meister nennt man die. WALTHER Ich lieb ein Weib und will es frein, mein dauernd Ehgemahl zu sein. SACHS Die Meisterregeln lernt beizeiten, dass sie getreulich Euch geleiten und helfen wohl bewahren, was in der Jugend Jahren mit holdem Triebe Lenz und Liebe Euch unbewusst ins Herz gelegt, dass Ihr das unverloren hegt. WALTHER Stehn sie nun in so hohem Ruf, wer war es, der die Regeln schuf? SACHS Das waren hochbedürft ge Meister, von Lebensmüh bedrängte Geister; in ihrer Nöten Wildnis sie schufen sich ein Bildnis, dass ihnen bliebe der Jugendliebe ein Angedenken klar und fest, dran sich der Lenz erkennen lässt. WALTHER Doch, wem der Lenz schon lang entronnen, wie wird er dem im Bild gewonnen? SACHS Er frischt es an, so oft er kann! Drum möcht ich, als bedürft ger Mann, will ich die Regeln Euch lehren, sollt Ihr sie mir neu erklären. Seht, hier ist Tinte, Feder, Papier ich schreib s Euch auf, diktiert Ihr mir! WALTHER Wie ich s begänne, wüsst ich kaum. SACHS Erzählt mir Euren Morgentraum! WALTHER Durch Eurer Regeln gute Lehr ist mir s, als ob verwischt er wär . SACHS Grad nehmt die Dichtkunst jetzt zur Hand; mancher durch sie das Verlorene fand. WALTHER So wär s nicht Traum, doch Dichterei? SACHS ‘s sind Freunde beid , steh n gern sich bei. WALTHER Wie fang ich nach der Regel an? SACHS Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann. Gedenkt des schönen Traums am Morgen; fürs and re lasst Hans Sachs nur sorgen! WALTHER hat sich zu Sachs am Werktisch gesetzt, wo dieser das Gedicht Walthers nachschreibt. Er beginnt sehr leise, wie heimlich »Morgenlich leuchtend in rosigem Schein, von Blüt und Duft geschwellt die Luft, voll aller Wonnen, nie ersonnen, ein Garten lud mich ein, Gast ihm zu sein.« SACHS Das war ein Stollen nun achtet wohl, dass ganz ein gleicher ihm folgen soll. WALTHER Warum ganz gleich? SACHS Damit man seh , Ihr wähltet Euch gleich ein Weib zur Eh . WALTHER »Wonnig entragend dem seligen Raum bot goldner Frucht heilsaft ge Wucht mit holdem Prangen dem Verlangen an duft ger Zweige Saum herrlich ein Baum.« SACHS Ihr schlosset nicht im gleichen Ton. Das macht den Meistern Pein; doch nimmt Hans Sachs die Lehr davon, im Lenz wohl müss es so sein. - Nun stellt mir einen Abgesang. WALTHER Was soll nun der? SACHS Ob Euch gelang, ein rechtes Paar zu finden, das zeigt sich jetzt an den Kinden. Den Stollen ähnlich, doch nicht gleich, an eig nen Reim und Tönen reich; dass man s recht schlank und selbstig find , das freut die Eltern an dem Kind, und Euren Stollen gibt s den Schluss, dass nichts davon abfallen muss. WALTHER »Sei Euch vertraut, welch hehres Wunder mir gescheh n an meiner Seite stand ein Weib, so hold und schön ich nie geseh n; gleich einer Braut umfasste sie sanft meinen Leib; mit Augen winkend, die Hand wies blinkend, was ich verlangend begehrt, die Frucht so hold und wert vom Lebensbaum.« SACHS gerührt Das nenn ich mir einen Abgesang! Seht, wie der ganze Bar gelang. Nur mit der Melodei seid Ihr ein wenig frei; doch sag ich nicht, dass das ein Fehler sei; nur ist s nicht leicht zu behalten, und das ärgert uns re Alten! - Jetzt richtet mir noch einen zweiten Bar, damit man merk , welch der erste war. Auch weiss ich noch nicht, so gut Ihr s gereimt, was Ihr gedichtet, was Ihr geträumt. WALTHER »Abendlich glühend in himmlischer Pracht verschied der Tag, wie dort ich lag; aus ihren Augen Wonne zu saugen, Verlangen einz ger Macht in mir nur wacht . Nächtlich umdämmert der Blick mir sich bricht! Wie weit so nah beschienen da zwei lichte Sterne aus der Ferne durch schlanker Zweige Licht hehr mein Gesicht. Lieblich ein Quell auf stiller Höhe dort mir rauscht; jetzt schwellt er an sein hold Getön , so stark und süss ich s nie erlauscht leuchtend und hell, wie strahlten die Sterne da schön; zu Tanz und Reigen in Laub und Zweigen der gold nen sammeln sich mehr, statt Frucht ein Sternenheer im Lorbeerbaum.« - SACHS sehr gerührt Freund! Euer Traumbild wies Euch wahr; gelungen ist auch der zweite Bar. Wolltet Ihr noch einen dritten dichten? Des Traumes Deutung würd er berichten. WALTHER steht schnell auf Wo fänd ich die? Genug der Wort ! SACHS erhebt sich gleichfalls und tritt mit freundlicher Entschiedenheit zu Walther Dann Tat und Wort am rechten Ort! Drum bitt ich, merkt mir wohl die Weise gar lieblich drin sich s dichten lässt und singt Ihr sie im weit ren Kreise, so haltet mir auch das Traumbild fest. WALTHER Was habt Ihr vor? SACHS Eu r treuer Knecht fand sich mit Sack und Tasch zurecht; die Kleider, drin am Hochzeitfest daheim Ihr wolltet prangen, die liess er her zu mir gelangen. Ein Täubchen zeigt ihm wohl das Nest, darin sein Junker träumt! Drum folgt mir jetzt ins Kämmerlein! Mit Kleiden, wohlgesäumt, sollen beide wir gezieret sein, wenn s Stattliches zu wagen gilt. Drum kommt, seid Ihr gleich mir gesinnt. Walther schlägt in Sachsens Hand ein; so geleitet ihn dieser ruhig festen Schrittes zur Kammer, deren Tür er ihm ehrerbietig öffnet und dann ihm folgt この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@wagnerianchan Wagner,Richard/Die Meistersinger von Nürnberg/ActⅢ-2
https://w.atwiki.jp/oper/pages/893.html
第一幕 Nr. 1 -導入 ローマの大通り。 後方の突き当りにラテラン教会がある。 右側前方にリエンツィの家。夜。 オルシーニが六人から八人くらいの貴族を連れてリエンツィの家の前にいる。 オルシーニ ここだ、ここだ。皆、うまくやってくれよ。 窓に梯子をかけろ。 (二人の貴族が梯子を立て掛け、開け放たれた窓から中に入っていく。) ローマ最高の美女はおれのものになるぞ。 そうしたら何と讃えられることか。 さっきの貴族たちがイレーネを家から連れ出してくる。 イレーネ 助けて!助けて!どうしたらいいの! オルシーニ家の人々 やあ、平民の家から誘拐するのは じつに愉快だ! イレーネ この悪党!よくもこんなことができるわね! オルシーニ家の人々 逆らわないでおくれ、可愛い子ちゃん。 みんなおまえの求婚者なんだからね。 オルシーニ おばかさん、おいで。そう怒らずに。 悪いことはしないから。まずは自己紹介が必要だな。 イレーネ 誰か助けてくれる人はいないの? オルシーニと彼の一族 ハハ、まったく美しい人だ!さあ、退散しよう! 彼らはイレーネを無理やり連れていく。コロンナが八人の貴族を連れて行く手を塞ぎ、オルシーニたちを押し返す。 コロンナ オルシーニだな。その娘をよこせ! オルシーニ 何と、コロンナか。いや、この子は渡さんぞ! コロンナ家の人々 コロンナ万歳! オルシーニ家の人々 オルシーニ万歳! コロンナ 娘を放せ! オルシーニ そんなら押さえてみろ! 彼らは戦う。アドリアーノが武装した手下を連れてくる。 アドリアーノ いったい何の争いだ?さあ、コロンナのために戦おう! (新たな戦い。) これは?何と!イレーネだ! 放しなさい!僕がこの人を守る! 彼は道をかき分けてイレーネのもとに急ぎ、彼女を解放する。 コロンナ いいぞ、さすが我が息子だ!彼女はおまえにやろう。 アドリアーノ 彼女に触らないでくれ!僕の命を捨ててもいい! オルシーニ たしかによくやった! だが、悪いが彼女はおれのものだ! 彼はアドリアーノにつかみかかる。 コロンナ (自分の味方に) こら、ぼさっとするな!叩きのめせ! コロンナ家の人々 コロンナ! また新たな戦い。 あまりの騒動に次第に大勢の民衆が集まってくる。 民衆 何たる騒ぎだ!争いはやめてくれ! オルシーニ まだやめられん! コロンナ 全員やっつけてしまえ! 民衆は石やステッキを振りかぶる。 民衆 コロンナを倒せ!オルシーニを倒せ! 誰もが争う。枢機卿が側近を連れて登場。 枢機卿 ならず者ども!争いはやめなさい。 神の使節たる私が静粛を命じますぞ。 コロンナ 枢機卿殿、教会にいらしてください。 大通りは我々だけで充分ですので。 枢機卿 何たる言い草! オルシーニ ミサでもやってろ。 とっとと出て行け! 枢機卿 破廉恥な! 私は神の使いですぞ! コロンナ 聖職者殿、ご退場願います! 民衆 冒涜者、ちゃんと聞け! 貴族たち 突進だ!枢機卿、道を開けろ! 戦いはますます激しくなる。枢機卿は争いの中に飛び込むが、民衆が守る。 リエンツィがバロンチェリとチェッコを伴って現れる。 リエンツィ 静かに! (民衆に) おまえたちは私に誓ったことを 忘れたのか? (民衆は枢機卿を助けた後、リエンツィの登場ですぐに争いから手を引く。貴族たちはリエンツィの周りを圧するような態度に驚き、彼の眼差しに人々は何も言えなくなる。) (貴族たちに) 教会の前を守るのが そなたらの役割ではなかったか? (イレーネはリエンツィのもとに走り、彼の胸に顔をうずめる。リエンツィは窓に立てかけられた梯子を見て即座に事情を察したようで、貴族たちに怒り狂った眼差しを向ける。) 分かったぞ、すべてはおまえたちの仕業だったのだな! かつてはまだあどけない少年だった私の弟を殺し、 今度は妹を辱めようとしたのか! おまえたちの悪行はとどまるところを知らぬのだな! 古い歴史を誇るローマ、世界の女王たる街、 それをおまえたちは盗賊の巣に変え、自ら教会を荒らしているではないか。巡礼者たちがもはや敬虔な祝典のためにローマに来ることがなくなってしまったからペテロの椅子は遠い彼方のアヴィニョンに移さねばならなかった。それもおまえたちが盗賊みたいに群がっているからなのだ! 誇り高きローマは荒れ果て、貧しく、汚されてしまった。そして哀れな男に残されたただ一つのものをおまえたちは奪ったのだ。泥棒のごとく人家に押し入って、 男を殺し、女の貞操を奪う。 周りを見たまえ、おまえたちが壊したものをよく見るのだ。 あの神殿や柱がおまえたちにこう語りかけるのが聞こえないか。「ローマは歴史ある、自由で偉大な街だったのに。 かつては世界を支配し、その市民は 王の中の王だったはずなのに!」と。 悪人ども、言いたまえ、今そのローマ精神はどこにある? 民衆 ああ、リエンツィ!リエンツィ!リエンツィ、万歳! 貴族たち 厚かましい!聞いたか? オルシーニ 黙ってはいないぞ。あいつの舌を引き抜け! コロンナ 勝手にしゃべらせなさい。愚かな戯言に過ぎないさ! オルシーニ 平民のくせに! コロンナ 書記殿、明日私の城においでいただきたい。 あなたのお美しい、ためになる演説に いくらかお支払いしようかと存じますので。 貴族たち ハハ!あの馬鹿者を笑ってやろう! オルシーニ 笑ってやろう! コロンナ 笑ってやろう! オルシーニ さぞ高貴な家の出なんだろうさ。 コロンナ それはまず間違いない! 貴族たち それ、偉大なお方を敬い申し上げろ。 何もできやしないが、口はうまいぞ! バロンチェリ、チェッコ、民衆 あいつらの侮辱を放っておくのですか? やつらに厳しい処罰を! リエンツィ いや、やめてくれ。 彼らが報いを受けるのは遠い日のことではない。 暴力に訴えるな。誓いを忘れてはいけない。 オルシーニ さてと、冗談はこれくらいにしようぜ。 戦いの続きをやって決着をつけよう。 コロンナ だが、平民の前でやるのはよそう。 夜明け前に門の前でやろうではないか。 オルシーニ 大勢の兵を連れて行くから覚悟しろよ。 コロンナ 槍を持って男対男の対決だ。 コロンナのために戦え! オルシーニ オルシーニのために戦え! 貴族たち コロンナ/オルシーニのために戦え! オルシーニ、コロンナ、貴族たち さあ、いざ出陣だ! 槍を持って馬に乗ろう! 暁の霧の中で、 オルシーニ/コロンナのために剣が抜かれる! バロンチェリ、チェッコ、民衆 あの不埒な連中の思い上がりもいいとこだ。 剣を手に戦おうというわけか。 あなたはいつになったらやつらに復讐して 我々に平和を返してくださるのですか? コロンナ家の人々 コロンナのために戦おう! オルシーニ家の人々 オルシーニのためだ! 貴族たちは人ごみをかき分けて去っていく。 リエンツィ (今まで黙ったまま考え込んでいたが) ローマのために! (民衆はさらにリエンツィのほうに近寄る。) やつらは門の外に出たな。 よし、閉め出してやろう! 枢機卿 リエンツィ、いつになったら本気で あの思い上がった貴族どもを打ち砕いてやるのです? バロンチェリ リエンツィ、あなたが約束された あの希望の日はいつ訪れるのです? チェッコ まったくいつになったら平和になって、 あの破廉恥どもから守られるのか。 民衆 リエンツィ、我々はいつも忠誠を守ってきました。 あなたこそ真のローマ人です。いつ我々を解放してくださるのですか? リエンツィ (枢機卿を脇に連れて行って) 枢機卿殿、よく考えてくれ。 神聖な教会を頼ってもいいのか? 枢機卿 目標をしっかりと見据えて、すべての中心に、 神聖なる指導者になってください! リエンツィ そうか、それならばそうしよう。貴族どもはまもなく 街から見捨てられる。その時が来たのだ! 皆の者、そなたらの家々には平和が訪れるだろう。 祈りを捧げて、眠りにつくといい。 だが、トランペットが 長く響き渡る音を聞いたら 皆起きて、ここに来るように。 ローマの子孫に自由を告げようと思うから。 だがローマ人にふさわしく 厳粛に、決して乱痴気騒ぎなど起こしてはならない! 来る日を歓迎しよう。 そなたらが恥辱から救われるように! 枢機卿 高遠な使命が行われている時、 私もそばにいて祝福いたしましょう。 近づきつつある日の出に祝福を。 我らの恥辱が復讐されんことを! バロンチェリ、チェッコ、民衆 あなたに心からの忠誠を誓います。 すぐにもローマが自由を取り戻しますように! 高遠な日よ、ようこそ。 我々の恥辱を晴らしたまえ! Nr. 2 - 三重唱 リエンツィ、アドリアーノ、イレーネ。 リエンツィ、アドリアーノとイレーネが残る。アドリアーノは非常に驚き、今までの間深く思いをめぐらせながら脇に立っていた。リエンツィは激しくイレーネを抱きしめる。 リエンツィ ああ、イレーネ。何があったのか話しておくれ。 無事かい? イレーネ 私、助けられたの。あの方よ。 あの方が私を解放してくださったの。 リエンツィ アドリアーノ、おまえがか!何ということだ、 コロンナ家の者が女性の名誉を救ってくれたのか? アドリアーノ 僕は正義のためなら命も捨てる覚悟でいます。 なぜそんなことを?僕をご存じないのですか? 僕は盗賊じゃありませんよ。 リエンツィ しかし、きみはなぜここにいる? コロンナ家の戦いに出なくていいのか? アドリアーノ あなたのお言葉を聞いてしまったものですから。 あなたが何を考えておいでなのか分かったのです。 あなたが誰なのか、僕はうすうす感じています。 でも、あなたの敵にはなれないのです! リエンツィ きみは高潔な人だと聞いている。 不品行のうわさなど何一つ聞いていない。 アドリアーノ、きみを友と呼んでもいいのか? アドリアーノ リエンツィ、何をなさろうというのですか? あなたはとても偉大な方のようだ。おっしゃってください、 いったいそのお力を何に使うおつもりですか? リエンツィ ローマを自由で偉大な街にし、 目覚めさせるのだ。 そしてきみが見下していた者たちを ローマの自由な市民へと昇格させるのだ。 アドリアーノ 恐ろしい、僕たちの血で贖うのですね! リエンツィ、僕らはそんなに卑しくはありません…。 (行こうとするが、イレーネが目に止まる。) だめだ、行けない。この心を 抑えることができたらいいのに! ああ、恐ろしくてならないのに、 逃げることができない! リエンツィ アドリアーノ、よく聞いてくれ。 私はかなり大胆な計画を考えているが、 きみの立場を悪くするつもりなどない。 私は掟に沿って 民衆を指導するだけだ。 きみたち貴族には泥棒から 真の貴族へと改心してもらい、 街の守り手、あるいは秩序の柱を務めてもらうつもりだが、 異論はあるか? アドリアーノ 僕は掟を忠実に守る 最初の貴族になりましょう。 しかし、あなたのお望みは 血によってしか得られないのでは…。 臆病な暴徒の怒りと そして、僕の兄弟や父の命を代償になさるのでしょう! リエンツィ 哀れな考え方だ!血などと!やめてくれ! 私は人が殺されるのを見たのだーだが、復讐はしていない! 私のかわいそうな弟、かわいい子どもだったあの子が テベレの岸でイレーネの花冠を持って 無邪気に遊んでいた時に、 何を勘違いしたか残酷にもあの子を殺してしまったのは 誰だっただろうか。身内を殺されたことを赦して 私が正義の守り手に任命したのは誰だっただろうか。 アドリアーノ ああ、ひどいことを!あれはコロンナだった! リエンツィ そうだ、コロンナ家の男だ!あの哀れな少年が 貴族のコロンナに何をしたというのだろうか。 血!そうとも、コロンナ家のアドリアーノよ、 弟の心臓から流れ出した血に 私は深く手を浸し、誓いを立てたのだ。 たとえ肉親を殺されようとも 決して復讐はすまい、と! アドリアーノ リエンツィ、あなたには尊敬を抱かずにはいられません。 ああ、どうしたらその罪を償えるのか。 リエンツィ アドリアーノ、友になってくれ。ローマ人になるのだ! アドリアーノ (感動して) ローマ人にですか?どうか僕を仲間にしてください! 自由なローマ精神は僕の心にも まだ息づいている。 崇高な喜びと 恥辱の抗いがたい苦痛を感じる。 すべての罪を償うために 僕はあなたに命を捧げましょう。 自由に満ちたローマへと、 幸福と喜びが僕を迎えてくれる! イレーネ 自由なローマ精神はあの方の心にも 息づいているようだわ。 何て嬉しいことでしょう、 今までの苦しみをすべて忘れそうなほどよ。 聖なる愛の絆が 私の心をあなたのほうへと引きつける。 自由に満ちたローマへと、 幸福と喜びが私を迎えてくださるんだわ! リエンツィ 彼の心にも 自由なローマ精神は残っているようだ。 崇高な喜びと 恥辱の抗いがたい苦しみを感じる。 誰がこんな恥辱に耐えられるだろうか。 友に民衆を解放しよう! ローマが自由を取り戻せば 幸福がきみに微笑み、偉大な人となるだろう! リエンツィ さあ、時間だ。高遠な使命を果たさねば。 アドリアーノ、きみに妹を預けよう。 きみは恥辱の危機から彼女を救ってくれた。 今一度守ってやってくれ。きみが高貴で自由な感覚を備えた人だと信頼する証として頼むのだ。 またあとで会おう。自由は間近だ! 彼は舞台の奥へと退場。 Nr. 3 - 二重唱 アドリアーノとイレーネが残る。 アドリアーノ お兄様は僕にきみを預けて行かれた。 ああ、きみ、僕を信頼してくれるかい? イレーネ 信頼しないはずがないわ。だって、あなたは 私の命の恩人ですもの。 アドリアーノ だけど、僕の名前はコロンナなんだよ。 きみにとってもお兄様にとっても憎むべき存在だよ。 逃げたくならないの? イレーネ どうしてわざわざそのいやな名前を口にするの? その名前を聞いたらあなたのことまで 怖くなるじゃないの。私の救い主なのに。 いらいらさせて、せっかく助けてもらった恩義を 忘れさせないでちょうだい。 アドリアーノ ああ、頼むからいまは悲しいことを言わないでくれ。 ローマにも僕たちにも危機が迫ってるんだ。 お兄様は素晴らしい精神の持ち主だね。ああ、でも! 僕は彼が破滅するんじゃないか心配なんだ。 暴徒に裏切られ、 貴族たちに失脚させられたら…。 ああ、イレーネ、そうなったらきみはどうなるだろう? だけど、万一のことがあったら僕がちゃんと守るよ。 肉親が何と言おうと構わない。 僕は命も財産もきみに捧げる! イレーネ それで、私が幸せになれると思って? アドリアーノ 何も言わないでくれ。 きみの幸福を考えるとどうしていいか分からないんだ。 でも、夜と死が襲ってこようとも 僕はきみに永遠の忠誠を誓うよ! アドリアーノ きみの優しいまなざしが 悩み多い人生を慰めてくれるんだ。 運命は僕ときみを 引き裂こうとしている。 でも、たとえ世界が崩れ、 あらゆる希望が断ち切られても 愛は私たちに 新たな拠りどころを与えてくれるんだ。 イレーネ 愛の幸せは悩みに満ちた世界に 喜びを与えてくれるわ。 運命は私たちを 引き裂こうとしている。 でも、たとえ世界が崩れ、 あらゆる希望が断ち切られても 愛は私たちに 新たな拠りどころを与えてくださるわ。 後方でトランペットが鳴る。 イレーネ ああ、何て気味の悪い響きでしょう! アドリアーノ 僕は慣れっこだよ。あれはコロンナの人たちさ。 激しい喧騒の中、ラッパ吹きを先頭に、武装したコロンナ家の者たちが歩いたり馬に乗ったりして通りに現れる。 イレーネ (家の中に逃げ込もうとして) ああ、あの人たち、獲物を捜してるんだわ! アドリアーノ 大丈夫、ここにおいで。僕がついているから。 オルシーニ家のトランペット。彼らも武装して馬に乗り、騒がしく通りに出てくる。 アドリアーノ 今度はオルシーニだ。泥棒根性の連中だよ。 みんな自信満々で戦いに出陣だ! みんなして殺人か破廉恥なことしか頭にない! ぞっとするよ。何と恐ろしいことだろう! 恐ろしくて動悸が打ってくるほどだ! でも、この感情が僕の心にあることに感謝するよ。 だって、いっそう僕の愛を強くしてくれるんだ。 アドリアーノとイレーネ たとえ世界が崩れ、 あらゆる希望が断ち切られても 愛は私たちに 新たな拠りどころを与えてくれる! 二人は固く抱き合う。 遠くから音を長く引き伸ばしたトランペットの響きが 聞こえる。 少し音が近づく。 イレーネ (抱擁から身をほどいて) まあ、あの響きは? アドリアーノ 気味が悪い! 音が近づいてくる。 いったいあれは何だろう? コロンナの戦いの合図じゃなさそうだな。 Nr. 4 -フィナーレ 旗手が登場、ラッパ吹きは旗手の傍らで音を伸ばしながら出てくる。アドリアーノとイレーネは脇に退く。家々から人々が飛び出してきて、広場はラテラン教会に至るまであっという間に民衆の群れで埋め尽くされ、歓声にあふれる。 民衆 (熱狂的に) 万歳、万歳、素晴らしい日だ! いよいよ時が近づいた!恥辱は拭い去られる! ラテラン教会の窓に暁の光が輝き、中からオルガンが聞こえてくると、民衆は興奮を静めてひざまずく。大通りはラテラン教会の前まで人で埋め尽くされる。 ラテラン教会からの合唱 眠れる人よ、皆目覚めよ。 喜ばしき知らせを聞くがよい。 天からローマを清め給う星が 新たな光を注ぐ! 見よ、かの星は太陽のごとく輝き、 はるか後世にまで勝利をもたらす! 恥辱は死に絶えて夜に沈み、 自由の光が喜びの日に輝く! 教会の歌が終わるまで人々は緊張の面持ちでひざまずいている。オルガンが再び鳴り響いたところで教会の門が大きく開かれ、中に司祭たちや聖職者たちがいるのが見える。リエンツィが枢機卿を伴って大階段を下りてくる。バロンチェリとチェッコ・デル・ヴェッキオがつづく。リエンツィは立派な衣装に身を包んでいるが、頭には何も載せていない。彼が現れると、民衆はさっと立ち上がり、熱狂的に歓声を上げる。 民衆 リエンツィ!リエンツィ、万歳! 救い主が近づく!苦悩はもう終わりだ! リエンツィ (厳かに) 新たによみがえれ、偉大なるローマよ! 自由になれ。ローマ人は皆自由だ! 民衆 ローマを自由に!すべてのローマ人に自由を! リエンツィ ローマが自由であるためには掟が必要だ。 すべてのローマ人は秩序を守るように。 暴力と強盗は厳しく罰する。 盗賊はローマの敵だ! ローマは今そうであるように、 思い上がった者どもには扉を閉ざすが、 平和をもたらし、掟に従う者には 温かく歓迎する。 敵はそなたらの怒りに触れ、 悪しき者は滅びよ。 巡礼が自由に、喜ばしく訪れ、 牧人がのんびりと羊を守る街となれ! さあ、掟を守ることを誓うのだ。 自由なローマ人は聖なる誓いを立てるのだ! 民衆 自由をもたらす救い主、偉大な英雄! リエンツィ、我々の誓いをお聞きください。 我々はローマを、かつてのように、 偉大で自由な街にすることを誓います。 この街を暴力や卑劣な行いから守るためなら 我々の最後の血を捧げることも厭いません。 ローマの名誉を汚す者には 破滅と死を! 人々が我々の先祖のごとく 偉大な精神へと生まれ変わりますように! チェッコ・デル・ヴェッキオが民衆の中から進み出る。 チェッコ ローマ人たちよ、我々が自由になれたのは ひとえに彼のおかげです。 ローマがかつてどうであったか、またどうであるべきか 教えてくださったのは彼です。 彼は我々を自由な民衆にしてくださいました。 どうか私の意見をお聞きください。 彼に王となっていただきましょう! 民衆 (興奮して) リエンツィ、万歳!ローマの王、万歳! アドリアーノ (独白。) かわいそうな方だ!王になどなれるだろうか。 皆激しく興奮するが、リエンツィが口を開くとすぐに静まる。 リエンツィ いや、王にはならない。そなたたちには自由であって ほしい。ここを支配しているのは聖なる教会だ。 秩序を管理するのは元老院だ。 だが、そなたたちが正義の守り手に 私を選んでくれるのなら そなたたちの先祖に目を向け、 私のことは民衆の護民官と呼んでほしい。 民衆、バロンチェリ、チェッコ リエンツィ、民衆の護民官たるあなたに祝福を! 我々の自由にお守りを! リエンツィは枢機卿の前にひざまずく。 枢機卿 聖なる父はあなたに祝福をお与えになります。 あなたこそは護民官にして平和の英雄! イレーネ 栄光に包まれたお兄様に祝福を! アドリアーノ (感動して) すべての祝福があなたにあるように! リエンツィ (立ち上がって) ローマ人たちよ、そなたらとそなたらの権利を 守ることを誓う。 ローマが末永く栄えるように! 民衆 自由をもたらすお方、救世主、偉大なる英雄! ローマ市民が皆あなたへの誓いを守らんことを! 民衆、イレーネ、アドリアーノ、バロンチェリ、チェッコ 我々はローマをかつてのように、 偉大で自由な街にすることを誓います。 この街を暴力や卑劣な行いから守るためなら 我々の最後の血を捧げることも厭いません。 ローマの名誉を汚す者には 破滅と死を! 人々が我々の先祖のごとく 偉大な精神へと生まれ変わりますように! 幕が下りる。 ERSTER AKT Nr. 1 - Introduktion Eine Strasse Roms, welche im Hintergrunde durch die Lateran-Kirche begrenzt wird; im Vordergrunde rechts das Haus Rienzis. Es ist Nacht. Orsini mit 6-8 seiner Anhänger vor dem Hause des Rienzi. ORSINI Hier ist s, hier ist s! Frisch auf, ihr Freunde. Zum Fenster legt die Leiter ein! Zwei Nobili legen eine Leiter an das Haus und steigen durch das geöffnete Fenster ein. Das schönste Mädchen Roms sei mein; ihr sollt mich loben, ich versteh s. Die beiden Nobili bringen Irene aus dem Hause. IRENE Zu Hilfe! Zu Hilfe! O Gott! DIE ORSINI Ha, welche lustige Entführung aus des Plebejers Haus! IRENE Barbaren! Wagt ihr solche Schmach? DIE ORSINI Nur nicht gesperrt, du hübsches Kind, du siehst, der Freier sind sehr viel! ORSINI So komm doch, Närrchen, sei nicht bös, dein Schad ist s nicht, kennst du mich erst. IRENE Wer rettet mich? ORSINI, DIE ORSINI Haha, sie ist schön! Nur fort ins Gemach! Sie schleppen Irene fort. Colonna mit 8 seiner Anhänger tritt ihnen entgegen und treibt sie zurück. COLONNA Orsini ist s! - Zieht für Colonna! ORSINI Ha, die Colonna! - Zieht für Orsini! DIE COLONNA Colonna hoch! DIE ORSINI Orsini hoch! COLONNA Nehmt euch das Mädchen! ORSINI Haltet sie fest! Sie kämpfen. Adriano kommt mit Gewaffneten. ADRIANO Was für ein Streit? - Auf, für Colonna! Neuer Kampf. Was seh ich? Gott! Das ist Irene! Lasst los! Ich schütze dieses Weib! Er bricht sich Bahn zu Irene und befreit sie. COLONNA Ha brav, mein Sohn! Sie sei für dich! ADRIANO Rührt sie nicht an! Mein Blut für sie! ORSINI Er spielt fürwahr den Narren gut! Doch diesmal ist sie noch für mich! Er greift Adriano an. COLONNA zu den Seinigen Nun, seht nicht zu! Schlagt los! DIE COLONNA Colonna! Neuer Kampf. Der Lärm hat allmählich eine starke Anzahl Volkes versammelt. VOLK Ha, welcher Lärm! Lasst ab vom Kampf! ORSINI Das fehlte noch! COLONNA Schlagt alles nieder! Das Volk greift zu Steinen und Stöcken. VOLK Nieder mit Colonna! Nieder mit Orsini! Allgemeiner Streit. Der Kardinal kommt mit Gefolge. KARDINAL Verwegne! Lasset ab vom Streit! Zur Ruhe ruf ich, der Legat. COLONNA Herr Kardinal, geht in die Kirche, und lasst die Strasse nun für uns! KARDINAL Ha, welche Frechheit! ORSINI Lest die Messe! Macht Euch von hinnen! KARDINAL Unverschämte! Ich, der Legat des Heil gen Vaters! COLONNA Fort, heil ger Rotrock! VOLK Hört die Lästrer! NOBILI Drauflos! Macht Platz, Herr Kardinal! Erneut heftiger Kampf. Der Kardinal kommt ins Gedränge, das Volk beschützt ihn. Rienzi kommt mit Baroncelli und Cecco. RIENZI Zur Ruhe! - zum Volke Und ihr, habt ihr vergessen, was ihr mir geschworen? - Das Volk, das den Kardinal gerettet hat, lässt sogleich bei Rienzis Erscheinen vom Streite ab. Die Nobili sind durch Erstaunen über Rienzis gebieterisches Auftreten und dessen augenscheinliche Gewalt über das Volk sprachlos gefesselt. zu den Nobili Ist dies die Achtung vor der Kirche, die eurem Schutze anvertraut? Irene eilt auf Rienzi zu und verbirgt ihr Gesicht an seiner Brust. Rienzi erblickt die Leiter am offenen Fenster und scheint sogleich zu verstehen, was vorgefallen ist. Er wirft den Nobili einen tödlichen Blick zu. Dies ist eu r Handwerk, daran erkenn ich euch! Als zarte Knaben würgt ihr unsre Brüder, und unsre Schwestern möchtet ihr entehren! Was bleibt zu den Verbrechen auch noch übrig? Das alte Rom, die Königin der Welt, macht ihr zur Räuberhöhle, schändet selbst die Kirche; Petri Stuhl muss flüchten zum fernen Avignon; kein Pilger wagt s, nach Rom zu ziehn zum frommen Völkerfeste, denn ihr belagert, Räubern gleich, die Wege. Verödet, arm, versiecht das stolze Rom, und was dem Ärmsten blieb, das raubt ihr ihm, brecht, Dieben gleich, in seine Läden ein, erschlagt die Männer, entehrt die Weiber - blickt um euch denn, und seht, wo ihr dies treibt! Seht, jene Tempel, jene Säulen sagen euch es ist das alte, freie, grosse Rom, das einst die Welt beherrschte, dessen Bürger Könige der Könige sich nannten! Verbrecher, sagt mir, gibt es noch Römer? VOLK Ha, Rienzi! Rienzi! Hoch Rienzi! NOBILI Ha, welche Frechheit! Hört ihr ihn? ORSINI Und wir? Reisst ihm die Zunge aus! COLONNA O lasst ihn schwatzen! Dummes Zeug! ORSINI Plebejer! COLONNA Komm morgen in mein Schloss, Signor Notar, und hol dir Geld für deine schön studierte Rede! NOBILI Haha! Den Narren, lacht ihn aus! ORSINI Lacht ihn aus! COLONNA Lacht ihn aus! ORSINI Er stammt gewiss aus edlem Haus. COLONNA Ganz gewiss! NOBILI Verehret ja den grossen Herrn, er kann zwar nicht, doch möcht er gern! BARONCELLI, CECCO, VOLK Hört ihr den Spott der Frechen an? Mit einem Streiche sei s getan! RIENZI Zurück, ihr Freunde, haltet ein! Nicht fern wird die Vergeltung sein! Zurück! Gedenket eures Schwures! ORSINI Nun denn, so macht dem Spass ein End ! Der Streit ist halb, wir fechten aus. COLONNA Nicht in den Strassen vor Plebejern, am Tagesanbruch vor den Toren. ORSINI Ich stelle mich mit voller Schar. COLONNA Die Lanzen vor, Mann gegen Mann! Zum Kampfe für Colonna! ORSINI Zum Kampfe für Orsini! DIE NOBILI Zum Kampfe für Colonna/Orsini! ORSINI, COLONNA, DIE NOBILI Hinaus, gerüstet zum Kampfe, mit Speer und Lanze zu Pferd! In Frührots nebligem Dampfe zieht für Orsini/Colonna das Schwert! BARONCELLI, CECCO, VOLK Zum Kampfe ziehn die Frechen das übermüt ge Schwert. Wann wirst die Schmach du rächen und schützen unsren Herd? DIE COLONNA Für Colonna! DIE ORSINI Für Orsini! Die Nobili entfernen sich unter grossem Getümmel. RIENZI der bisher in nachsinnendes Schweigen versunken war Für Rom! Das Volk drängt sich näher an Rienzi. Sie ziehen aus den Toren; nun denn, ich will sie euch verschliessen! KARDINAL Wann endlich machst du Ernst, Rienzi, und brichst der Übermüt gen Macht? BARONCELLI Rienzi, wann erscheint der Tag, den du verheissen und gelobt? CECCO Wann kommt der Friede, das Gesetz, der Schutz vor jedem Übermut? VOLK Rienzi, sieh, wir halten Treu! O Römer, wann machst du uns frei? RIENZI Den Kardinal beiseit nehmend Herr Kardinal, bedenkt, was Ihr verlangt! Kann stets ich auf die heil ge Kirche baun? KARDINAL Halt fest im Aug das Ziel, und jedes Mittel, erreichst du jenes sicher, sei geheiligt! RIENZI Wohlan, so mag es sein! Die Nobili verlassen bald die Stadt die Zeit ist da! Ihr Freunde, ruhig geht in eure Häuser, und rüstet euch, zu beten für die Freiheit! Doch höret ihr der Trompete Ruf in langgehaltnem Klang ertönen, dann wachet auf, eilet all herbei, Freiheit verkünd ich Romas Söhnen! Doch würdig, ohne Raserei, zeig jeder, dass er Römer sei! Willkommen nennet so den Tag, er räche euch und eure Schmach! KARDINAL Dem hohen Werke steh ich bei, dass segensvoll und heilsam es sei! Willkommen sei der nahe Tag, er räche unsre Schmach! BARONCELLI, CECCO, VOLK Wir schwören dir Gehorsam treu, und bald sei Roma wieder frei! Willkommen sei der hohe Tag, er räche uns und unsre Schmach! Nr. 2 - Terzett Rienzi, Adriano, Irene Rienzi, Adriano und Irene bleiben zurück. Adriano hat bisher in Staunen und stummes Hinbrüten versunken beiseite gestanden. Rienzi umfasst Irene mit heftiger Aufwallung. RIENZI O Schwester, sprich, was dir geschah, welch Leid dir Ärmsten angetan? IRENE Ich bin gerettet Jener war s, der mich aus ihrer Hand befreit. RIENZI Adriano, du! Wie, ein Colonna beschützt ein Mädchen vor Entehrung? ADRIANO Mein Blut, mein Leben für die Unschuld! Rienzi, wie? Kennst du mich nicht? Wer nannte je mich einen Räuber? RIENZI Du weilst, Adriano? Ziehst nicht hinaus zum Kampfe für Colonna? ADRIANO Weh mir, dass ich dein Wort versteh , erkenne, was du in dir birgst, dass ich es ahne, wer du bist, und doch dein Feind nicht werden kann! RIENZI Ich kannte stets nur edel dich, du bist kein Greuel dem Gerechten. Adriano! Darf ich Freund dich nennen? ADRIANO Rienzi, ha, was hast du vor? Gewaltig seh ich dich, sag an, wozu gebrauchst du die Gewalt? RIENZI Nun denn! Rom mach ich gross und frei, aus seinem Schlaf weck ich es auf; und jeden, den im Staub du siehst, mach ich zum freien Bürger Roms. ADRIANO Entsetzlicher, durch unser Blut! Rienzi, wir haben nichts gemein!... Er will gehen; sein Blick fällt auf Irene. Und kann ich gehn? Kann ich bezwingen dieses Herz! Weh mir, dass mich Entsetzen treibt, und doch ich nie sie fliehen kann! RIENZI Adriano! Hör mich, noch ein Wort! Nicht zum Verderben deines Standes ersann mein Geist den kühnen Plan; nur das Gesetz will ich erschaffen, dem Volk wie Edle untertan. Kannst du mich tadeln, wenn aus Räubern zu wahrhaft Edlen ich euch mache, zu Schützern und zu festen Säulen des Staates und der guten Sache? ADRIANO Ich bin der Erste, das Gesetz getreu zu üben und zu schirmen, doch an das Ziel der stolzen Wünsche gelangst du nur durch blut ge Bahn, durch eines feigen Pöbels Wut, durch meiner Brüder, meines Vaters Blut! RIENZI Unseliger! Blut! Blut! Mahne mich nicht an Blut! Ich sah es fliessen - noch ist es nicht gerächt! Wer war es, der einst meinen armen Bruder, den holden Knaben, als am Tiberstrande voll Unschuld er Irenen Kränze wand, wer war s, der ihn aus rohem Missverstand erschlug? Wer war es, den ich für diesen Mord vergebens um Gerechtigkeit anrief? ADRIANO Ha, Schande! Es war ein Colonna! RIENZI Ha, ein Colonna! Was tat der arme Knabe dem edlen, dem patrizischen Colonna? Blut? Ja, Adriano di Colonna, ich tauchte diese Hand tief in das Blut, das aus dem Herzen meines Bruders quoll, und schwur einen Eid! Weh dem, der ein verwandtes Blut zu rächen hat! ADRIANO Rienzi, du bist fürchterlich! Was kann ich tun, die Schmach zu sühnen? RIENZI Adriano, sei mein, sei ein Römer! ADRIANO begeistert Ein Römer? Lass mich ein Römer sein! Noch schlägt in dieser Brust ein freies Römerherz. Es fühlt der Grösse Lust, der Schmach gewalt gen Schmerz; zu sühnen alle Schande, weih ich dies Leben dir, im freien Römerlande winkt Glück und Freude mir! IRENE Noch schlägt in seiner Brust ein freies Römerherz. Vor solcher Wonne Lust verschwindet jeder Schmerz! Mit hoher Liebe Bande zieht mich mein Herz zu dir, im freien Römerlande winkt Glück und Freude mir! RIENZI Noch schlägt in seiner Brust ein freies Römerherz. Es fühlt der Grösse Lust, der Schmach gewalt gen Schmerz! Wer trüge länger Schande? Das Volk erheben wir! Wenn frei der Römer Lande, lohnt Glück und Grösse dir! RIENZI Die Stunde naht, mich ruft mein hohes Amt. Adriano, dir vertraue ich die Schwester. Du rettetest vor Schmach und Schande sie, so schütze sie noch jetzt! Dies ein Beweis, dass ich für edel, frei und gross dich halte! Bald seht ihr mich, das Werk naht der Vollendung! Er geht nach dem Hintergrunde ab. Nr. 3 - Duett Adriano und Irene bleiben zurück. ADRIANO Er geht und lässt dich meinem Schutz; o Holde, sprich, vertraust du mir? IRENE Held meiner Ehre, meines Lebens, mein höchstes Gut vertrau ich dir! ADRIANO Wohl weisst du, dass ich ein Colonna, und fliehst mich nicht, des ganzer Stamm ein Greuel dir und deinem Bruder? IRENE O, warum nennst du dein Geschlecht? Mir graut vor dir, vor meinem Retter, gedenke jener Stolzen ich, die nie verzeihn, dass du vor Schande ein Bürgermädchen rettetest. ADRIANO Ach, mahne jetzt nicht an den Jammer, der uns, der Rom bedroht! Dein Bruder, welch ein Geist! Doch ach! Ich sehe ihn zugrunde gehn! Der Pöbel selbst wird ihn verraten, ihn zücht gen wird der Nobili, und du, Irene, was dein Los? Doch, ha, dein Unglück sei mir Losung! Und jede Bande schwindet hin! Für dich mein Leben und mein Gut! IRENE Und wenn ich glücklich bin? ADRIANO O schweige! Vor deinem Glücke zittre ich! Es komme Nacht und Tod, und dein bin ich für ewig! ADRIANO Ja, eine Welt voll Leiden versüsst dein holder Blick; von ihr mit dir zu scheiden ist göttliches Geschick. Bräch auch die Welt zusammen, riss jeder Hoffnung Band, der Liebe Regionen beu n uns ein neues Vaterland. IRENE Ja, eine Welt voll Leiden versüsst der Liebe Glück; von ihr mit dir zu scheiden ist göttliches Geschick. Bräch auch die Welt zusammen, riss jeder Hoffnung Band, der Liebe Regionen beu n uns ein neues Vaterland. Trompeten hinter der Szene. IRENE Ihr Heil gen! Welche Schreckenstöne! ADRIANO Mir wohlbekannt Colonnas Scharen! Unter grossem Getümmel ziehen die Colonna gerüstet und teils zu Pferde über die Strasse. Voran Trompeter. IRENE nach dem Hause zu fliehend Weh mir! Sie suchen Beute! ADRIANO O bleib! Ich stehe dir zur Seite! Trompeten der Orsini, welche ebenfalls gerüstet und zu Pferde geräuschvoll über die Strasse ziehen. ADRIANO Das sind Orsinis Räuberscharen; die Übermüt gen, sie ziehn zum Kampfe! Sie kennen Mord und Schandtat nur! Ich schaudre! Welche Schreckensahnung! Welch düstres Grau n durchbebt die Brust! Doch seid willkommen, Schreck und Tod! Sie heissen meine Liebe mich bewähren! ADRIANO UND IRENE Bräch auch die Welt zusammen, riss jeder Hoffnung Band; der Liebe Regionen beu n uns ein neues Vaterland! Sie bleiben in stummer Umarmung. Man hört aus der Ferne den lang gehaltenen Ton einer Trompete. Etwas näher. IRENE aus der Umarmung auffahrend Was für ein Klang? ADRIANO Wie schauerlich! Trompete noch näher. Was hat das zu bedeuten? Das ist kein Kriegsruf der Colonna. Nr. 4 - Finale Ein Herold betritt die Bühne, ein Trompeter an seiner Seite bläst einen lang gehaltenen Ton. Adriano und Irene sind auf die Seite getreten. Aus allen Häusern brechen wie in einem Moment die Einwohner hervor, so dass der ganze Platz bis zum Lateran hin plötzlich mit einer grossen Volksmasse bedeckt ist, die ihn mit dem freudigsten Tumult erfüllt. VOLK in wildem Enthusiasmus Gegrüsst, gegrüsst sei, hoher Tag! Die Stunde naht! Vorbei die Schmach! Aus dem Lateran, dessen Fenster jetzt im rötesten Frührot strahlen, hört man die Orgel beginnen; bei ihrem Klange legt sich augenblicklich das Toben des Volkes; die ganze Strasse bis zum Lateran ist mit Knienden bedeckt. CHOR IM LATERAN Erwacht, ihr Schläfer nah und fern, und hört die frohe Botschaft an dass Romas schmacherloschner Stern vom Himmel neues Licht gewann! Seht, wie er strahlt und sonnengleich in ferne Nachwelt siegend bricht! Zur Nacht sinkt Schmach, so totenbleich, zum Wonnetag steigt Freiheitslicht! Die Menge liegt noch atemlos auf den Knien, als während der letzten Takte des Kirchengesanges, wo die Orgel wieder eintritt, die Pforten des Laterans sich weit öffnen. Man erblickt die Kirche mit Priestern und Geistlichen aller Orden erfüllt. Auf die grosse Treppe heraus schreitet Rienzi, ihm zur Seite der Kardinal; Baroncelli und Cecco del Vecchio folgen. Rienzi ist in einer vollständigen Rüstung, nur sein Haupt ist entblösst. Bei seinem Erscheinen erhebt sich das Volk augenblicklich von den Knien und jubelt ihm enthusiastisch entgegen. VOLK Rienzi! Ha, Rienzi hoch! Der Retter naht, vorbei die Schmach! RIENZI feierlich Erstehe, hohe Roma, neu! Sei frei, sei jeder Römer frei! VOLK Frei Roma! Jeder Römer frei! RIENZI Die Freiheit Roms sei das Gesetz, ihm untertan sei jeder Römer; bestraft sei streng Gewalt und Raub, und jeder Räuber Romas Feind! Verschlossen sei, wie jetzt es ist, den Übermüt gen Romas Tor; willkommen sei, wer Frieden bringt, wer dem Gesetz Gehorsam schwört. Die Feinde treffe euer Grimm, vernichtet sei der Frevler Schar, dass froh und frei der Pilger zieh , geschützt der Hirt der Herde folg ! - So schwört, zu schirmen das Gesetz, schwört freier Römer heil gen Schwur! VOLK Befreier, Retter, hoher Held! Rienzi, höre unsern Schwur! Wir schwören dir, so gross und frei soll Roma sein, wie Roma war. Vor Niedrigkeit und Tyrannei sie unser letztes Blut bewahr! Tod und Verderben schwören wir dem Frevler an der Römer Ehr ! Ein neues Volk erstehe dir, wie seine Ahnen gross und hehr! Cecco del Vecchio tritt vor, unter das Volk. CECCO Ihr Römer, sprecht! Nun, da wir frei, wer war s, der uns dazu gemacht? Wer war s, der jeden unter uns belehrte, was Rom sei und was es war? Geschaffen hat er uns zum Volk, drum hört mich an und stimmt mir bei es sei sein Volk und König er! VOLK in wildem Enthusiasmus Rienzi Heil! Der Römer König Heil! ADRIANO für sich Unglücklicher! Wie, sollt er s wagen? Es herrscht grosse Aufregung, die sich, sobald Rienzi beginnt, augenblicklich legt. RIENZI Nicht also! Frei wollt ich euch haben! Die heil ge Kirche herrsche hier, Gesetze gebe ein Senat. Doch wählet ihr zum Schützer mich der Rechte, die dem Volk erkannt, so blickt auf eure Ahnen und nennt mich euren Volkstribun. VOLK, BARONCELLI, CECCO Rienzi, Heil dir, dir Volkstribunen, Hort unsrer Freiheit! Rienzi kniet vor dem Kardinal. KARDINAL Des Heil gen Vaters Segen ruht auf dir, Tribun und Friedensheld! IRENE Heil dir, Rienzi, glorreicher Bruder! ADRIANO hingerissen Und aller Segen folge dir! RIENZI erhebt sich von den Knien Ihr Römer! Nun, so schwöre ich, zu schützen euch und euer Recht! Lang blühe Romas neu Geschlecht! VOLK Befreier, Retter, hoher Held; dir huldigt freier Römer Schwur! VOLK, IRENE, ADRIANO, BARONCELLI, CECCO Wir schwören dir, so gross und frei soll Roma sein, wie Roma war. Vor Niedrigkeit und Tyrannei sie unser letztes Blut bewahr ! Schmach und Verderben schwören wir dem Frevler an der Römer Ehr ! Ein neues Volk erstehe dir, wie seine Ahnen gross und hehr! Der Vorhang fällt. All rights reserved © Maria Fujioka Wagner,Richard/Rienzi/II
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2662.html
VIERTER AUFZUG Festlich geschmückter Säulensaal im Schlosse des Lord von Davenaut ERSTER AUFTRITT Edgar Aubry allein, kommt von links über die Estrade AUBRY Vergebens sinne ich hin und her, kein Mittel zeigt sich mir, die schreckliche Tat zu verhüten! Malwina muss ich sprechen, sie beschwören, Aufschub zu gewinnen, nur wenige Stunden, nur so lange, bis die Zeit verflossen, in welcher jener fürchterliche Eid meine Zunge fesselt. Ach, wird sie es können? Ich muss sie warnen, warnen, auch nicht der leisesten Hingebung zu jenem schrecklichen Wesen Raum zu geben, sei es aus Wohlwollen, sei es aus Mitleid. Einmal ihm verfallen, vermag nichts mehr, sie zu retten. Malwina kommt hochzeitlich gekleidet von rechts über die Estrade ZWEITER AUFTRITT Malwina, Aubry zu ihrer Linken MALWINA in heftiger Bewegung in seine Arme sinkend Edgar! Pause AUBRY Malwina! - Du hast geweint! Pause MALWINA Ach, umsonst habe ich meinen Vater mit Tränen gebeten, den Gedanken an jene verhasste Verbindung aufzugeben; vergebens ihn beschworen, mir nur Aufschub zu gewähren; fest beharrt er auf seinem Sinn, fühllos gegen meine Leiden. Die Gäste sind versammelt, die Kapelle geschmückt, nur die Rückkunft des Grafen wird erwartet, um mein Unglück durch Priestersegen zu heiligen. Sie wendet sich ab und weint bitterlich Vor der Kapelle steht der Wagen des Grafen, um sogleich nach der Trauung - Nr. 19 - Duett AUBRY Halt ein, ich kann es nicht ertragen, Du bist verloren! Wehe dir! Und wehe mir, ich muss verzagen, Nur Wahnsinn bleibt, Verzweiflung mir! O dürft ich rasch mit eignen Händen Dies martervolle Dasein enden! MALWINA O lass, Geliebter, dich beschwören, Ersticke nicht den frohen Mut! Noch lebt ein Gott, er kann uns hören, Will er, so endet alles gut! Lass uns mit kindlichem Vertrauen Auf seine Vaterhilfe bauen. für sich Ach, ich darf ihm ja nicht sagen, Dass auch ich nicht Trost noch Rettung finde, Muss allein den schweren Kummer tragen, Dass ihm nicht die letzte Hoffnung schwinde! AUBRY für sich Ach, ich muss ihr ja verschweigen, Welch Verderben ihr genüber steht; Darf ihr nicht den finstern Abgrund zeigen, Dem sie rettungslos entgegengeht! laut zu Malwina Es drängt die Zeit, Malwina, lass dich warnen, O zögre nur, bis der Tag erwacht; Arglistig ist und gross der Hölle Macht, Mit bösem Zauber weiss sie zu umgarnen. MALWINA Was redest du? Was hätt ich zu befahren? Ich fürchte nur des Vaters streng Gebot! Vor allem, was mir sonst Verderben droht, Wird mich mein Herz, mein reiner Sinn bewahren! in frommer Begeisterung Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! AUBRY entzückt Sei mir gegrüsst, du schönes Himmelslicht, Das prangend durch die Nacht des Zweifels bricht! Mit lautem Jubel, wie aus lichten Sphären, Jauchzt es mir zu mit tausend Engelchören! BEIDE gesteigert Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! Aubry geht mit dem Einsatz der Trompeten, welcher die Hochzeitsgäste ankündigt, nach rechts. Malwina wendet sich gleichzeitig mit einigen Schritten nach links. Der Hochzeitszug kommt von rechts über die Estrade. Acht Jäger mit Fahnen eröffnen den Zug; es folgen vier Diener, acht Blumenmädchen, sechs Paar Edelherren und Damen, zwei Brautjungfern mit Kranz und Schleier, Sir Humphrey Lord von Davenaut, zwölf Guirlandenmädchen, Bauern und Bäuerinnen von Davenaut DRITTER AUFTRITT Die Vorigen. Der Hochzeitszug Nr. 20 - Finale CHOR DER GÄSTE Blumen und Blüten im Zephyrgekose, Lieblich entfaltet dem schmeichelnden West, Blume des Hochlands, du Davenaut-Rose, Winden wir dir zu dem heutigen Fest. DAVENAUT Ihr Freunde, kommt, beginnt die Hochzeitsfeier Mit frohem Sinn und heitrer Fröhlichkeit; Mein einzig Kind, dem Vaterherzen teuer, Vermähle ich dem edlen Gatten heut ! MALWINA für sich Dein Wille, Herr im Himmel, mag geschehen, In gläub ger Demut unterwerf ich mich; O lass ein Zeichen deiner Huld mich sehen, Ich bin ja dein Geschöpf, erbarme dich! AUBRY für sich Schon senkte sich ein Engel tröstend nieder Mit schöner Hoffnung ros gem Dämmerschein; Doch rasch durchbebt mich kaltes Grausen wieder, Hohnlachend stürmt die Hölle auf mich ein! O Herr, erbarme dich! DAVENAUT Ihr Freunde, kommt, beginnt die Hochzeitsfeier! CHOR Ja, Freunde, auf, beginnt die Hochzeitsfeier Mit frohem Sinn und heitrer Fröhlichkeit; Das einz ge Kind, dem Vaterherzen teuer, Vermählet er dem edlen Gatten heut ! Singet laut und jubelt froh! Der Haushofmeister kommt mit zwei Dienern von rechts über die Estrade. Lord Ruthwen tritt wild und verstört, ohne Mantel, unmittelbar hinter den Dienern ein. VIERTER AUFTRITT Die Vorigen. Lord Ruthwen. Der Haushofmeister. Die beiden Diener HAUSHOFMEISTER spricht meldend Der Graf von Marsden! Davenaut geht Ruthwen entgegen und geleitet ihn vor. Ruthwen tritt zwischen Aubry und Davenaut. Der Haushofmeister nimmt mit den beiden Dienern hinter den Brautjungfern Aufstellung. Begrüssung von allen Seiten MALWINA wankt, Ruthwen erblickend, einige Schritte nach links, für sich; singt Allgerechter! AUBRY beiseite Weh, Entsetzen! CHOR Ha, willkommen! DAVENAUT Ha, willkommen! RUTHWEN zu Davenaut Sir, entschuld gen kann ich nicht, Dass ich säumt in meiner Pflicht, Hab ich doch mein Glück verschoben; Meinen Fehler wollt ich loben, Preisen noch mein Missgeschick, zärtlich zu Malwina Zürnte auch Myladys Blick Auf den läss gen Bräutigam, Der so spät zur Hochzeit kam. DAVENAUT Spart die Worte, lieber Sohn, Alles ist bereitet schon! Auf denn, fort, hin zur Kapelle, Dort will ich an heil ger Stelle Bei des Priesters frommem Segen Ihre Hand in Eure legen. Aubry zieht sich beobachtend mehr und mehr zurück MALWINA stürzt verzweifelt zu ihrem Vater, ihn mit bittenden Gebärden anflehend Ach, mein Vater, habt Erbarmen! DAVENAUT weist sie zurück; zu den Anwesenden Auf, Freunde, auf! MALWINA Ach, habt Erbarmen, ach, mein Vater! DAVENAUT wie oben Mit heiterm Sang begleitet unsern Hochzeitsgang! AUBRY für sich Starr und leblos steh ich da! - O Gott, wie wird das enden! MALWINA für sich Wehe mir! ach, weh mir Armen! - laut Mein Vater! RUTHWEN für sich Ha! Triumph! Das Ziel ist nah! Sie ist in meinen Händen! Triumph! Das Ziel ist nah! DAVENAUT Auf! Freunde, auf, mit heiterm Sang Begleitet unsern Hochzeitsgang, Auf, Freunde, auf! Er führt Malwina an sich vorüber Ruthwen zu. Die Blumenmädchen streuen nach dem Ausgang hin Blumen. Die Edelherren reichen ihren Damen die Hand. Ruthwen fasst in zärtlicher Haltung Malwinas Hand, um sie zu führen. CHOR Möchte die Zukunft die heitersten Lose, Rosen gleich, dir auf den Lebenspfad streun; Blume des Hochlands, du Davenaut-Rose, Wie wir heut Blumen - Alle machen während des Chors eine leichte Bewegung zum Abgang nach dem Hintergrunde zu AUBRY tritt heftig zwischen Malwina und Ruthwen Haltet ein! - Nein, nimmermehr soll sie dein Opfer sein! Allgemeine Bestürzung. Alle wenden sich erstaunt nach vorn. Malwina lässt Ruthwen los. Ruthwen wendet sich mit einigen Schritten nach rechts vorn CHOR Ha! was ist das? Welch seltsames Beginnen! DAVENAUT tritt zwischen Ruthwen und Aubry Törichter Knabe! Weiche schnell von hinnen! Unsinniger, hinweg mit dir! zurück! Zu weit treibt dich strafbare Leidenschaft. AUBRY Ha, nimmermehr! Es drängt der Augenblick! Er umschlingt Malwina Ich fühle Mut in mir und Kraft, Ich will und muss die Heissgeliebte retten! DAVENAUT Ha, werft den Rasenden in Ketten! Die beiden Diener beim Haushofmeister treten vor und gehen auf Aubry los. Aubry geht mit Malwina, die er fest umschlungen hält, ganz vor CHOR Ha! was ist das? Welch seltsames Beginnen? AUBRY Fest will ich sie umklammern und umfassen Und nur mit meinem Leben lassen! DAVENAUT Hinweg mit ihm! CHOR Ha! was ist das? DAVENAUT Trennt sie, er ist von Sinnen! AUBRY Ha, nimmermehr! Die beiden Diener trennen Aubry und Malwina mit Gewalt AUBRY Ach, habt Erbarmen! Betrogner Vater, ach, Ihr wisst nicht, was Ihr thut! Verloren Euer Kind, noch eh der Morgen graut, Bestimmt Ihr sie zu dieses Scheusals Braut. DAVENAUT Wie, Rasender! CHOR Was ist das? DAVENAUT Du wagst den Mann zu schmähen, Den sich dein Lord zum Eidam ausersehen? Ha, fürchte meines Zornes Wut! RUTHWEN für sich Die Zeit vergeht! Es wird zu spät! - Grausen bebt durch meine Glieder! Die Zeit vergeht, es wird zu spät! Grausen bebt durch meine Glieder! MALWINA für sich Mut und Vertrauen verlassen mich, Vater im Himmel, erbarme dich! CHOR unter sich Wie die Sache auch sich wende, Weh, das nimmt kein gutes Ende, Was ich höre, was ich sehe, Deutet mir des Unglücks Nähe! AUBRY Ha, trauet dem Verruchten nicht! Seht das verworfne Angesicht! Sein Auge flammet Höllenglut! Er lechzet schon nach ihrem Blut! Ihr seht sie niemals, niemals wieder! CHOR Weh! was war das? Welch seltsames Beginnen? RUTHWEN Der hoffnungslosen Liebe Glut, Sie tobt in ihm mit wilder Wut! Ha, fesselt seinen Ungestüm, Ihr hört, der Wahnsinn spricht aus ihm! DAVENAUT Ja, fesselt seinen Ungestüm! Man hört, der Wahnsinn spricht aus ihm! Hinweg mit ihm, er ist von Sinnen! Hinweg mit ihm! RUTHWEN Ja, hinweg mit ihm, er ist von Sinnen! CHOR Ha, fesselt seinen Ungestüm! - Ja! - Man hört, der Wahnsinn - ja - spricht aus ihm! Ja, hinweg mit ihm, er ist von Sinnen, Hinweg mit ihm! Die beiden Diener drängen Aubry etwas weiter zurück AUBRY ausser sich Malwina, höre mich! In Todesangst beschwör ich dich! Verderben droht dir diese Nacht! O zögre nur, bis der Tag erwacht, O zögre nur - Die beiden Diener schleppen Aubry nach links ab FÜNFTER AUFTRITT Die Vorigen ohne Aubry Dann Aubrys Stimme DAVENAUT Hinweg! RUTHWEN für sich Die Zeit vergeht, es wird zu spät! Grausen bebt durch meine Glieder! MALWINA für sich Mut und Vertrauen verlassen mich, Vater im Himmel, erbarme dich! AUBRY ausserhalb Malwina! - Malwina! - CHOR Hinweg! Wie die Sache auch sich wende, Weh! das nimmt kein gutes Ende! Was ich höre, was ich sehe, Deutet mir des Unglücks Nähe! RUTHWEN zu Davenaut Die Zeit vergeht, es wird zu spät, Lasst uns rasch zum Werke schreiten. DAVENAUT. Ihr Freunde, auf, mit heiterm Sang Begleitet unsern Hochzeitsgang. MALWINA Vater! ach, Vater! lass mit Zähren dich beschwören! Vater! ach, Vater! Hab Erbarmen mit mir Armen! Meine Kräfte fühl ich schwinden, O lass die Tochter Mitleid finden! O gönn mir Zeit, der Tag ist nicht mehr weit! Ach, lass uns bis morgen weilen! CHOR O gönnt ihr Zeit, der Tag ist nicht mehr weit! Warum so hastig eilen? RUTHWEN Mich drängt die Zeit! DAVENAUT Sprecht, kann es sein! RUTHWEN Ihr wisst, was Pflicht gebeut! DAVENAUT Ich will ge gerne ein! RUTHWEN Ich darf nicht länger weilen! DAVENAUT Sir, lasst uns bis morgen weilen. RUTHWEN Nein! nimmermehr! Es kann und darf nicht sein. Ihr gabt mir Euer Wort, Wollt Ihr es ehrlos brechen? DAVENAUT heftig Ha! Wer wagt es, so mit mir zu sprechen? RUTHWEN Wollt Ihr es ehrlos brechen? DAVENAUT Ha! Wer wagt es, so mit mir zu sprechen! Auf! auf denn, zur Trauung fort! Er will Malwinas Hand fassen, um sie Ruthwen zuzuführen. Allgemeine Bewegung zur Zugordnung MALWINA widerstrebend Nein, nimmermehr! DAVENAUT Auf, zur Trauung fort! Er fasst energisch Malwinas Hand MALWINA energisch Ich will ge niemals ein! Sie reisst sich los und flieht einige Schritte nach links DAVENAUT Auf, Freunde, fort! MALWINA Ha, nicht Liebe, nur Entsetzen Fühle ich für diesen Mann. Bewegung DAVENAUT Ha! wagst du s, dich zu widersetzen? Ha! Verräterin! Wohlan! So treffe dich - des Vaters Fluch! MALWINA UND CHOR Weh! Malwina wankt und droht zu sinken. Allgemeine grosse Bewegung. Die nahestehenden Edeldamen treten erschreckt an Malwina heran und unterstützen sie. Allgemeine Teilnahme für Malwina CHOR Was ist geschehn! DAVENAUT selbst ist tief ergriffen und gibt mit Widerstreben den Befehl für den Hochzeitszug Auf! beginnt den Hochzeitszug! Die zwei Brautjungfern treten heran und schmücken Malwina mit Kranz und Schleier CHOR Wie nach verderblichem Wettergetose Lächelt die Freude mit heiterem Blick, Blume des Hochlands, du Davenaut-Rose, Wende sich jede Gefahr dir zum Glück! Der Zug ordnet sich. Es zieht sich ein Gewitter zusammen, der Saal verdunkelt sich ein wenig. Die Jäger treten von den Stufen und bilden Spalier. Die Blumenmädchen paarweise in der Mitte. Die Guirlandenmädchen rechts und links im Mittelgrund. Davenaut reicht Malwina die linke Hand und macht mit ihr eine Wendung nach hinten, so dass Malwina die Mitte gewinnt. Ruthwen tritt ihr zur Seite, sobald sie die Mitte erreicht hat und gibt ihr seine rechte Hand. Ruthwen, Malwina, Davenaut beginnen den Zug nach hinten. Die beiden Brautjungfern folgen. Die Edelpaare ebenso. Leichter Donner AUBRY links ausserhalb Vergebens hemmt ihr meines Wahnsinns Stärke, Ich muss hinein! Zertrümmern will ich dieses Dämons Werke. RUTHWEN, DAVENAUT UND CHOR Man muss den Eingang ihm verwehren! Ruthwen, Malwina und Davenaut sind an den Stufen zur Estrade angelangt. Edgar Aubry gehalten von den beiden Dienern, die mit ihm abgegangen sind, stürzt von links über die Estrade bis zur Mitte vor den Vorhang zur Kapelle SECHSTER AUFTRITT Die Vorigen. Aubry. Die beiden Diener an seiner Seite, ihn haltend. Dann der Vampyrmeister. Dann ein Priester und zwei Chorknaben AUBRY in grösster Erregung Haltet ein! Mit dem letzten Worte heftiger Donnerschlag. Alle wenden sich nach vorn. Aubry reisst sich von den beiden Dienern los und stürzt vor, Ruthwen zur Linken. Malwina eilt an Davenaut vorüber nach der linken Ecke RUTHWEN für sich Ich bin verloren! Wehe mir! AUBRY auf Ruthwen weisend Wisst, dieses Scheusal der Natur - Das Gewitter dauert fort RUTHWEN Aubry! Gedenk an deinen Schwur - Verderben drohet dir! CHOR entsetzt Weh ! AUBRY wie oben Nicht zag ich vor des Ew gen Grimme - CHOR Weh ! AUBRY Laut ruf ich es mit Donnerstimme RUTHWEN zu Aubry Verderben drohet dir! CHOR wie oben Weh , was werd ich hören? Donner AUBRY wie oben Dieses Scheusal hier - Donner RUTHWEN für sich Zermalmung bebt durch meine Glieder! Gottes Donner wirft mich nieder! Wehe mir! AUBRY mit grösster Kraft Dieses Scheusal hier, Ist ein Vampyr! Es schlägt mit der zweiten Silbe des letzten Wortes Eins ALLE mit dem Ausruf des Entsetzens Weh ! Es wird plötzlich Nacht. Die Lichter erlöschen. Der Vampyrmeister steigt von unten herauf. Fürchterlicher Blitz, Donner und Einschlag. Ruthwen stürzt vernichtet dem Vampyrmeister zu Füssen. Vampyrmeister packt ihn unter jubelndem Hohngelächter der Hölle und versinkt mit ihm. Flammen schlagen hinter beiden empor. Alle stehen leblos, wie versteinert, in einer Gruppe des Entsetzens. Malwina ist links vorn in die Kniee gesunken. Die Edeldamen bemühen sich um sie. Die Mädchen sind wie Malwina in die Kniee gesunken. Grosse Pause. Das Gewitter endet, es wird wieder hell, die Lichter brennen wieder. Alle erholen sich nach und nach und stehen, Malwina ausgenommen, auf CHOR scheu und tonlos Ha! Was war das? Was ist geschehen hier? DAVENAUT Gott, mein Kind, welch Unglück drohte dir! MALWINA erhebt sich erst jetzt, mit erhobenen Händen zum Himmel Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! AUBRY, MALWINA, CHOR in betender Stellung Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! DAVENAUT Verloren hab ich meine Vaterrechte! Geliebte Tochter, kannst du mir verzeihen? Auf dass ich sie zurückgewinnen möchte, Will ich mit heissem Vatersegen Jetzt diese Hand in deine legen! zu Aubry Du sollst mein Sohn und meines Namens Erbe sein! Er vereinigt die Liebenden MALWINA beglückt Tief im innersten Gemüte Fühl ich dankbar deine Güte, Vater, Worte hab ich nicht. AUBRY ebenso Darf ich s glauben, darf ich s hoffen? Ach, den Himmel seh ich offen! Diese Wonne trag ich nicht. Der Vorhang zur Kapelle hinten wird geöffnet; es zeigt sich die Schlosskapelle mit dem Altar in der Mitte. Der Priester wendet sich mit den beiden Chorknaben nach vorn, um Segen spendend das Brautpaar zu empfangen. Abermalige Ordnung zum Zug CHOR Prangend aus des Verderbens Schoss Erblühte euch das schönste Los; So steiget aus der finstern Nacht Der Tag empor mit Strahlenpracht; Dem Ewigen sei Preis und Dank! Ihm schalle unser Lobgesang! AUBRY, MALWINA, DAVENAUT Dem Ewigen sei Preis und Dank! Ihm schalle unser Lobgesang! Die Mädchen streuen Blumen. Aubry reicht Malwina die rechte Hand und wendet sich nach hinten zur Trauung. Die Brautjungfern, Davenaut und die Andern folgen VIERTER AUFZUG Festlich geschmückter Säulensaal im Schlosse des Lord von Davenaut ERSTER AUFTRITT Edgar Aubry allein, kommt von links über die Estrade AUBRY Vergebens sinne ich hin und her, kein Mittel zeigt sich mir, die schreckliche Tat zu verhüten! Malwina muss ich sprechen, sie beschwören, Aufschub zu gewinnen, nur wenige Stunden, nur so lange, bis die Zeit verflossen, in welcher jener fürchterliche Eid meine Zunge fesselt. Ach, wird sie es können? Ich muss sie warnen, warnen, auch nicht der leisesten Hingebung zu jenem schrecklichen Wesen Raum zu geben, sei es aus Wohlwollen, sei es aus Mitleid. Einmal ihm verfallen, vermag nichts mehr, sie zu retten. Malwina kommt hochzeitlich gekleidet von rechts über die Estrade ZWEITER AUFTRITT Malwina, Aubry zu ihrer Linken MALWINA in heftiger Bewegung in seine Arme sinkend Edgar! Pause AUBRY Malwina! - Du hast geweint! Pause MALWINA Ach, umsonst habe ich meinen Vater mit Tränen gebeten, den Gedanken an jene verhasste Verbindung aufzugeben; vergebens ihn beschworen, mir nur Aufschub zu gewähren; fest beharrt er auf seinem Sinn, fühllos gegen meine Leiden. Die Gäste sind versammelt, die Kapelle geschmückt, nur die Rückkunft des Grafen wird erwartet, um mein Unglück durch Priestersegen zu heiligen. Sie wendet sich ab und weint bitterlich Vor der Kapelle steht der Wagen des Grafen, um sogleich nach der Trauung - Nr. 19 - Duett AUBRY Halt ein, ich kann es nicht ertragen, Du bist verloren! Wehe dir! Und wehe mir, ich muss verzagen, Nur Wahnsinn bleibt, Verzweiflung mir! O dürft ich rasch mit eignen Händen Dies martervolle Dasein enden! MALWINA O lass, Geliebter, dich beschwören, Ersticke nicht den frohen Mut! Noch lebt ein Gott, er kann uns hören, Will er, so endet alles gut! Lass uns mit kindlichem Vertrauen Auf seine Vaterhilfe bauen. für sich Ach, ich darf ihm ja nicht sagen, Dass auch ich nicht Trost noch Rettung finde, Muss allein den schweren Kummer tragen, Dass ihm nicht die letzte Hoffnung schwinde! AUBRY für sich Ach, ich muss ihr ja verschweigen, Welch Verderben ihr genüber steht; Darf ihr nicht den finstern Abgrund zeigen, Dem sie rettungslos entgegengeht! laut zu Malwina Es drängt die Zeit, Malwina, lass dich warnen, O zögre nur, bis der Tag erwacht; Arglistig ist und gross der Hölle Macht, Mit bösem Zauber weiss sie zu umgarnen. MALWINA Was redest du? Was hätt ich zu befahren? Ich fürchte nur des Vaters streng Gebot! Vor allem, was mir sonst Verderben droht, Wird mich mein Herz, mein reiner Sinn bewahren! in frommer Begeisterung Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! AUBRY entzückt Sei mir gegrüsst, du schönes Himmelslicht, Das prangend durch die Nacht des Zweifels bricht! Mit lautem Jubel, wie aus lichten Sphären, Jauchzt es mir zu mit tausend Engelchören! BEIDE gesteigert Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! Aubry geht mit dem Einsatz der Trompeten, welcher die Hochzeitsgäste ankündigt, nach rechts. Malwina wendet sich gleichzeitig mit einigen Schritten nach links. Der Hochzeitszug kommt von rechts über die Estrade. Acht Jäger mit Fahnen eröffnen den Zug; es folgen vier Diener, acht Blumenmädchen, sechs Paar Edelherren und Damen, zwei Brautjungfern mit Kranz und Schleier, Sir Humphrey Lord von Davenaut, zwölf Guirlandenmädchen, Bauern und Bäuerinnen von Davenaut DRITTER AUFTRITT Die Vorigen. Der Hochzeitszug Nr. 20 - Finale CHOR DER GÄSTE Blumen und Blüten im Zephyrgekose, Lieblich entfaltet dem schmeichelnden West, Blume des Hochlands, du Davenaut-Rose, Winden wir dir zu dem heutigen Fest. DAVENAUT Ihr Freunde, kommt, beginnt die Hochzeitsfeier Mit frohem Sinn und heitrer Fröhlichkeit; Mein einzig Kind, dem Vaterherzen teuer, Vermähle ich dem edlen Gatten heut ! MALWINA für sich Dein Wille, Herr im Himmel, mag geschehen, In gläub ger Demut unterwerf ich mich; O lass ein Zeichen deiner Huld mich sehen, Ich bin ja dein Geschöpf, erbarme dich! AUBRY für sich Schon senkte sich ein Engel tröstend nieder Mit schöner Hoffnung ros gem Dämmerschein; Doch rasch durchbebt mich kaltes Grausen wieder, Hohnlachend stürmt die Hölle auf mich ein! O Herr, erbarme dich! DAVENAUT Ihr Freunde, kommt, beginnt die Hochzeitsfeier! CHOR Ja, Freunde, auf, beginnt die Hochzeitsfeier Mit frohem Sinn und heitrer Fröhlichkeit; Das einz ge Kind, dem Vaterherzen teuer, Vermählet er dem edlen Gatten heut ! Singet laut und jubelt froh! Der Haushofmeister kommt mit zwei Dienern von rechts über die Estrade. Lord Ruthwen tritt wild und verstört, ohne Mantel, unmittelbar hinter den Dienern ein. VIERTER AUFTRITT Die Vorigen. Lord Ruthwen. Der Haushofmeister. Die beiden Diener HAUSHOFMEISTER spricht meldend Der Graf von Marsden! Davenaut geht Ruthwen entgegen und geleitet ihn vor. Ruthwen tritt zwischen Aubry und Davenaut. Der Haushofmeister nimmt mit den beiden Dienern hinter den Brautjungfern Aufstellung. Begrüssung von allen Seiten MALWINA wankt, Ruthwen erblickend, einige Schritte nach links, für sich; singt Allgerechter! AUBRY beiseite Weh, Entsetzen! CHOR Ha, willkommen! DAVENAUT Ha, willkommen! RUTHWEN zu Davenaut Sir, entschuld gen kann ich nicht, Dass ich säumt in meiner Pflicht, Hab ich doch mein Glück verschoben; Meinen Fehler wollt ich loben, Preisen noch mein Missgeschick, zärtlich zu Malwina Zürnte auch Myladys Blick Auf den läss gen Bräutigam, Der so spät zur Hochzeit kam. DAVENAUT Spart die Worte, lieber Sohn, Alles ist bereitet schon! Auf denn, fort, hin zur Kapelle, Dort will ich an heil ger Stelle Bei des Priesters frommem Segen Ihre Hand in Eure legen. Aubry zieht sich beobachtend mehr und mehr zurück MALWINA stürzt verzweifelt zu ihrem Vater, ihn mit bittenden Gebärden anflehend Ach, mein Vater, habt Erbarmen! DAVENAUT weist sie zurück; zu den Anwesenden Auf, Freunde, auf! MALWINA Ach, habt Erbarmen, ach, mein Vater! DAVENAUT wie oben Mit heiterm Sang begleitet unsern Hochzeitsgang! AUBRY für sich Starr und leblos steh ich da! - O Gott, wie wird das enden! MALWINA für sich Wehe mir! ach, weh mir Armen! - laut Mein Vater! RUTHWEN für sich Ha! Triumph! Das Ziel ist nah! Sie ist in meinen Händen! Triumph! Das Ziel ist nah! DAVENAUT Auf! Freunde, auf, mit heiterm Sang Begleitet unsern Hochzeitsgang, Auf, Freunde, auf! Er führt Malwina an sich vorüber Ruthwen zu. Die Blumenmädchen streuen nach dem Ausgang hin Blumen. Die Edelherren reichen ihren Damen die Hand. Ruthwen fasst in zärtlicher Haltung Malwinas Hand, um sie zu führen. CHOR Möchte die Zukunft die heitersten Lose, Rosen gleich, dir auf den Lebenspfad streun; Blume des Hochlands, du Davenaut-Rose, Wie wir heut Blumen - Alle machen während des Chors eine leichte Bewegung zum Abgang nach dem Hintergrunde zu AUBRY tritt heftig zwischen Malwina und Ruthwen Haltet ein! - Nein, nimmermehr soll sie dein Opfer sein! Allgemeine Bestürzung. Alle wenden sich erstaunt nach vorn. Malwina lässt Ruthwen los. Ruthwen wendet sich mit einigen Schritten nach rechts vorn CHOR Ha! was ist das? Welch seltsames Beginnen! DAVENAUT tritt zwischen Ruthwen und Aubry Törichter Knabe! Weiche schnell von hinnen! Unsinniger, hinweg mit dir! zurück! Zu weit treibt dich strafbare Leidenschaft. AUBRY Ha, nimmermehr! Es drängt der Augenblick! Er umschlingt Malwina Ich fühle Mut in mir und Kraft, Ich will und muss die Heissgeliebte retten! DAVENAUT Ha, werft den Rasenden in Ketten! Die beiden Diener beim Haushofmeister treten vor und gehen auf Aubry los. Aubry geht mit Malwina, die er fest umschlungen hält, ganz vor CHOR Ha! was ist das? Welch seltsames Beginnen? AUBRY Fest will ich sie umklammern und umfassen Und nur mit meinem Leben lassen! DAVENAUT Hinweg mit ihm! CHOR Ha! was ist das? DAVENAUT Trennt sie, er ist von Sinnen! AUBRY Ha, nimmermehr! Die beiden Diener trennen Aubry und Malwina mit Gewalt AUBRY Ach, habt Erbarmen! Betrogner Vater, ach, Ihr wisst nicht, was Ihr thut! Verloren Euer Kind, noch eh der Morgen graut, Bestimmt Ihr sie zu dieses Scheusals Braut. DAVENAUT Wie, Rasender! CHOR Was ist das? DAVENAUT Du wagst den Mann zu schmähen, Den sich dein Lord zum Eidam ausersehen? Ha, fürchte meines Zornes Wut! RUTHWEN für sich Die Zeit vergeht! Es wird zu spät! - Grausen bebt durch meine Glieder! Die Zeit vergeht, es wird zu spät! Grausen bebt durch meine Glieder! MALWINA für sich Mut und Vertrauen verlassen mich, Vater im Himmel, erbarme dich! CHOR unter sich Wie die Sache auch sich wende, Weh, das nimmt kein gutes Ende, Was ich höre, was ich sehe, Deutet mir des Unglücks Nähe! AUBRY Ha, trauet dem Verruchten nicht! Seht das verworfne Angesicht! Sein Auge flammet Höllenglut! Er lechzet schon nach ihrem Blut! Ihr seht sie niemals, niemals wieder! CHOR Weh! was war das? Welch seltsames Beginnen? RUTHWEN Der hoffnungslosen Liebe Glut, Sie tobt in ihm mit wilder Wut! Ha, fesselt seinen Ungestüm, Ihr hört, der Wahnsinn spricht aus ihm! DAVENAUT Ja, fesselt seinen Ungestüm! Man hört, der Wahnsinn spricht aus ihm! Hinweg mit ihm, er ist von Sinnen! Hinweg mit ihm! RUTHWEN Ja, hinweg mit ihm, er ist von Sinnen! CHOR Ha, fesselt seinen Ungestüm! - Ja! - Man hört, der Wahnsinn - ja - spricht aus ihm! Ja, hinweg mit ihm, er ist von Sinnen, Hinweg mit ihm! Die beiden Diener drängen Aubry etwas weiter zurück AUBRY ausser sich Malwina, höre mich! In Todesangst beschwör ich dich! Verderben droht dir diese Nacht! O zögre nur, bis der Tag erwacht, O zögre nur - Die beiden Diener schleppen Aubry nach links ab FÜNFTER AUFTRITT Die Vorigen ohne Aubry Dann Aubrys Stimme DAVENAUT Hinweg! RUTHWEN für sich Die Zeit vergeht, es wird zu spät! Grausen bebt durch meine Glieder! MALWINA für sich Mut und Vertrauen verlassen mich, Vater im Himmel, erbarme dich! AUBRY ausserhalb Malwina! - Malwina! - CHOR Hinweg! Wie die Sache auch sich wende, Weh! das nimmt kein gutes Ende! Was ich höre, was ich sehe, Deutet mir des Unglücks Nähe! RUTHWEN zu Davenaut Die Zeit vergeht, es wird zu spät, Lasst uns rasch zum Werke schreiten. DAVENAUT. Ihr Freunde, auf, mit heiterm Sang Begleitet unsern Hochzeitsgang. MALWINA Vater! ach, Vater! lass mit Zähren dich beschwören! Vater! ach, Vater! Hab Erbarmen mit mir Armen! Meine Kräfte fühl ich schwinden, O lass die Tochter Mitleid finden! O gönn mir Zeit, der Tag ist nicht mehr weit! Ach, lass uns bis morgen weilen! CHOR O gönnt ihr Zeit, der Tag ist nicht mehr weit! Warum so hastig eilen? RUTHWEN Mich drängt die Zeit! DAVENAUT Sprecht, kann es sein! RUTHWEN Ihr wisst, was Pflicht gebeut! DAVENAUT Ich will ge gerne ein! RUTHWEN Ich darf nicht länger weilen! DAVENAUT Sir, lasst uns bis morgen weilen. RUTHWEN Nein! nimmermehr! Es kann und darf nicht sein. Ihr gabt mir Euer Wort, Wollt Ihr es ehrlos brechen? DAVENAUT heftig Ha! Wer wagt es, so mit mir zu sprechen? RUTHWEN Wollt Ihr es ehrlos brechen? DAVENAUT Ha! Wer wagt es, so mit mir zu sprechen! Auf! auf denn, zur Trauung fort! Er will Malwinas Hand fassen, um sie Ruthwen zuzuführen. Allgemeine Bewegung zur Zugordnung MALWINA widerstrebend Nein, nimmermehr! DAVENAUT Auf, zur Trauung fort! Er fasst energisch Malwinas Hand MALWINA energisch Ich will ge niemals ein! Sie reisst sich los und flieht einige Schritte nach links DAVENAUT Auf, Freunde, fort! MALWINA Ha, nicht Liebe, nur Entsetzen Fühle ich für diesen Mann. Bewegung DAVENAUT Ha! wagst du s, dich zu widersetzen? Ha! Verräterin! Wohlan! So treffe dich - des Vaters Fluch! MALWINA UND CHOR Weh! Malwina wankt und droht zu sinken. Allgemeine grosse Bewegung. Die nahestehenden Edeldamen treten erschreckt an Malwina heran und unterstützen sie. Allgemeine Teilnahme für Malwina CHOR Was ist geschehn! DAVENAUT selbst ist tief ergriffen und gibt mit Widerstreben den Befehl für den Hochzeitszug Auf! beginnt den Hochzeitszug! Die zwei Brautjungfern treten heran und schmücken Malwina mit Kranz und Schleier CHOR Wie nach verderblichem Wettergetose Lächelt die Freude mit heiterem Blick, Blume des Hochlands, du Davenaut-Rose, Wende sich jede Gefahr dir zum Glück! Der Zug ordnet sich. Es zieht sich ein Gewitter zusammen, der Saal verdunkelt sich ein wenig. Die Jäger treten von den Stufen und bilden Spalier. Die Blumenmädchen paarweise in der Mitte. Die Guirlandenmädchen rechts und links im Mittelgrund. Davenaut reicht Malwina die linke Hand und macht mit ihr eine Wendung nach hinten, so dass Malwina die Mitte gewinnt. Ruthwen tritt ihr zur Seite, sobald sie die Mitte erreicht hat und gibt ihr seine rechte Hand. Ruthwen, Malwina, Davenaut beginnen den Zug nach hinten. Die beiden Brautjungfern folgen. Die Edelpaare ebenso. Leichter Donner AUBRY links ausserhalb Vergebens hemmt ihr meines Wahnsinns Stärke, Ich muss hinein! Zertrümmern will ich dieses Dämons Werke. RUTHWEN, DAVENAUT UND CHOR Man muss den Eingang ihm verwehren! Ruthwen, Malwina und Davenaut sind an den Stufen zur Estrade angelangt. Edgar Aubry gehalten von den beiden Dienern, die mit ihm abgegangen sind, stürzt von links über die Estrade bis zur Mitte vor den Vorhang zur Kapelle SECHSTER AUFTRITT Die Vorigen. Aubry. Die beiden Diener an seiner Seite, ihn haltend. Dann der Vampyrmeister. Dann ein Priester und zwei Chorknaben AUBRY in grösster Erregung Haltet ein! Mit dem letzten Worte heftiger Donnerschlag. Alle wenden sich nach vorn. Aubry reisst sich von den beiden Dienern los und stürzt vor, Ruthwen zur Linken. Malwina eilt an Davenaut vorüber nach der linken Ecke RUTHWEN für sich Ich bin verloren! Wehe mir! AUBRY auf Ruthwen weisend Wisst, dieses Scheusal der Natur - Das Gewitter dauert fort RUTHWEN Aubry! Gedenk an deinen Schwur - Verderben drohet dir! CHOR entsetzt Weh ! AUBRY wie oben Nicht zag ich vor des Ew gen Grimme - CHOR Weh ! AUBRY Laut ruf ich es mit Donnerstimme RUTHWEN zu Aubry Verderben drohet dir! CHOR wie oben Weh , was werd ich hören? Donner AUBRY wie oben Dieses Scheusal hier - Donner RUTHWEN für sich Zermalmung bebt durch meine Glieder! Gottes Donner wirft mich nieder! Wehe mir! AUBRY mit grösster Kraft Dieses Scheusal hier, Ist ein Vampyr! Es schlägt mit der zweiten Silbe des letzten Wortes Eins ALLE mit dem Ausruf des Entsetzens Weh ! Es wird plötzlich Nacht. Die Lichter erlöschen. Der Vampyrmeister steigt von unten herauf. Fürchterlicher Blitz, Donner und Einschlag. Ruthwen stürzt vernichtet dem Vampyrmeister zu Füssen. Vampyrmeister packt ihn unter jubelndem Hohngelächter der Hölle und versinkt mit ihm. Flammen schlagen hinter beiden empor. Alle stehen leblos, wie versteinert, in einer Gruppe des Entsetzens. Malwina ist links vorn in die Kniee gesunken. Die Edeldamen bemühen sich um sie. Die Mädchen sind wie Malwina in die Kniee gesunken. Grosse Pause. Das Gewitter endet, es wird wieder hell, die Lichter brennen wieder. Alle erholen sich nach und nach und stehen, Malwina ausgenommen, auf CHOR scheu und tonlos Ha! Was war das? Was ist geschehen hier? DAVENAUT Gott, mein Kind, welch Unglück drohte dir! MALWINA erhebt sich erst jetzt, mit erhobenen Händen zum Himmel Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! AUBRY, MALWINA, CHOR in betender Stellung Wer Gottesfurcht im frommen Herzen trägt, Im treuen Busen reine Liebe hegt, Dem muss der Hölle dunkle Macht entweichen, Kein böser Zauber kann ihn je erreichen! DAVENAUT Verloren hab ich meine Vaterrechte! Geliebte Tochter, kannst du mir verzeihen? Auf dass ich sie zurückgewinnen möchte, Will ich mit heissem Vatersegen Jetzt diese Hand in deine legen! zu Aubry Du sollst mein Sohn und meines Namens Erbe sein! Er vereinigt die Liebenden MALWINA beglückt Tief im innersten Gemüte Fühl ich dankbar deine Güte, Vater, Worte hab ich nicht. AUBRY ebenso Darf ich s glauben, darf ich s hoffen? Ach, den Himmel seh ich offen! Diese Wonne trag ich nicht. Der Vorhang zur Kapelle hinten wird geöffnet; es zeigt sich die Schlosskapelle mit dem Altar in der Mitte. Der Priester wendet sich mit den beiden Chorknaben nach vorn, um Segen spendend das Brautpaar zu empfangen. Abermalige Ordnung zum Zug CHOR Prangend aus des Verderbens Schoss Erblühte euch das schönste Los; So steiget aus der finstern Nacht Der Tag empor mit Strahlenpracht; Dem Ewigen sei Preis und Dank! Ihm schalle unser Lobgesang! AUBRY, MALWINA, DAVENAUT Dem Ewigen sei Preis und Dank! Ihm schalle unser Lobgesang! Die Mädchen streuen Blumen. Aubry reicht Malwina die rechte Hand und wendet sich nach hinten zur Trauung. Die Brautjungfern, Davenaut und die Andern folgen Marschner,Heinrich/Der Vampyr